Bahnausbau nach Mühldorf am Ende: Ruhe in Frieden!

inn-sider.de:Entweder, so der Eindruck im Nachhinein, kennt man in den Ministerien nur große Pläne, verfolgt man nur Großbauprojekte und Visionen, oder aber, man hat das Gespür der Leute unten, längst verloren.

Letztes Jahr, im Mai 2010, war eine Delegation der Jungen Union aus den Landkreisen Altötting und Mühldorf in Berlin. Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Stephan Mayer (CSU).
Auf der Reiseplanung stand unter anderem ein Besuch im Bundesverkehrsministerium in der Bundeshauptstadt. Der und das steht heute fest, das Vertrauen in die Politik, die vielen Versprechen hier vor Ort, tief erschütterte.

In diesem Ministerium wurden damals große Pläne offenbart, das Konzept der Bayerischen Staatsregierung zum Schienenknotenpunkt München. Die vortragende Dame des Ministeriums wusste nicht einmal, was all diese Pläne insgesamt kosten sollen.

Den Jungpolitikern aus der Region stand damals kein Fachreferent zur Verfügung, der die Fragen zur heimischen Bahnausbaustrecke 38 München- Mühldorf- Freilassing hätte beantworten können.
Das war auch nicht nötig, denn augenscheinlich zeigte der Vortrag in Berlin, dass die Nöte der Menschen, der Industrie und der Pendler aus der Region, bis heute nicht in Berlin angekommen sind.
Entweder, so der Eindruck im Nachhinein, kennt man in den Ministerien nur große Pläne, verfolgt man nur Großbauprojekte und Visionen, oder aber, man hat das Gespür der Leute unten, längst verloren.

Nach all den Besuchen und Forderungen, ob von den heimischen Bürgermeistern, den Abgeordneten oder der Staatsregierung, wurde in Berlin klar, dass zeitnah niemand mit Verbesserungen rechnen kann.
Man erzählt wohl allen Besuchergruppen aus ganz Deutschland das selbe, nur saßen eben aus Mühldorf Leute am Tisch, die den aktuellen Bundesverkehrswegeplan, die Projekte, die Finanzen und eben alle anderen Projekte und damit die Finanzierungslücken kannten. Und eine eigene Rechnung entwickelten.

Bis heute hat sich daran nichts geändert.
Zwischen Mühldorf und Tüßling soll gebaut werden, um den ärgsten Engpass für die Güterzüge der Industrie zu beseitigen. Alles andere, irgendwelche Spangen zum Münchner Flughafen und der Erdinger Ringschluss, bleiben Utopien.

Wer all das einmal live erlebt hat, verliert den Glauben.
Den Glauben an die Politiker, die angeblichen Befürworter aus der Heimat und eben die Berliner Ministerien, die mit den vielen Wünschen und Forderungen aus den verschiedensten Winkeln dieses Landes nicht mehr zurecht kommen, die nicht mehr wissen, wie sie all das begründen oder jemals finanzieren sollen.

Zu Hause, vor Ort, werden die Menschen einfach nur vertröstet. Nach jedem Lokschaden, nach jedem Suizid, nach jeder Streckensperrung, versucht man tunlichst, das Volk zu besänftigen.

Und im Grunde, interessieren die Menschen, die jeden Tag auf solchen Bahnlinien wie wir zwischen Mühldorf und München verkehren, niemanden.
Man hat sein Schicksal selbst gewählt, hat die Wahl zwischen Pest und Cholera. Zwischen der Todesstrecke B12 oder der eingleisigen Dieselbahn. Oder eben den teuren Mieten in München.
Mancher verbringt den Großteil seiner Freizeit in der Bahn, morgens wie abends.
Während man in München ist, wird zu Hause ein Fest gefeiert, mit Sonderzügen und Spatenstichen, jedes Mal fallen Spesen bis zu 100.000 Euro an. Die Kosten für die Sonderzüge, Zeltanlagen, eigens errichtete Bahnsteige etc. eingerechnet.

Nach der erschütternden Erkenntnis in Berlin war klar, jedes Wort der Bekundung für den Einsatz des Ausbaues, stimmt so nicht.
Politiker gehen in Berlin und München ihren Weg in speziellen Fachkreisen. Erarbeiteten sich Ansehen, das dann für eine spätere Postenvergabe berücksichtigt wird. Verkehrsexperten aus der Heimat, Landtags- oder Bundestagsabgeordnete, die sich in diese Materie einarbeiten, finden sich nicht.

Dies gilt parteiübergreifend, schließlich hat die SPD mit den Grünen bei der Regierungsübernahme im Jahr 1998 den Bahnausbau gestoppt und in all den elf Jahren im Bundesverkehrsministerium wohl dafür gesorgt, dass keine Gelder für die heimische Ausbaustrecke vorhanden sind.

Andere, haben den Ausbau der Strecke nach Berlin forciert, den Flughafen und dessen Umland vergessen.
Etwaige Transrapid- Pläne fraßen viel Geld, Geld das nun für die Schiene fehlt. Da fehlt es selbst für kleine Maßnahmen, zwischen Mühldorf und Markt Schwaben wäre das der 11 Kilometer lange Abschnitt bei Dorfen. Doch selbst der, wird bis zum Jahr 2020 nicht kommen.

Dabei hofften alle auf ein Bürgertum, das gutgläubig und obrigkeitshörig weiterhin und noch lange Jahre so sein wird, wie vergangene Generationen.

Die Politik musste sich daher im vergangenen Jahr wehren. Man erkannte: Manche Leute machen Stimmung, verfolgen jeden Schritt und jeden Tritt. Jede Aussage wird protokolliert, selbst zwei Jahre später ist nachzulesen, was damals gesagt wurde.
Diese Leute musste man zum Schweigen bringen.

Die Wege der Obrigkeit sind dabei kurz.

Für den Bahnausbau heißt das: Nicht jedes gesagte Wort der Politik stimmt mit den Plänen überein. Hält man sich an die weiteren Pläne des Ausbaues, so ist bis dato nur der Abschnitt Altmühldorf- Mühldorf- Tüßling in die Wege geleitet.
Richtung München, sind alle weiteren Schritte ,,offen“.
Offen heißt: Man weiß noch nicht einmal, wann Planungen beginnen könnten. Planungen, auf die man bauen könnte. Geistig werden zwar alle möglichen Skizzen mit Filzstiften in irgendwelche Landkarten skizziert, vom Bau ist man bei derlei Aktionen noch weit entfernt.

Erst wenn dies die Politik groß propagiert, ,,Planung in Rekordzeit“, kann der Bürger gewiss sein: Hier passiert etwas.
Solche Pläne kosten aber Geld, Geld das man nicht hat. Man spricht von 25% der Gesamtkosten, alleine für Planungen.
Darauf folgt das Planfeststellungsverfahren und nach dessen Ablauf, mit etwaigen Klagen dagegen, kann mit dem Bau begonnen werden.
Sechs Jahre dauert dieser Vorgang, bestenfalls.

Somit weiß man, was alles nicht geplant wird:
Der Erdinger Ringschluss ebenso wie die Walpertskirchener Spange und weitere Ausbauschritte auf der ABS 38 München- Mühldorf- Freilassing.
Bis zum Jahr 2016 wird der Abschnitt Ampfing- Mühldorf- Tüßling zweigleisig befahrbar sein, das war jedoch der letzte Spatenstich in der Region, über lange Jahre hinweg.

Wer hier tiefere Einblicke wünscht, sollte sich für eine Bildungsreise nach Berlin anmelden, mit Besuch im Bundesverkehrsministerium. Alle Bekundungen, die großen Pläne des Beamer- Bildes an der Wand, sollte man sich notieren. Um hinterher zu addieren.
Das offenbart Einblicke in die tiefen Polit- Machenschaften in unserem Lande, die man eigentlich gar nicht wissen will.
Nämlich, dass all das, was weder zeitnah, noch im nächsten Jahrzehnt finanziert werden kann.

So werden noch viele Jahre vergehen, nach dem legendären Spatenstich in Ampfing im April des Jahres 2007, und nichts wird geschehen. Das erinnert heute wie morgen an das Lied von Hubert von Goisern: Heast as net, wia de Zeit vergeht..

M. Wengler