Leserbrief: Das vergessene „Hinnterland“

Heute im Alt- Neuöttinger Anzeiger:

„Trotz der großspurigen Magistralen-Plänen bleibt die Frage: Wann wird der Bau der Bahn vollendet? In unserem
Raum weiß man nicht einmal, wann er beginnt! Der Lärmschutzwall in Ampfing könnte sanierungsbedürftig sein, bis
jemals ein Zug die Höchstgeschwindigkeit des neuen Gleises und die dafür ausgelegte Schallschutzwand in
Anspruch nehmen kann.
Die Ursache allen Übels, das fehlende Geld beim Bund, wurde genauestens erörtert. Stellt sich nur die Frage, wie
man das ändern will? Vor allem: Wer kann das ändern? Laut unserem Bundestagsabgeordneten Mayer sind sich in
Berlin alle einig. Die Wichtigkeit sei parteiübergreifend erkannt worden. Doch warum passiert trotzdem nichts?
Obwohl CSU und FDP in Bayern und im Bund regieren? Obwohl der Bundesverkehrsminister aus der Region
stammt? Und die Region nun sogar Seehofers Staatskanzlei-Minister stellt?
Wer vor einem Jahr laut gesagt hat, dass die Situation der ,vergessenen Region‘ weder in München, noch in Berlin angekommen ist, wurde bloßgestellt und beinahe gesteinigt.
Während Stephan Mayer auf der Konferenz in Mühldorf die Sicht Berlins zu erläutern versuchte und seinen
SPD-Kollegen Schurer zwecks gemeinsamen Einsatzes lobte, klingelte das E-Mail-Postfach in den
Zeitungsredaktionen. Landtags-SPD und Grüne spotteten über die Magistralen-Konferenz, als einer
,Showveranstaltung‘ mit höchst prioritären Floskeln. Wieder einmal. Da niemand genaue Datierungen oder weitere
Ausbauschritte Richtung München nicht einmal in Aussicht stellen konnte, haben die Grünen wohl recht: ,Außer
Spesen nichts gewesen.‘
Das Reichsbahngeläuf zwischen Markt Schwaben und Ampfing spricht Bände. Andere Bände, als die Elite der
Region um Josel und Co. den Menschen auf der Konferenz weiß machen wollte. Sämtliche Ausbaupläne bleiben
was sie schon immer waren: Planspiele in einem Märchenland − dem vergessenen Hinnterland.
Bayerns FDP-Verkehrsminister Zeit hatte Recht mit seiner Aussage: Wer derzeit mit der Südostbayernbahn durch
das Isental fährt, kann die schöne Landschaft Bayerns bewundern. Wenn Föhn herrscht und wieder einmal ein Zug
hinter der S-Bahn bis Markt Schwaben tingelt, sieht man im Süden die Berge. Von Thann-Matzbach bis Dorfen
schlängeln sich Bahn und Isen beinahe ineinander. Ab Dorfen umrahmen die vielen Maisfelder, Futter für die
Biosgasanlagen, die Bahnlinie. Von Schwindegg bis Weidenbach fahren die Züge mindestens einmal im Jahr
Schritttempo, wenn wieder einmal die unbeschrankten Bahnübergänge defekt sind oder eine Schafherde Bayerns
am meisten befahrene, eingleisige Zuglinie kreuzt.