A94 privat finanziert: Verschläft die Südostbayernbahn ihren Untergang?

Lokomotiven für Güterzüge am Bahnhof Mühldorf a. Inn; die konnte die SOB günstig aus der Konkursmasse privater Unternehmer beziehen.

Verschläft die Bahn ihren Untergang? Die Frage muss man sich bezüglich des Baues der A94 Autobahn am Rande des Isentals ernsthaft stellen.
Denn eines ist klar: Wird die Autobahn mit privaten Geldern finanziert, deren Geldgeber dann über 30 Jahre die Einnahmen aus der Lkw- Maut erhalten, ist das der Anfang vom Ende für die Südostbayernbahn.

Weder der Staat, noch die Privatwirtschaft dürften langfristig ein Interesse daran haben, dass mehr Güter aus dem Chemiedreieck mit der Bahn transportiert werden, als auf der Straße. Woher sollten ansonsten die Einnahmen für die privaten Geldgeber durch die Lkw- Maut kommen?

Die Zahlen dazu liegen auf dem Tisch:
70 Prozent der Güter der chemischen Industrie verlassen die Werke an der Salzach und der Alz auf der Straße, während rund 60 Prozent der Rohstoffe mit der Bahn angeliefert werden.

Das wird sich ändern, wenn die Autobahn fertig ist. Denn die Bahn ist weder schneller, noch zuverlässiger. Die dauernden Ausfälle und Verspätungen auf dem einen Gleis durch das Isental, werden noch mindestens weitere zehn Jahre ein Damoklesschwert sein.

Selbst bei den Pendlern wird es Abwanderungen von der Bahn zum Auto geben. Egal ob aus Burghausen, Mühldorf, Schwindegg oder Dorfen. Viele Bahnkunden könnten sich heute schon die Autofahrt leisten, verzichten aber darauf wegen dem Verkehr auf der B12. Der ist freilich nur Kennern ein Begriff.

Eine ADAC – Untersuchung zeigte schon vor einiger Zeit: Die Südostbayernbahn ist zwar billiger, aber nicht schneller.
Selbiges gilt für die Anfahrt zum Flughafen: Wer irgendwie kann, meidet die Bahn und fährt auf der Straße zum Airport.

Mit der Autobahn wird sich das Verhältnis nochmals deutlich verschieben. Da kann die Bahn noch so billig sein, sie ist unzuverlässig, hat eine rückständische Infrastruktur, kostet die Pendler fahrplanmäßig viel Freizeit und ist immer für negative Überraschungen gut.

Bei der Bahn mag man das noch nicht so sehen. Es zeigt sich jedoch deutlich: Die Bahn schätzt weder die Kundschaft der Industrie, noch die Pendler. Die Eisenbahner meinen, beides sei von Gott gegeben und würde auf ewig ein Garant dafür sein, dass die Bahn- Töchter der Südostbayernbahn wie ein gallisches Dorf im Südosten Bayerns positive Zahlen schreiben. Der Zaubertrank der Mühldorfer Bahn ist allerdings die Alternativlosigkeit der Kundschaft, weniger die Leistung des Machbaren auf dem einen Gleis.

Wie diese Trägheit von der Politik eingeschätzt wird, zeigen die Bemühungen, die A94, egal mit welchen Mitteln, bis zum Jahr 2018 fertig zu stellen.

Denn die Politiker wissen: Ist die Bahn erst einmal ruiniert, kommt sie so schnell nicht mehr auf die Beine. Von Wirtschaftsbetrieben weiß man: Ist der Ruf erst ruiniert, kostet es viel Geld und Engagment, das Image wieder aufzupolieren.

Bayerns Bahnchef Klaus Dieter Josel war höchst persönlich bei der Einweihung des A94- Abschnittes von Ampfing bis Heldenstein zugegen. Er zählt mittlerweile zu den Mühldorfer Honoratioren. Und fährt wohl selbst mit dem Auto nach München, wenn er zuverlässig, pünktlich und schnell dort ankommen will. Wie viele andere eben auch und das sagt eigentlich schon alles.

 

 

10 Kommentare

  1. Das ist ja ein ziemliches Pamphlet. Angefangen mit den Loks, die m.W. nicht der Südostbayernbahn gehören. Die SOB wird selbst beim Fahrzeugpark für den Personenverkehr kaum alleine entscheiden können. Bei solchen Sachen hat immer der Konzern das letzte Wort. Gerade die Loks sind reines Konzernverschiebe von ECR und EWS (DB-Töchter in F und GB).

    Und das Straßenbau im Autoland Deutschland besser funktioniert als Eisenbahn, ist republikweit eine Binsenweisheit. Die meisten Politiker reden viel über die Bahn, und tun viel für die Straße.

    Die Mühldorfer Pendler haben sicher ihrer Probleme. Dass es woanders soviel besser funktionieren soll, hat aber etwas mit Einbildung zu tun. Und was nützen neuere Fahrzeuge, wenn sowas wie Baureihe 440 oder E-Talent Version Bayern oder NRW rauskommt? Siehe Rhein-Sieg-Express, Fugger-Express, …

    Ratschlag: mal den Tellerand suchen, und dann mal schauen, was man noch so sieht, wenn man darüber hinaus schaut. Ich weiß: das eigene Elend ist immer am elendigsten.

  2. Ich habe ja nie bezweifelt, dass es auf einigen Strecken besser läuft. Aber so tun, als sei die SOB das Böse an sich führt nicht weiter.

    Sich gegenseitig Rechthaberei vorzuwerfen, auch nicht. Wenn sich die, die eigentlich die Bahn voran bringen, auch noch in Cliquen, Grüppchen und Einzelkämpfer aufspalten, wird es nie was!

    Wer die Bahn als seinen persönlichen Gegner versteht, hat im Grunde schon verloren. Ich kann mir auch nicht die Bahn schnitzen, wie ich sie mir wünsche. Letztlich bleibt nur beständiges Drängen und einen halbwegs partnerschaftlichen Umgang miteinander. Dann wird auch viel besser auf Kritik reagiert.

    Wenn die Kritik zum Generalangriff wird, wird dagegen dichtgemacht. Zu Recht.

  3. Hier werden – wohl mal wieder – Äpfel mit Birnen in einem Topf zu ziemlicher Mantsche vermischt:

    Die Südostbayernbahn befördert keine Fracht. Sie befördert nur Personen, vorwiegend Pendler. Können Sie sich vorstellen, daß täglich 17.000 Pendler auch noch auf der Autobahn nach München fahren? Und daß diese 17.000 Pendler 1,50€ für den Liter Sprit zahlen? Unmöglich.

    Auf der Autobahn werdne in Zukunft also vorwiegend der Güter transportiert, die die Südostbayernbahn aber ohnehin nicht befördert.

    Warum sollte also die Südostbayernbahn irgend etwas verschlafen?

    Es gibt halt im Raum Dorfen Autobahngegener und im Raum Mühldorf Bahnbaubefürworter, die eigentlich Bahnbaugegner sind….

  4. Also ich pendle jetzt aus der dritten Richtung (Mühldorf) nach München, nach Augsburg und Rosenheim, habe also genügend über den Tellerrand geblickt. Was soll ich sagen: überall gibts Probleme, aber so elend wie jetzt wars auf den anderen Strecken nicht annähernd.
    Was die A94 betrifft: Wenn die fertig ist gibts bestimmt einen findigen Busunternehmer, der dann Shuttle-Busse einsetzen wird. Und mit so einem werde ich dann pendeln. Ich kenne keinen Pendler-Kollegen im Zug, der nicht auch so denken würde. Viel Spaß liebe Bahn, beim verlieren der Kunden. Aber wenn dann kaum mehr Penlderzüge gebraucht werden, dann gibts wieder genügend Kapazitäten für den Güterverkehr…

  5. Und was mir zu der Sache noch einfällt: wenn der Ramsauer schon für die A94 kein Geld mehr hat und private Investoren sucht, dann gute Nacht Bahnausbau. Aber das wissen wir eh schon seit Jahren.

  6. Ach ja, nicht nur der Josel fährt mit dem Auto nach München, wenn er pünktlich sein muß. Ich mache das seit diesem Jahr auch und nehme der Zugverbindung (Burghausen-München) zwischen 20 und 40 Minuten (einfach) ab. Und das auf einer Strecke, die fast durchgängig auf 80 beschränkt ist und es kaum noch ein paar Meter ohne Überholverbot gibt. Bin immer gerne mit der Bahn gependelt (seit 1992), aber die SOB-Strecke nach München hat mir den Rest gegeben.

  7. Ich sage nur „fortgeschrittener Kapitalismus“. Das heißt nichts anderes, als dass der Staat unter anderem kaum noch Geld für die so wichtige Infrastruktur hat. !!!TRAURIG GENUG!!! Doch wenn die Möglichkeit Autobahn-Ausbau nun steht, egal ob staatlich oder privat, wird die Südostbayernbahn ihren Untergang verschlafen! Da helfen auch keine neuen Loks mehr. „Viehtransporte“, „Eingleisigkeit“ oder „Gleiserneuerung ohne zweigleisigen Ausbau“ reichen aus, dass die Leute wahrscheinlich die dann schnellere Variante „A94“ nach Fertigstellung nehmen. Ein Wermutstropfen für angewiesene Pendler wäre meiner Meinung nach nur noch die Möglichkeit „Privatbahn“. Die bieten wenigstens meist besseren Service als die DB. Immerhin! 🙂 Die Ausschreibung für die Strecke ist übrigens in den kommenden Jahren. Mal schauen was das Ergebnis sein wird.

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