Dokumentarfilm der Südostbayernbahn: Monty Python wäre begeistert!

Inn-sider.de: Bahnfahren kann erheiternd sein. Vor allem, wenn früh morgens ein
übereifriger Zugbegleiter meint, die Fahrt der Berufspendler aus der Provinz nach München als Reise wie in einem ICE gestalten zu müssen.

Zumindest verbal. An den anderen, gegebenen Umständen, lässt sich
ohnehin nichts ändern.
Seit langem ist zu beobachten, dass die Bahn und ihre Mitarbeiter
Informationen im Regelverkehr preisgeben, die das Stammpublikum
eigentlich kennt. Während in Extremsituationen die Sprachgewandtheit
des Bahnpersonals versiegt.

Nur wenige Gelegenheitsfahrer, die sich in den frühen Morgenstunden in
einen Zug verirren, werden die Flut an Informationen aus den
Lautsprechern zu dieser Zeit als ,,Service“ betrachten. Der Rest, die
Pendler, sind einfach nur genervt.
Manchmal verzögert sich die Abfahrt, ohne irgendeinen Hinweis.
Dann gibt es Tage, an denen zwei oder drei Minuten Verspätung mit
einer minutenlangen Durchsage beweihräuchert werden.

Die Fahrt von Mühldorf nach Ampfing gestaltet sich ohnehin als
Begrüßungszeremonie, ähnlich einer verruchten Kaffeefahrt.
Begrüßung, Hinweise über die Fahrt, auf den nächsten Halt, den
Ausstieg, auf welcher Seite man den Zug verlassen muss. Fehlten nur
mehr Parodien, in welchen Toiletten das Papier knapp werden könnte.

Ist der Zugbegleiter, das neue Pseudonym für Schaffner, mit seinem
Repertoire am Ende, herrscht für einige Sekunden Ruhe.
Dann knachst es in der High-Tech-Leitung der modernen Wägen und der
Lokführer meldet sich. Mit demselben Ausstiegshinweis in Ampfing.
Beinahe als ob ein ICE Frankfurt, Köln, Hamburg oder Berlin erreichen
würde.

90 Prozent der Fahrgäste, wenn nicht gar 99 Prozent, dürfte das nicht
interessieren. Wer fährt schon um fünf oder sechs Uhr von Mühldorf
nach Ampfing mit der Bahn?

Der Gipfel der Informationsflut ist allerdings erreicht, wenn ein TV-
Team angekündigt wird. Die SOB dreht derzeit einen Dokumentarfilm.
Dazu werden in den Zügen Aufnahmen gemacht, in bestimmten Wägen und
man solle als Fahrgast doch sein Veto einlegen, wenn man nicht gefilmt
werden will.

Dumm nur, dass die Bahnmitarbeiter diesen Hinweis geben, bevor die
Mehrheit der Fahrgäste an den Bahnhöfen in Ampfing, Schwindegg und
Dorfen zugestiegen ist.
Gut für die schlaftrunkenen Fahrgäste wiederum, denen die
nervenaufreibende Durchsage des nicht gängigen Textes, nicht noch
einmal zum besten gegeben wurde. Der Informant war schlichtweg
überfordert, vokabularisch und grammatikalisch.
Von der verspäteten Abfahrt dieses Zuges, an diesem Tag, wird in dem
Dokumentarfilm sicherlich kein Hinweis zu finden sein.

Ebenso bleibt zu hoffen, dass der übereifrige und allseits bekannte
Schaffner nicht zu Wort kommt. Monty Python wäre über die Konkurrenz
der Filmemacher aus Südostbayern schlichtweg begeistert!