Gastkommentar im Münchner Merkur: Meilensteine? Ignoranten beim Bahn-Ausbau

Bayerns unerledigte GroßbaustellenHeute war im Münchner Merkur mitsamt Lokalausgaben (von Landsberg über Bad Tölz bis München) sowie im Oberbayerischen Volksblatt (Rosenheim, Chiemsee,  Mühldorfer Anzeiger) ein Gast- Kommentar zum Artikel „Bayerns unerledigte Großbaustellen“ den wir hier in voller Länge präsentieren.

Bayern ist eben nicht das alles- super- toll- fünf- Sterne- Land, vor allem gen Osten endet hinter der Münchner- S- Bahn das Niveau des Boom- Landes als schlagendes Herz Europas einer mitteleuropäischen Zivilisation und es beginnt der tägliche Kampf der Bürger mit Schienen aus des Kaiser-Zeiten:

„Was wurde nicht alles angekündigt und manches längst wieder verworfen, was den
zweigleisigen Ausbau der Bahn zwischen München- Mühldorf und Freilassing betrifft? Auf Bayerns am meisten befahrener, eingleisiger und nicht elektrifizierter Bahnlinie verkehren 15.000 Berufspendler, die jeden Tag nach München zur Arbeit fahren und die Güterzüge aus dem Bayerischen Chemiedreieck, in alle Welt. Firmen wie Wacker in Burghausen erwarten jeden Morgen ihre Rohstoffe, die größtenteils per Bahn angeliefert werden.

Seit dem Jahr 1985 steht der Ausbau dieser Bahnlinie im Bedarfsplan des Bundes. Gebaut wurden bisher acht Kilometer, einige weitere sollen nun bis zum Jahr 2017 folgen, so wurden in knapp dreißig Jahren doch schon gerade einmal 20 Kilometer von 143 realisiert. Jeder Spatenstich wird als „Meilenstein“ gefeiert, dabei fehlen alleine Richtung München noch 46 Kilometer.

Bis zum Jahre 1998 waren Bahn und Politik in den Ausbau- Planungen wesentlich weiter, als bis heute passiert ist. Doch mit dem Regierungswechsel (zu rot- grün) wurden die Ausbau-Pläne verworfen.

Alle Parteien und Regierungen schieben sich seither gegenseitig die Schuld in die Schuhe, schwärmen von Konzepten wie dem „Bahnknoten München“ oder der „Flughafen Anbindung“, deren Teil immer der Ausbau nach Mühldorf war.

In der Tat hat der Ausbau Auswirkungen bis zum Flughafen oder im Münchner S- Bahn- Umland: Die Schienen von Markt Schwaben bis nach München Riem sollten auf vier Gleise erweitert, zusätzlich sollte eine S- Bahn- Anbindung für die Münchner Messe in Riem gebaut werden. Alles Bestandteile des Ausbaues München- Mühldorf.

Heute scheitern alle politischen Visionen, für eine bessere Anbindung des Flughafens am mangelnden zweigleisigen Ausbau Mühldorf- München sowie der Elektrifizierung: Denn dieser Anschluss nach Südostbayern und weiter nach Salzburg würde mit dem Bau einer Bahnanbindung vom Flughafen nach Erding seine komplette Wirkung erst entfalten, wenn die Züge nach Mühldorf weiterfahren könnten. Ohne Elektrifizierung, mit Dieselloks, kann kein Zug in den Tunnelbahnhof am Flughafen fahren. Dieser Ausbau wurde mehrmals als
Voraussetzung von Gutachtern gefordert, politisch jedoch nie umgesetzt.

All die Konzepte, scheinen nur eine Sammlung regionaler und überregionaler Projekte, in einem Wünsch-Dir-was Katalog zu sein. Wer das bezahlen soll, mit welchen Mitteln, darüber schweigen sie alle. Während die Menschen im Großraum München immer mehr, Straßen und Bahnen voller werden, verbringen die Pendler vom Land auf nicht ausgebauten Bahnlinien folglich unnötige Zeit in den Zügen, mehr als eigentlich nötig wäre.

Dabei sind gute Bahn- Anbindungen in die Städte elementar, um auch junge
Familien halten zu können. Eine Fahrzeit von weit mehr als einer Stunde einfach spricht eindeutig gegen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Anhand der Zahlen des Zukunftsrates der Staatsregierung aus dem Jahr 2010 lässt sich folgern, dass Fahrzeiten über 60 Minuten unweigerlich Wohnortwechsel bedingen. Derlei wird jedoch ignoriert. Bis zum Jahr 2020 soll es mit dem Ausbau München- Mühldorf weitergehen, wenn dann das Geld da ist, was seit 1985 versprochen wird.“