Meinung zur Aktion „ich war ein Münchner“ – Vorspielung falscher Tatsachen!

Staatsregierung
http://www.bayern.de/Anlage10337216/BerichtdesZukunftsratsZukunftsfaehigeGesellschaft.pdf

(ab Seite 51, Analysen zum Verhalten von Pendlern)

Vor nicht allzu langer Zeit schimpfte eine junge Dame in einem Zug der Südostbayernbahn von Mühldorf nach München über ihren Mann. Der wollte nach Mühldorf ziehen, anstatt nach Rosenheim. Das Ergebnis: Er sei Stunden vor ihr im Freibad, während sie in den Bummelzügen der Südostbayernbahn ihre Freizeit vergeude.Lange war die junge Dame nicht gesehen, sie schien sich durchgesetzt und die Flucht nach Rosenheim angetreten zu haben. Was bringt einem das ersparte Geld in Mühldorf, wenn man sein Leben in vollen Zügen genießen muss?

Die Aktion „ich war ein Münchner“ wirbt mit falschen Zahlen und Tatsachen. „Tolle Lage und Verkehrsanbindung? Beste Infrastruktur? Großes Arbeitsplatzangebot?“
Ja warum pendeln dann so viele Mitbürger nach München? Wie viele Züge fahren von Mühldorf nach München Ostbahnhof in 35 Minuten? Wie viele zum Münchner Hauptbahnhof in 45 Minuten?

Das ist genau einer, je Richtung. Und der ist so voll, so dass man 10 Minuten vor Abfahrt am Bahnhof um den Sitzplatz kämpfen muss. Der Rest braucht 60 Minuten und noch mehr. Von Erdinger Verhältnissen also keine Spur. Die Mehrzahl der Züge fahren sogar 80 Minuten. 80 Minuten für 80 Kilometer. Mühldorf- der nahe Osten in der Mitte Europas.

Für Frauen in Teilzeitjobs ist das eine Zumutung. Hier verlieren Pendler im Monat gegenüber zweigleisig ausgebauten Strecken satte zwei Arbeitstage dank der längeren Bahnfahrt.
Um zwei, drei Tage Vollzeit in München arbeiten zu können, bräuchten Frauen einen Kinderhort, der um 6 Uhr öffnet und bis 19 Uhr geöffnet hat. Nur dann könnten sie den schnellen 45- Minuten- Zug nach München nutzen. Das scheint den Kampagnen- Protagonisten nicht klar zu sein. Zudem soll es ab und an ein Chaos auf dem einen Gleis geben. Mit Verspätungen oder sogar Zugausfällen. Der Hort müsste dann bis 20 Uhr geöffnet haben, weil niemand sagen kann, wann man Mühldorf erreicht.

Jeder der Organisatoren dieser Aktion sollte mal ein halbes Jahr täglich nach München pendeln, vielleicht wird denen dann bewusst, was es heißt, ca. 3 Stunden zusätzlich im Zug zu verbringen (Verspätungen, Lokschäden nicht eingerechnet). Führende Vertreter der CSU- Jugend haben längst eine Zweitwohnung in München, warum wohl? Dank der schlechten Infrastruktur?

Darüber spricht niemand, das stellen die Neu- Mühldorfer erst fest, wenn sie in der schönen Stadt am Inn gelandet sind. Die Vorspielung falscher Tatsachen hilft den Werbern, nur denen nicht, die auf diese Werbung hereinfallen. Etwas dick aufgetragen für eine Region, die 30 Jahre hinterher hinkt. Schlimm, wenn viele das selbst nicht wahrhaben wollen. Jetzt, da in den nächsten fünf Jahren der Anteil der Rentner in der Region von 20 auf 30 Prozent steigt, beginnt man mit Falschdarstellungen zu werben. Jeder Münchner, der einmal nach Mühldorf musste, ob per Auto oder per Bahn, schüttelt über diese Region nur noch den Kopf! Vor allem über die Bürger, die sich diese Art von Verkehrspolitik seit Jahrzehnten gefallen lassen. O-Ton: „diese Fahrerei..“

Die Südostbayernbahn hat diese Tage ihr Ausbildungszentrum entsprechend der Zukunft gestaltet: Mit einer eingleisigen Miniatur- Eisenbahn. Für die Rentner von Morgen zur Belustigungsfahrt mag das genügen. Vom zweigleisigen Ausbau der Bahn spricht niemand mehr und wie war das mit der Finanzierung der A94? Dem alten Spruch „bei Baurecht wird gebaut“? Der gilt seit dem Traunsteiner Bundesverkehrsminister Ramsauer nicht mehr, dessen Wahlkreis ist unabhängig von München und blüht Dank der Nähe zur Stadt Salzburg…

Es ist eben so, dass alle Regionen um München, deren Infrastruktur nicht ausgebaut ist, auch in zehn Jahren nicht ausgebaut sein wird. Genau das hat der Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung vor einigen Jahren in einer Grafik wunderbar dargestellt. Den Status quo.