Kabinett beschließt Zukunftskonzept Bahnknoten München

merkur – online:

München – Nach jahrelangem Hin und Her soll München einen zweiten S-Bahn-Tunnel und eine schnellere Flughafenanbindung bekommen. Das Kabinett billigte am Dienstag einmütig ein entsprechendes Zukunftskonzept für den Bahnknoten München. „Das Konzept ist schlüssig, ist machbar und ohne tragfähige Alternative“, sagte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nach der Sitzung und sprach von einem „Jahrhundertprojekt“.

abendzeitung – online:

Kabinett beschließt Zukunftskonzept Bahnknoten München /

Ministerpräsident Seehofer und Wirtschaftsminister Zeil:

„Realisierung des 2. Stammstreckentunnels und der schnellen Flughafenanbindung über den Ostkorridor von zentraler Verkehrsbedeutung / Schwierige Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund stehen bevor“

Das Bayerische Kabinett hat heute das Zukunftskonzept für den Bahnknoten München beschlossen. Ministerpräsident Horst Seehofer und Wirtschaftsminister Martin Zeil erklärten: „Mit den Komponenten 2.

S-Bahn Stammstrecke, Flughafenanbindung via Ostkorridor, Erdinger Ringschluss mit Walpertskirchener Spange und Ausbau der wichtigen

Güter- und Personenverkehrsstrecke München – Mühldorf – Freilassing (ABS 38) liegt ein überzeugendes Gesamtkonzept vor, das endlich eine angemessene Flughafenanbindung schafft, den Schienenverkehr im Großraum München einen Riesenschritt voranbringt und für ganz Bayern von zentraler Verkehrsbedeutung ist.“

Seehofer betonte, dass die Staatsregierung mit dieser Grundsatzentscheidung ein starkes Zeichen für die Realisierung dieser bedeutsamen Projekte gesetzt habe. Seehofer: „Ich erwarte auch von der Landeshauptstadt München ein klares Ja zur 2. Stammstrecke.

Nur wenn wir auf allen Ebenen in großer Geschlossenheit für die Realisierung dieses Jahrhundertprojektes eintreten, werden die ohnehin schwierigen Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund den Erfolg bringen, den wir uns wünschen. Wir brauchen zusätzliches Geld aus Berlin, um das Zukunftskonzept Bahnknoten München auch zeitgerecht mit der notwendigen Finanzierung unterlegen zu können.“

Der Ministerpräsident verwies darauf, dass die Realisierung dieser Projekte nicht zu Lasten von Verkehrsprojekten in den anderen Landesteilen gehen dürfe.

Verkehrsminister Zeil unterstrich: „Die schnelle Flughafenanbindung über den Ostkorridor im Zusammenspiel mit dem 2.

Stammstreckentunnel ist und bleibt das beste Zukunftskonzept für den Bahnknoten München. Die aktuellen Untersuchungsergebnisse zum ‚Nordtunnel light‘ zeigen, dass der Nordtunnel die 2. S-Bahn- Stammstrecke nicht ersetzen kann. Mit ihm gelangen die Fahrgäste nicht direkt an die wichtigsten Haltestellen in der Münchner Innenstadt.

Überdies sprechen sowohl der fehlende volkswirtschaftliche Nutzen als auch die fehlende Förderfähigkeit eindeutig gegen eine Weiterverfolgung dieser Variante. Der Nordtunnel ist deshalb keine Alternative zur West-Ost-Verbindung.“ Mit dem beschlossenen Konzept werden laut Zeil die Weichen für den Bahnknoten München für die nächsten 50 Jahre gestellt. Der Schienenverkehr in der Metropolregion München werde nachhaltig gestärkt und die Erreichbarkeit des Flughafens aus allen Landesteilen erheblich verbessert.

Der heute vom Kabinett gefasste Beschluss umfasst die 2. S-Bahn- Stammstrecke und den viergleisigen Ausbau der Strecke zwischen Daglfing und Johanneskirchen als Kern der Flughafenanbindung.

Parallel dazu soll der Erdinger Ringschluss samt Walpertskirchener Spange mit hohem Tempo vorangetrieben werden. Für die Neufahrner Kurve als Voraussetzung für eine direkte Anbindung Ostbayerns ist die Planfeststellung bereits eingeleitet. Als weitere Maßnahmen in der ersten Prioritätsstufe sollen noch in diesem Jahrzehnt der Ausbau der Linie A Dachau – Altomünster, der Ausbau des Bahnhofs Pasing mit Überleitverbindung aus Richtung Augsburg und Memmingen in die 2.

S-Bahn-Stammstrecke sowie bei positivem Abschluss der laufenden Planungen und Gespräche die S 7-Verlängerung nach Geretsried, verwirklicht werden. Zugleich wird der Bund aufgefordert, den vordringlichen Ausbau der Bahnstrecke ABS 38 München – Mühldorf

– Freilassing in diesem Jahrzehnt zu realisieren. Zeil betonte die große Bedeutung des Ausbaus der Strecke München-Mühldorf (ABS 38) gerade auch für die schnelle Flughafenanbindung und den Erdinger

Ringschluss: „Hier muss der Bund seiner Finanzierungsverpflichtung so schnell wie möglich nachkommen.“ Nach den Worten Zeils werde die Staatsregierung die schnelle Flughafenanbindung und den Erdinger Ringschluss samt Walpertskirchener Spange als Bestandteil des Projekts Bahnknoten München aber auch unabhängig von der Bahnstrecke ABS 38 weiter vorantreiben.

Mit dem Projekt Erdinger Ringschluss mit Walpertskirchener Spange kann eine direkte Schienenanbindung des Flughafens München aus

Nordost- und Südostbayern geschaffen werden. Das Projekt Erdinger Ringschluss wurde in verschiedene Teilabschnitte eingeteilt, die möglichst zügig angegangen und teilweise parallel vorangetrieben werden könne. Prioritär sind folgende Abschnitte:

–     Neufahrner Kurve: Damit wird zusätzlich zum heutigen Angebot eine

stündliche schnelle Verbindung von Regensburg über Landhut, Freising und die Neufahrner Kurve zum Flughafen mit deutlichen Fahrzeitgewinnen für Ostbayern ermöglicht.

–     Ringschluss nach Erding: Hier ist vorgesehen, die heute am

Flughafen endende Bahnstrecke nach Osten zu verlängern und eine Verbindung zur bestehenden S-Bahnlinie in Erding herzustellen.

–     Walpertskirchener Spange: Sie verbindet die Bahnstrecke ABS 38 und

die Stadt Erding. Damit können die Regionalzüge aus Richtung Landshut und Freising bis Mühldorf und Salzburg durchgeführt werden und Südostbayern direkt mit dem Flughafen verbinden. Das Verkehrsministerium wird prüfen, ob mit Hilfe dieses Neubaus eine Shuttle-Verbindung von Freising nach Dorfen oder Mühldorf starten kann, noch bevor der Gesamtausbau der ABS 38 abgeschlossen ist.

–     Auf längere Sicht ist auch ein viergleisiger Ausbau der Bahnstrecke

ABS 38 von Berg am Laim bis Markt Schwaben notwendig, der primär vom Bund finanziert werden muss.

Außerdem wurde im Kabinett vereinbart, das Gesamtkonzept um weitere wichtige Maßnahmen zu ergänzen. Konkret geht es um die Sendlinger Spange als Bypass zwischen Pasing und Heimeranplatz bis zur Realisierung der 2. Stammstrecke. Damit werden für Notfälle Ausweichmöglichkeiten für den S-Bahnverkehr geschaffen. Daneben sollen die Planungen für den viergleisigen Ausbau zwischen Pasing und Eichenau im Westen weiter beschleunigt werden. „Auch die Entwicklung der Münchner U-Bahn wollen wir im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten bei Bund und Freistaat weiterhin positiv begleiten. Von einem raschen Lückenschluss der U 5 zwischen Laimer Platz und Bahnhof Pasing würde das gesamte Münchner Nahverkehrssystem enorm profitieren. Deswegen ist es wichtig, dass die Landeshauptstadt München hier möglichst bald ihre verkehrliche Prüfung abschließt“, so Zeil. Zudem soll auch ein möglicher Nord-Süd- Tunnel am Flughafen als Direktanbindung von Nord- und Ostbayern an den Flughafen schnellstmöglich vertieft untersucht werden.

Zeil: „Wir sollten dem Bund ein eindeutiges Signal der Geschlossenheit geben. Ich strebe einen abschnittsweisen Baubeginn der 2. S-Bahn-Stammstrecke ab Anfang 2011 an. Voraussetzung dafür ist, dass wir den Bau- und Finanzierungsvertrag mit der Deutschen Bahn bis zum Sommer abgeschlossen haben und ein Sonderbudget des Bundes anlässlich der Olympischen Winterspiele 2018 bekommen.

Die Verhandlungen mit dem Bund werden nicht einfach.“ Für die Neufahrner Kurve hat die Deutsche Bahn AG das Planfeststellungsverfahren Ende Januar eingeleitet. Der Bahnknoten München ist bereits im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans als Vorhaben enthalten. Um zu erreichen, dass auch der viergleisige Ausbau Johanneskirchen – Daglfing und die Walpertskirchener Spange hier als konkrete Projekte aufgenommen werden, steht man in enger Abstimmung mit dem Bund. Zugleich werden Gespräche mit der Landeshauptstadt München über die Ausgestaltung und Finanzierung des Ausbaus der Strecke Johanneskirchen – Daglfing geführt.

„Das heute beschlossene Konzept zum Bahnknoten München ist ein echter Schub zur Bewältigung des wachsenden Mobilitätsbedürfnisses durch den öffentlichen Verkehr. Wir können die Spitzenstellung der gesamten Metropolregion München im Bereich des öffentlichen Verkehrs nur halten, wenn wir die Stadt-Umland-Beziehungen über die heutigen S-Bahn-Endhaltepunkte hinaus stärken. Dies geht nur mit der 2. S-Bahn-Stammstrecke“, so Zeil.

Ein Kommentar

  1. „Jahrhundertprojekt“

    Wie wahr…
    Es werden noch mind. 100 Jahre vergehen,
    bis das alles umgesetzt ist.

    Mindestens 20, bis der Erdinger Ringschluss u. die Walpertskirchener Spange in Betrieb gehen.

    Wer diesen Wünsch-dir-was-Katalog bezahlen soll, verrieten die Herrschaften in München nicht…

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