Bahnknoten München: Gipfel des Provinzialismus

München. Als „Gipfel des Provinzialismus“ hat der Münchner CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt eine Aussage des bayerischen Verkehrsministers Martin Zeil (FDP) kritisiert, wonach die geplante Untertunnelung Münchens nicht fernbahntauglich sein müsse, weil es ohnehin kaum Durchgangsverkehr gebe.

Gerade München habe, so Posselt, die Chance, zum Mittelpunkt eines europäischen Schnellbahnnetzes, dem verkehrspolitisch die Zukunft gehöre, zu werden, weil sich hier die für die EU wichtigsten Magistralen, nämlich jene von Berlin nach Rom und jene von Paris nach Wien und Budapest kreuzten.

Als Stöpsel mit Kopfbahnhof, antiquierter Durchfahrung und einem nicht ins Schnellbahnnetz integrierten Flughafen drohe die bayerische Hauptstadt hoffnungslos abgehängt zu werden: „Von der Seine an die Donau geht auch über Frankfurt und Passau, Italien läßt sich auch über Ulm beziehungsweise Augsburg und die Schweiz anbinden.“

Von einem hochmodern ausgebauten Bahnknoten München profitiere jedoch nicht nur Oberbayern, sondern auch Schwaben, Nord- und Ostbayern; es wäre also ein strategischer Wurf. Posselt betonte, er habe Verständnis für die Entscheidungszwänge, unter denen die Bayerische Staatsregierung offenbar derzeit stehe, „nicht aber für das schnellbahnfeindliche Gerede von Zeil, der sich beim Neubau des Hauptbahnhofes in Wien und beim Ausbau der Hochgeschwindigkeitsrouten in Frankreich einmal anschauen sollte, was Verkehrspolitik im 21. Jahrhundert ist.“

Auch wenn man derzeit offenbar den Schwerpunkt auf die zweite S-Bahn-Stammstrecke lege, gelte es, auch über deren Fernbahntauglichkeit noch einmal nachzudenken; „Dies muß bis zum Herbst geschehen, wobei mit Bund und EU über die entsprechenden Mittel dafür gesprochen werden kann. Wenn ich zwei Ziele habe – Lösung von Nahverkehrsproblemen und Fernbahntauglichkeit – ist es doch besser, ich erreiche beide ein oder zwei Jahre später, als das eine ein Jahr früher und die anderen am Sankt-Nimmerleinstag.“