Der S- Bahn gehen die Lokführer aus, weniger Fahrgäste nach München

Meinung:

In München stellt man plötzlich fest, dass die vielen zuagroaßten Lokführer aus Nord- und Ostdeutschland dann doch wieder in die Heimat gehen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet.

Wen wundert das? München ist die teuerste Stadt in Deutschland, selbst Ballungsraum- Zulagen können die hohen Lebenshaltungskosten nicht ausgleichen. In München als Durchschnittsverdiener eine Familie ernähren zu müssen, ist ein Armutsrisiko. Doch das scheint bei den Managern der Bahn noch nicht angekommen zu sein. Wem mag man es verdenken, den teuren Raum München so schnell wie möglich zu verlassen, wenn man sich das vielfältige Angebot an Kultur und Freizeitmöglichkeiten ohnehin nicht leisten kann?

Wenn man andernorts ein Haus mieten kann, für das Geld, das in München nur für eine kleine Wohnung reicht?

 

In Mühldorf jammern sie hingegen über schrumpfende Fahrgastzahlen nach München.

Angeblich wären hier die neuen, flexibleren Teilzeit- Modelle und die Möglichkeit des sogenannten Home- Office, des Arbeitens von zu Hause aus möglich. Diese Begründung ist unter zweierlei Gesichtspunkten falsch:

Home- Office und dergleichen hat sich längst nicht in allen Berufssparten durchgesetzt. Was für hoch dotierte Mitarbeiter möglich ist, gilt für Lieschen Müller als Sekretärin noch lange nicht. Unter den Pendlern befinden sich zudem viele Berufsgruppen, in denen das Arbeiten von zu Hause überhaupt nicht möglich ist. Postboten, Polizisten, Kindergärtnerinnen, Erzieherinnen, Rechtsanwaltsgehilfinnen und dergleichen.

Nein, das Problem ist tiefgründiger, wird aber verschwiegen, weil es sich in Zukunft noch gravierender auswirken wird: Viele Pendler sind längst in die Jahre gekommen. Es gehen mehr Leute in Rente, als Junge nachrücken. Die Jungen, die nach München müssen, überlegen es sich gut, ob sie 200 Euro der Bahn geben oder dieses Geld eben in eine teure Wohnung in München stecken.

Denn mit der einstündigen Fahrzeit nach München ist es meist nicht getan. Viele müssen in München noch weiter und in Mühldorf erst an den Bahnhof, so dass Tür zu Tür Wege von ein einhalb Stunden normal sind.

Wären alle Züge zwischen Mühldorf und München so flott, wie die schnellsten Verbindungen, würde sich die Fahrzeit erheblich verkürzen. Doch die schwankt, zwischen nicht einmal einer Stunde mit dem besten Express- Zug von Mühldorf zum Hauptbahnhof und eben Fahrzeiten von weit mehr als einer Stunde und 20 Minuten.

Viele Züge bleiben viel zu oft länger an den Bahnhöfen stehen, was die Fahrt zu einer nervigen Bummelbahn macht. Es könnte schneller gehen und müsste schneller gehen. Doch ohne den Ausbau ziehen die jungen Leute eben eine Wohnung in München vor.

Das schweigen die Südostbayernbahn und die Politik tot.

 

Künftig wird es mehr Fahrgäste von Schwindegg und Dorfen nach München geben, als von Mühldorf. Eine halbe Stunde Freizeit am Tag ist in diesen streßigen Zeiten viel wert. Freizeit in der Bahn hingegen ist dauerhaft verlorene Zeit.

Die Begründungen und Ausreden der Bahn in München und Mühldorf diese Woche zeigen eines: Man hat von den wahren Begebenheiten der eigenen Belegschaft und der Kunden nicht die geringste Ahnung. Es fehlt an Einfühlungsvermögen und Weitblick.

Das Schönreden dagegen haben die Bahn- Oberen 1:1 von der Politik übernommen, die ebenso planlos mit irgendwelchen Phrasen den Menschen den derzeitigen Zustand schönreden will.

Doch die Entwicklung zeigt: Nicht mehr alle Menschen in Deutschland fügen sich bedingungslos den gegebenen Voraussetzungen. Mit einem Wohnortwechsel gewinnt man vor allem eines: Zeit für sich und das bedeutet Lebensqualität!