Arriva: Die Bahn rechnet sich die Braut schön

Die Deutsche Bahn will der größte Transportkonzern Europas werden. Deshalb
hat der DB-Aufsichtsrat zugestimmt, den britischen Konkurrenten Arriva für
satte 2,8 Milliarden Euro zu kaufen. „Eigentlich könnte man erwarten, dass
die deutschen Bahn hierbei größte Vorsicht walten lässt und alle Risiken
überprüft. Doch das Gegenteil ist der Fall“, empört sich Dr. Toni Hofreiter,
verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im deutschen Bundestag.
„Offensichtlich will die Bahn diesen Kauf unbedingt tätigen und rechnet sich
die Braut absichtlich schön.“ Die Bahnführung erwartet nämlich, dass der
operative Gewinn bei Arriva in den kommenden Jahren doppelt so stark steigt,
wie in den vergangenen fünf Jahren, nämlich um 59 Prozent.

Diese Art Größenwahn kennen die Bürger Bayerns aus ihren leidvollen
Erfahrungen mit der Bayerischen Landesbank. Bei der Übernahme der Kärntner
Bank Hypo Alpe Adria verließen sich Aufsichtsräte auf mündliche Aussagen des
Vorstands, ignorierten alle Risiken und blieben zum Schluss auf einem
Verlust von 3,8 Milliarden Euro sitzen. Dafür muss nun der bayerische
Steuerzahler gerade stehen.

„Die deutsche Bahn AG, die sich noch immer zu 100 Prozent in der Hand des
Bundes befindet, will offensichtlich diesem unrühmlichen Vorbild
nacheifern“, sagt Toni Hofreiter. Denn es gibt Warnhinweise, dass die
deutsche Bahn mit dem Kauf des Unternehmens Arriva ebenfalls ungeahnte
Risiken eingeht.  Eine eingehende Unternehmensprüfung fand nicht statt. Bei
der Bewertung stützte man sich auf mündliche Informationen des
Arriva-Managements, das seinerseits am Kauf am allermeisten verdient. Die
Manager haben sich nämlich satte Boni in Millionenhöhe garantieren lassen.

„Es ist nicht die Aufgabe eines deutschen Staatskonzerns, Steuergeld für den
Aufkauf ausländischer Privatunternehmen auszugeben“, so Hofreiter. Während
die Bahn in ganz Europa Nahverkehrsbusse betreibt und Containerschiffe auf
allen Weltmeeren fahren lässt, wird ihr Zustand in Deutschland immer
maroder. Bahnhöfe vergammeln, ICEs verlieren Türen, viele Züge sind
überfüllt und selten pünktlich.

Es wäre also eher die Aufgabe der Bahn, im Inland für bessere Verhältnisse
zu sorgen als im Ausland als Zahlmeister aufzutreten, dem man anscheinend
jedes überteuerte Angebot unterjubeln kann.

Pressemitteilung von Dr. Toni Hofreiter, verkehrspolitischer Sprecher der
Grünen im Deutschen Bundestag