Lesermeinung: So schürt man Politikverdrossenheit

Alt- Neuöttinger Anzeiger: vom 06.11.2010 LESER SCHREIBEN
So schürt man Politikverdrossenheit Zur Berichterstattung über den Ausbau des Schienennetzes und zur Verkehrskonferenz in Ampfing:
Im Westen nichts Neues, (…). Dies gilt nun einmal mehr für den Bahnausbau und die aktuellen Probleme mit brennenden Lokomotiven, Gleisbruch, im Herbstlaub liegengebliebenen Güterzügen usw. bei der Südostbayernbahn. Dagegen liest sich deren Kundenbroschüre vom stressfreien Pendeln wie ein schlechter Witz: (…) Derzeit sind die Berufspendler glücklich, wenn sie überhaupt zur Arbeit oder nach Hause kommen.
Von den weiteren Ausbauabschnitten zwischen Mühldorf und München, bei Dorfen und Hörlkofen, hört man indessen nichts mehr. Hier wird jedoch nicht beklagt, sondern von Seiten der Politik geschwiegen! Hieß es im April, bis 2015 sollten die zweigleisigen Begegnungsabschnitte realisiert werden, scheint nun gewiss, bis 2020 kommt da nichts mehr! Außer Skizzen, der sogenannten Vorentwurfsplanung, wird nichts gepinselt. Vorentwurfsplanung, welch überheblich anmaßend klingender Begriff für Nichtstun!
CSU-Staatssekretär Scheuer meinte dazu: ‚Man könne nicht immer nur Maximalforderungen stellen.‘ Nach dieser Aussage könnte man meinen, Scheuer kann Körbchengröße A und D augenscheinlich nicht unterscheiden. Aus Überheblichkeit oder Unkenntnis? Die Begegnungsabschnitte als Maximalforderungen zu bezeichnen, ist dreist. Dabei fordert die Region nur das Nötigste, was all diese Scheuers, Ramsauers, Tiefensees usw. hier seit Jahren vollmundig angekündigt haben! Natürlich mit ähnlichen Luftblasen wie Vorentwurfsplanung.
Für Mühldorf-Tüßling herrscht nun Ruhe und Klarheit, der Rest kommt nicht mehr. Seit 1985 wird geredet, vertröstet, geschönt, vor-entworfen, was den Bahnausbau München-Mühldorf-Freilassing betrifft. Unterm Strich ein leuchtendes Beispiel, wie mit großen Versprechen und Ankündigungen nicht einmal die dringlichsten Maßnahmen in die Wege geleitet werden. Und das in mehr als 20 Jahren! So schürt man Politikverdrossenheit, Politikerschelte und Fehler der Vergangenheit werden aufgezeigt: Einer der größten, ist die nicht zu Ende gedachte Bahnreform. Wie ein reicher Großgrundbesitzer, kaum steuerbar wie ein Öl-Tanker, agiert die sogenannte Bahn AG, deren Management und Mitarbeiter gegenüber den Kunden immer noch wie unzuständige, verstaubte Beamte agieren. Interessant nur, dass die Kunden von all den großspurigen Bau-Aktivitäten und Ankündigungen hinterher nur wenig Nutzen verspüren. Wer bei alle dem sich über Proteste wie in Stuttgart wundert, ist weit weg von der Realität, die das Bürgertum täglich erleben muss. Die Worte von SOB-Chef Kraller krönen die glorreichen Taten von Bahn und Politik: Beschwichtigen, Probleme tot schweigen oder mit Arroganz ignorieren.“
M. Wengler