S-Bahn München: Tunnel auf Kosten der „Außenäste“?

Das Nadelöhr zwischen Mühldorf und München ist die Strecke Markt Schwaben – München. Ein „Außenast“ der Münchner S-Bahn. Die soll zwar mit dem 2. Stammtunnel frisiert werden – Kritiker behaupten allerdings, dass dies zu Lasten von Ertüchtigungsmaßnahmen der „Außenäste“ geschieht:
Der leise Abschied vom 10-Minuten-Takt oder: wer sind die wahren „Billigheimer“?


Billigheimer – mit diesem kräftigen Begriff kanzelte der Geschäftsführer des Regionalen Planungsverbandes München (RPV), Christian Breu, die Südring-Befürworter beim S-Bahn-Hearing des Münchner Stadtrates ab.

Das Hearing bietet in der Nachlese aber erstaunlichere Erkenntnisse, wenn man sich auf die Zwischentöne und Halbsätze konzentriert, die oft mehr Neuigkeiten beinhalten als der Austausch längst bekannter Positionen.

CSU-Stadtrat Georg Kronawitter hatte anhand einer MVV-Grafik aus dem Jahre 1994 auf uneingelöste Versprechen bei der Realisierung des 10-Minuten-Takts auf vier westlichen und drei östlichen

Außenästen hingewiesen. Als Beispiel nannte er die seit Jahrzehnten überlastete S-Bahnstrecke zwischen Markt Schwaben und München.

MVV-Chef Alexander Freitag bestätigte in seiner Antwort zwar Kronawitters Aussagen, dass der unterbliebene Ausbau wichtiger Aussenäste den versprochenen 10-Minuten-Takt bis heute wirksam verhindert hat, outete sich aber als bekennender Fan eines 15-Minuten-Taktes. War schon diese Äußerung vor dem Hintergrund der bisherigen Haltung der MVV GmbH wenig nachvollziehbar, so setzte der Vertreter des Freistaates, Ministerialdirigent Göttler noch eins drauf: ein 15-Minuten-Takt sei heute schon bei allen S-Bahn-Linien ohne weitere Außbaumaßnahmen möglich.


CSU-Stadtrat Kronawitter

Kronawitter schwant Übles: „Da sich Freistaat und Bahn beharrlich weigern, ein Fahrplankonzept für die zweite Stammstrecke vorzulegen, kann man diese Äußerungen nur dahingehend interpretieren, dass der Abschied vom 10-Minuten-Takt schon beschlossene Sache ist.“

Offensichtlich führe die Baukostenexplosion beim Tunnel dazu, klammheimlich jegliche Ausbaumaßnahmen auf den Außenästen auf den Sankt-Nimmerleinstag zu verschieben. Kronawitter: „Die Leidtragenden werden dann gerade die MVV-Kunden aus dem Umland sein. Die wahren Billgheimer – die der RPV-Geschäftsführer Christian Breu bei den Tunnelgegener vermutet – sind in Wahrheit diejenigen, die die ganzen Ausbau-Mittel an einer Stelle in den Münchner Boden versenken und nicht diejenigen, die die Steuermittel an den Stellen einsetzen wollen, die verkehrlich am meisten
bringen.“

Zuletzt wurden Verbesserungsmaßnahmen der S- Bahn- Strecke Grafing – Ebersberg gestrichen.
Einzig die S- Bahn- Außenäste bis Grafing (Richtung Rosenheim), Mammendorf (Richtung Augsburg) und Petershausen (Richtung Ingolstadt) wurden in den vergangenen Jahren ausgebaut.

Siehe auch: Interview mit Dr. Kronawitter: Zustand der Strecke Ostbahnhof – Markt Schwaben