Mühldorf- München: „Und wenn sie nicht gestorben sind…“

Ein Leserbrief zum Interview mit Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und dessen Aussagen zum Bahnausbau vom 3. Oktober im Alt- Neuöttinger Anzeiger:

„Eigentlich sollte man sich gar nicht mehr die Arbeit machen und auf ein derartiges Interview antworten, aber drei Aussagen unseres Bundesverkehrsministers zum Bahnausbau dürfen nicht ohne Kommentar im Raum stehen bleiben.

Gab es Positives zu berichten? Wie man es nimmt. Zumindest hat Dr. Ramsauer durch die detaillierte Beschreibung des Umfangs der Vorplanungen indirekt bestätigt, dass das Bundesverkehrsministerium von den Plänen des seit 1985 versprochenen Vollausbaus unserer Bahnstrecke abgerückt ist. Bis vor Kurzem hat der Minister wider besseren Wissens immer noch den komple tten Ausbau angekündigt. Ein Detail wurde nicht angesprochen: Die Vorplanungen werden, wie aus Kreisen des SOB-Kundenbeirat zu hören war, nur auf eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometer ausgelegt. Bisher waren 160 Stundenkilometer angesagt.

In welcher Realitätsferne Dr. Ramsauer lebt, zeigt eine Bemerkung sehr deutlich: ‚…Zwischen Ampfing und

Mühldorf ist der Ausbau ja SCHON erfolgt…‘ Erstens endet der Ausbau nicht in Mühldorf, sondern bereits in

Altmühldorf, also am Stadtrand von Mühldorf und zweitens ist das Wörtchen ‚schon‘ mehr als vermessen. Von über

140 Kilometer Ausbaustrecke, die seit 1985 versprochen werden, sind sage und schreibe läppische acht Kilometer

SCHON fertig. Nach 25 Jahren.

Was mich aber richtig ärgert ist die Aussage des Ministers, dass nach den nun beginnenden Vorplanungen, sich

das Planfeststellungsverfahren anschließen würde. Weiß er es nicht besser oder täuscht er der Bevölkerung, wegen

der nahenden Wahlen falsche Tatsachen vor? Beides ist inakzeptabel. Fakt ist, dass nach den Vorplanungen erst

einmal Detailplanungen folgen müssen. Diese dauern etwa zwei bis drei Jahre und machen bis zu 25 Prozent der

Gesamtprojektkosten aus. In unserem Fall somit etwa 260 Millionen Euro. Nachdem das Bundesverkehrsministerium

zuletzt drei Jahre gebraucht hat, um acht Millionen Euro für die Vorplanungen zu geben, kann man sich leicht

vorstellen, wie ‚schnell‘ die Bereitstellung von 260 Millionen Euro für die Detailplanungen vonstatten gehen wird.

Falls dereinst das Geld für diese Detailplanungen tatsächlich fließen sollte, ist immer noch nicht gesagt, dass im

Anschluss auch die Finanzierung für die Baumaßnahmen durch Berlin abgesegnet wird, etwa 800 Millionen Euro. Es

wäre nicht das erste Mal, dass fertige Ausbaupläne für München-Mühldorf-Freilassing in der Schublade verstauben.

Was kann man nun aus dem Interview mit Dr. Ramsauer tatsächlich herauslesen? …und wenn sie nicht gestorben sind, dann…“