Südostbayernbahn: Die Angst fährt täglich mit- seit Jahren!

IMG_2771-image032Schon Ende der neunziger Jahre brillierte die Bahn mit urkomischen Ausfällen: Einmal fuhr ein Zug von München nach Mühldorf, bei dem im letzten Wagen die Handbremse angezogen war.
Zumindest qualmte es schon auf der Runde um München, über den Südring, vom Hauptbahnhof zum Ostbahnhof.

Was dann begann, war wie ein Schwank aus einem billigen Bauerntheater:

Die Kommunikation zwischen Lokführer und Schaffner war damals entsprechend den heutigen Durchsagen. Es hört sich immer noch alles so an, wie eine Telefonverbindung von einem Entwicklungsland in unsere Breitengrade.

Klack, Grrrr, Rausch, klopf. „Hallo“?

„Zugbegleiter bitte beim Lokführer melden“ knarrte es durch den verrauchten Zug. „Verbindung gestört“ tönte es später zurück. Die Krönung war „bitte die Handbremse im letzten Wagon prüfen“- das kam vom Lokführer.

Mittlerweile hatten schon die letzten renitenten Kettenraucher den letzten Wagen verlassen, der wurde sprichwörtlich während der Fahrt evakuiert. Am Bahnhof Dorfen blieb die Bahn stehen und es galt damals wie heute ein Satz, den ein Berufs- Pendler Jahre später zu einem Pendlerkollegen sagte: „das glaubt dir nicht einmal deine eigene Frau“!

Die Reisenden nach Mühldorf und Simbach warteten eine Weile in Dorfen, während die Feuerwehr anrücken musste, um die glühenden Bremsen des letzten Wagons zu kühlen.
Die Weiterfahrt fand mit einem Zug statt, der 40 Minuten später von München nach Mühldorf startete.

Damals wie heute war es so, dass sich schlaue Pendler selbst den Weg bahnten, denn Durchsagen an solchen Bahn- Katastrophen- Tagen sind immer noch mau. Getreu dem Motto: Sie wissen selbst nicht, was zu tun wäre.

Selbst am Morgen danach, war das Fiasko spürbar: Denn bei dem Zug vom Abend in die Provinz, fehlte am Tag darauf natürlich der Wagen, dessen Bremsen über Nacht wohl noch abkühlen mussten. Der stand immer noch in Dorfen, was einige Pendler missmutig auf ihrem Stehplatz am Gang feststellten, denn die Bahn hatte natürlich nicht für zusätzliche Sitzplätze gesorgt.

Unvorstellbar, dass es damals weder Internet, Smartphones noch SMS gab.
Unvorstellbar, dass diese Leistungen nun über all die Jahre andauern, während sich nur eines geändert hat, der Preis der Fahrkarte. Der hat sich von 300 Mark auf über 240 Euro erhöht.

Und noch etwas ist in all den Jahren geschrumpft:
Die Hoffnung, dass das jemals anders werden würde.
Ein Horrorgedanke, dass sich diese Spirale noch 30 weitere Jahre so weiterdrehen könnte. Am Ende werden wir uns noch bedanken müssen, mitfahren zu dürfen, in den Zügen der Südostbayernbahn.

Thank you for travelling with the Südostbayernbahn..

Das hat in all den Jahren einfach nur mürbe gemacht. Die Hochglanzbroschüren wurden immer mehr, die teilweise abstrusen „Service-Ideen“ auch. Von Werbefilmen in Zügen, mit Interviews am frühen Morgen bis hin zu Massagen während der Fahrt.

Einladungen zu weiteren Zugfahrten in der Freizeit oder gar zu Gala- Abenden, obwohl die meisten Pendler nur froh sind, wenn sie die Bahn- Menschen nicht noch öfter sehen müssen, als während der Bummelfahrt durch das Isental.

So kann man nicht nur jeden verstehen, der längst nach München gezogen ist oder sich anderweitig, weit außerhalb des Einzugsgebietes dieser komischen Eisenbahn, einen Job oder eine Bleibe gesucht hat.
Obwohl niemandem der Abschied aus der Heimat wirklich leicht fällt. Diese Bahn arbeitet daran, mit aller Macht!

Dabei gilt nach wie vor ein Spruch, einer mittlerweile uralten Webseite eines Dorfeners mit dem Titel „Trauerzug“: Hier könnte ein ICE fahren..

So fährt sie täglich mit, die Angst, die Bahn kommt sowieso nicht pünktlich an.
Falsches Gleis hier und da, gestörte Weiche dort, die Durchsagen ohnehin nur zur Volksbelustigung.

Dass bei all dem etwaige Eisenbahner noch intern Karriere gemacht haben, stinkt nur zum Himmel. Wie sagte Bayerns Ex- Ministerpräsident in einer Bierzeltrede zu einem Bürger: „Sie lassen sich gerne verarschen“.

Stoiber könnte damit all jene gemeint haben, die in Bayern täglich mit der Bahn fahren. Vor allem die Kunden der Südostbayernbahn…

4 Kommentare

  1. JUHU! Ich pendle ab April’13 in den SOB-Zügen. Der Albtraum wird wahr. Und, Und endlich weniger arbeiten…oder auch nicht. 🙁

  2. Wieso weniger arbeiten??
    Verspätungen gehen auf die Kappe der Arbeitnehmer,
    geschenkt wird die Zeit nur den diensthabenden Eisenbahnern…

    Das Dumme ist nur: Kommen die Leute später in München an- müssen sie die Zeit REINarbeiten und fahren später nach Hause.

    Die Bahn kalkuliert das natürlich nicht und wunder sich hinterher- wenn die Leute andere (spätere) Züge nehmen.

    Wie beim Schienenersatzverkehr im Sommer 2012, da fuhren viele -wg. der längeren Fahrzeit- früher,
    war nicht kalkuliert (oh Wunder- Herr schmeiß Hirn vom Himmel) und schon gab es Chaos…

    http://www.innsalzach24.de/muehldorf/muehldorf-pannen-beim-ersatzverkehr-muehldorf-in24-2491649.html

  3. Leute, ich habe diese Seite hier gefunden, es ist gut was ihr macht!

    Bedenkt aber folgendes:

    1) Viele Mißstände fußen in der Bahprivatisierung von 1994 und Teilung in viele Unternehmen. Also erst mal alle still, die die 1993/1994 amtierende Bundesregierung gewählt haben!

    2) Sollte irgendwann der Luxusausbau kommen, habt ihr GAR NIX davon. Der ICE und der Railjet rasen mit 250 bzw. 230 von München noch Salzburg – wenn Ihr GLÜCK habt, werden VIELLEICHT einzelne Züge in Mühldorf halten!
    Der Berufsverkehr verbessert sich nicht! Gut-man kann dann 160 oder 200 fahren statt jetzt nur 140, aber dann steht man in jedem zweiten Bahnhof minutenlang rum, bis der ICE überholt hat. Sieht man am Nürnberg-München Express (Vmax 200), der dann eine Viertelstunde in Ingolstadt steht, bis alle ICE passiert haben.

    3) Ich kenne viele Eisenbahnen in Deutschland und kann Euch sagen, dass die SOB in Sachen Personal noch relativ gut und freundlich bedient ist.

    4) Warum die Monatskarte so viel teuerer geworden ist? Ist doch klar: Die Bahn braucht undbedingt Bahnunternehmen in England (ARRIVA)und Speditionen in USA. Und in Berlin steht da ein Elfenbeinturm voller Typen mit sechs- und siebenstelligen Gehältern, die von der Bahn null Ahnung haben.
    Der Oberamtsrat in der Bundesbahndirektion hatte Ahnung und war mit A14 zufrieden!

    Der Fisch stinkt vom Kopf her!

  4. @Chris: In vielem geb ich dir Recht, in der Frage nach Nah- und Fernverkehr bin ich allerdings nicht deiner Meinung:
    Natürlich würden ICE und RJ nicht unbedingt immer in Mühldorf halten, allerdings stimmt das mit dem Überholen auf der Strecke nicht so ganz. Mühldorf-München ist nicht so lang wie Nürnberg-München und ein 2h-Takt nach Wien (wie er im Moment durch RJ angeboten wird – ICE fährt nicht nach Wien), würde an der Stelle sicherlich so gemanaget, dass die Schnellzüge den Regionalzügen ab Mühldorf vorausfahren (Ingolstadt würde in dem Fall quasi Mühldorf als Überholbahnhof entsprechen, mit dem Unterschied, dass die meisten Fahrgäste von Mühldorf und westlich davon, bzw. von den umliegenden Regionalbahnen bei Mühldorf kommen). Der nachfolgende Schnellzug holt aber in der Fahrtzeit selbst bei einem möglichen 1h-Takt der RJ-Züge den Regionalzug nicht ein, die Strecke ist einfach zu kurz.
    Und noch etwas: Im Moment fahren die Züge nicht 140 km/h. Die Strecke gibt das auf langen Strecken auf Grund des Alters gar nicht her… 😉 140 wär ja ein Traum… Außerdem beschleunigen elektrifizierte Züge um Welten schneller als Diesellocks (siehe Regionalzug nach Augsburg), was bei vielen Haltepunkten enormen Vorteil hat.

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