Neuerlicher Brief an den CSU-Bundestagsabgeordneten Mayer: „Es hängt von deiner künftigen Wortwahl ab, ob du uns Berufspendler ernst nimmst oder weiterhin als Spielball politischer Propaganda missbrauchst“
Der „Erfinder“ dieser Plattform ist Mitglied der CSU und das schon lange. Er war im Jahr 2008 Kandidat für einen Posten im Mühldorfer Stadtrat und nun eine Periode Mitglied im CSU-Vorstand der 17.000 Einwohner Kreisstadt Mühldorf a. Inn.
Meine Hoffnung war groß, als mit Dr. Peter Ramsauer ein CSU- Mann Bundesverkehrsminister wurde. Wenn schon aus politischen und finanziellen Gründen keine weiteren, zeitnahen Baumaßnahmen folgen können, bestand die Hoffnung, dass Prioritäten neu gesetzt, sich vor allem aber die Tonart ändern würde. Vernunft hätte einkehren können, in die vielen hochtrabenden Schienenausbaupläne in und um München.
Im Mai letzten Jahres war dann eine Delegation der Jungen Union in Berlin, auf Einladung des heimischen Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer.
Der Besuch des Bundesverkehrsministeriums war wie ein schlechter Film. Die Abhandlung der Probleme unserer Region ließen nur den Schluss zu: Keinem Vertreter ist es bis heute gelungen, die teilweise völlig überholten Zustände in Südostbayern, denen in Berlin näher zu bringen.
Darauf entstand ein eigener Zeitungsbericht, ohne Rücksprache mit den heimischen Partei- bzw. Abgeordnetenbüros.
Südostbayern: Stiefkind bundesweiter Verkehrsinvestitionen
Als sich einige Zeit später zeigte, Bundesverkehrsminister Ramsauer folgt nicht nur in der Tonart seinem Vorgänger, die Region wird weiter hingehalten und mit falschen Versprechen abgespeist, musste entsprechend reagiert werden.
Mit Leserbriefen, beispielsweise.
Im Herbst vergangenen Jahres wollten die Büroleiter der hiesigen CSU- Abgeordneten meinem Treiben ein Ende bereiten: Der Mühldorfer Ortsvorsitzende wurde angehalten, den unangenehmen Kritiker zum Schweigen zu bringen oder aus der Vorstandschaft auszuschließen.
Gespräche habe ich abgelehnt, was hätten emotionslose, bisher desinteressierte Nicht- Bahnfahrer zur Sache beitragen können?
So legte einem der Ortsvorstand nahe, zumindest persönliche Angriffe zu unterlassen.
Doch das ließ sich nicht vermeiden, da Abgeordnete und Minister immer dreister Wohltaten verkündeten, die offensichtlich nie eintreten.
Beispiel: Kürzere Fahrzeiten. Oder aber: Entlastung des Knotenpunktes Mühldorf, obwohl das neue 2. Gleis aus Ampfing nicht einmal bis zum Bahnhof Mühldorf gebaut wurde.
Nun wurde der CSU- Vorstand in Mühldorf neu gewählt. Ohne Bahnkritiker.
Das liefert Freiraum und befreit von politischen Zwängen.
Zwischenzeitlich gab es noch einen Schriftwechsel, mit dem heimischen CSU- Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer. Der hier im Wortlaut nachzulesen ist:
Brief an den CSU- Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Mühldorf/ Altötting:
„(…)
Deine Wertschätzung meines „teilweisen“ Fachwissens ehrt mich. Meine vielen Kontakte im
bürgerlichen Lager bescheinigen mir, dass ich im Gegensatz zu vielen politisch engagierten Menschen
noch Bodenhaftung und Kontakt zur Masse und Sichtweise der Bevölkerung habe.
Was hättest du fachlich meiner Kritik am Bahnausbau in unsere Region entgegen setzen können?
Ramsauer, und damit auch dir, fehlen sichtbare und vor allem spürbare Erfolge (kürzere Fahrzeiten)!
Für den Großteil der betroffenen Bevölkerung geht eben nichts „voran“. Wir können uns gerne im
Zug unterhalten: (..).
Zum Thema Hybrid habe ich wohl eine Meldung deinerseits falsch interpretiert: Deren Überschrift
war: „Mit Hybridzügen zum Flughafen?“ und der Abschlusssatz lautete: Mayer will am Ball bleiben:
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“
Die von dir geschilderte Erprobung eines Hybridzuges mit dem MTU-Hybrid-Powerpack des
Antriebssystem- und Energieanlagenspezialisten Tognum, hat zwischenzeitlich den Innovationspreis
der Fachzeitschrift „Privatbahn Magazin“ in der Kategorie „Umwelt- und Bahntechnik“ gewonnen.
Allerdings ist diese Art von Hybrid nicht geeignet für unseren Mühldorf- München- Flughafen-
Express, da hier der Stromabnehmer fehlt. Dieser Hybridantrieb dient nur der
Wirkungsgradverbesserung durch Energierückgewinnung – ähnlich dem Toyota Prius.
Du schreibst erneut von neuen „Planungen“?
Sind das „Vorplanungen“, Vorentwürfe oder richtige Detail- bzw. Ausführungsplanungen? Die in der
Regel ca. 25% der Baukosten veranschlagen? Plant jemand ein Haus zu bauen oder wird das Haus
bereits vom Architekten geplant? Plant jemand einen Umzug oder zieht er um? Plant ihr ein Gesetz
oder arbeitet ihr es gerade aus? Das ist keine Interpretationssache, sondern eine Frage der
Darstellung. Insofern solltest du dich präziser ausdrücken, um welche Art von Planungen es sich
handelt. Nur der Beginn von Ausführungsplanungen lässt auf baldige Bauaktivitäten hoffen.
Natürlich wäre die Elektrifizierung der Bahnstrecke München- Mühldorf- Freilassing, mit kompletter
oder mehrmaliger Zweigleisigkeit zwischen Ampfing und Markt Schwaben ein Traum! Vor allem,
wenn damit der Trassenverlauf so korrigiert werden würde, dass die Züge 160 km/h, anstatt bisher
lediglich 120 bis 140 km/h fahren können.
Nur bezweifle ich, dass das zeitnah, im nächsten Jahrzehnt, machbar ist. Du kannst mich jedoch
gerne davon überzeugen!
Beinahe erstaunlich, dass sich beim neuen Bedarfsplan alle einig waren. Ihr wisst nur zu gut, dass
diese Gedankenspiele eine Fülle an Versprechen enthalten, die nicht zeitnah finanziert werden
können. Der Bundeshaushalt gibt jährlich nur ca. 1,2 Milliarden her. Alleine die Pläne im Großraum
München kosten mehr als 6,2 Milliarden Euro, so sagte das MdL Erwin Huber im Bayerischen
Landtag. Der heutige Stand der ABS 38 beruht auf eben dieser Fülle von angedachten Ausbauten,
deren Umsetzung in unserem Raum bisher nur du positiv einstufst.
Es ist schon abstrus, dass Fahrgäste wie ich, die täglich diese S- Bahn- Stammstrecke in München
nutzen, keinen Zeitgewinn oder Vorteil durch den Bau der 2. Röhre sehen, während andere, die nicht
einmal praktische Erfahrung vorweisen können, sich dafür einsetzen!
Regionsübergreifend stellt ihr euch hin, schürt Hoffnungen und wir Bürger warten, teilweise seit
Jahrzehnten, auf deren Realisierung. Und ihr wundert euch dann über Politikverdrossenheit,
Wählerschelte und persönliche Angriffe in Leserbriefen? Ich kann jedenfalls bis heute keine positiven
Veränderungen in der von dir dargestellten Bandbreite feststellen. Und 15.000 anderen ergeht es
ebenso.
Wir, und ich sehe mich als Bürger und nicht als Parteisoldat, haben nun jede mögliche
Konstellationen in Berlin erlebt. Bisher hat sich leider gezeigt, dass alle „kürzere Fahrzeiten“
ankündigten, die dann nicht eintraten. Was wiederum für deinen Ausdruck „Gemeinschaftswerk“
spricht.
Schafft ihr es nicht, weitere Begegnungsabschnitte (sechs Jahre Planungs-, Planfeststellungs- und
Bauzeit gerechnet) zwischen München und Mühldorf bis zum Jahr 2020 zu realisieren, waren eure
großen Worte nur populistische Stimmungsmache. Da wird es wenig helfen, wenn ihr im
Bundestagswahlkampf 2013 den Spatenstich für den Abschnitt Altmühldorf- Mühldorf- Tüßling feiert.
Das ist zu wenig, für die Regentschaft eines südostbayerischen CSU-Bundesverkehrsministers, der
hinter seinen Plänen die volle parteiübergreifende Zustimmung des Bundestages hat.
Gelingt es euch, bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2013, die Gelder aus dem
Bundeshaushalt einzuplanen, dass im Jahr 2014 oder 2015 die Ausführungsplanungen für den
zweigleisigen Ausbauabschnitt von Dorfen nach Markt Schwaben beginnen, ziehe ich den Hut vor
euch. Dann könnt ihr voller Stolz sagen, „es geht voran“, der „volle Einsatz für die Region“ zeigt
Wirkung, der Ausbau hatte immer „höchste Priorität“. Darauf werden wir lautstark applaudieren.
Das Wahlvolk misst dich an deinen Versprechen! Leute wie ich, ohne politische Karrieregelüste,
werden dafür sorgen, dass deine Versprechen nicht in Vergessenheit geraten.
Es hängt von deiner künftigen Wortwahl ab, ob du uns Berufspendler ernst nimmst oder weiterhin
als Spielball politischer Propaganda missbrauchst.“
Nein, wir dürfen uns nicht dem Druck beugen. Weitermachen!!!