„Mühldorfer-“ und „Alt- Neuöttinger Anzeiger“ mit Samstags- Kommentaren zur Infrastruktur

Samstags Kommentar zum fehlenden Strom und alten Dieselloks im Mühldorfer Anzeiger
Samstags Kommentar zum fehlenden Strom und alten Dieselloks im Mühldorfer Anzeiger

An diesem Wochenende widmeten die Journalisten der beiden Lokalblätter „Mühldorfer-“ und „Alt- Neuöttinger Anzeiger“ ihre Samstags- Kommentare der Infrastruktur in Südostbayern.

Während im Mühldorfer Anzeiger belustigend über die BahnCard Comfort und deren 100% Öko- Label mitsamt den alten Dieselloks der Südostbayernbahn geschrieben wurde, beschäftigte sich die Zeitung aus dem Nachbarnlandkreis mit der Finanzierung von A94 und Bahn.

Mehr Ehrlichkeit verlangte der Kommentator, von der Politik, was Finanzierung und Fertigstellung betrifft. Zudem, lässt er durchblicken, glauben in unseren Breitengraden viele Menschen an die vielen Milliönchen von der Pkw- Maut und deren positive Wirkung. Dabei fehlen bis heute Konzepte und verlässliche Zahlen.

Stoff für die Verteilungsgerechtigkeit der Wahlgeschenke? Es war mal wieder an der Zeit, sich zu den Themen zu äußern. Das spüren selbst die Journalisten. Denn wer glaubt, wir wären die Einzigen die nun schon lange Jahre auf die Umsetzung von großen Infrastruktur- Versprechen hoffen, der irrt:

 

Leserbrief Alt- Neuöttinger Anzeiger: Nichts ändert sich
Leserbrief Alt- Neuöttinger Anzeiger: Nichts ändert sich

 

Was die A94 und den zweigleisigen Ausbau der Bahn mit Elektrifizierung betrifft bzw. deren Finanzierung, können die Politiker gar nicht ehrlich sein, wie im Samstags- Kommentar des ANA gefordert.
Ehrlichkeit würde zunächst einmal bedeuten, sich in die Themen fundiert einzuarbeiten. Dann würden die Politiker allerdings feststellen, dass es in diesem Land viel zu viele Projekte gibt und eben zu wenig Geld. 7000 Milliönchen (sieben Milliarden…) bräuchte man pro Jahr mehr als bisher, bundesweit. Die wird die Pkw- Maut nicht bringen. Nicht einmal einen Bruchteil davon.

Man müsste also unterm Strich die Projekte auf das Nötigste und Mindeste zusammenstreichen. Doch gerade hier scheitert es:
Bei der A94 wurde nun 30 Jahre gestritten, jetzt, da endlich Baurecht herrscht, stellen die Politiker fest: Uih das kostet ja Geld? Woher nehmen? Als ob sie nicht damit gerechnet hätten, dass es wirklich jemals Baurecht geben würde.. Die letzte Erschließungsautobahn einer Region in Deutschland kann doch noch gebaut werden- aber mit welchem Geld..? Alle anderen Regionen sind längst an die Zentren „angeschlossen“, nur Südostbayern nicht…

Bei der Bahn ist es noch schlimmer: Da werden immer wieder neue Projekte und Ideen alten Planungen vorgezogen, die noch nicht umgesetzt wurden: Die Stuttgart 21- Wünsche entstanden Jahre später, da war der Ausbau der heimischen Bahnlinie München- Mühldorf- Freilassing längst in die Ausbaupläne des Bundes aufgenommen.

Zwischenzeitlich kam noch der 2. S- Bahn- Stammtunnel in München hinzu, alleine die Ideen und Planungen zum Knoten München mit Flughafen- Anbindung kosten über sechs Milliarden Euro. Davon wurde in den vergangenen vier Jahren gerade einmal ein Projektlein auf den Weg gebracht: Die Bahnanbindung für Nordbayern für gerade einmal 100 Millionen.

Da es in anderen Regionen und Himmelsrichtungen in und um Boom- Town München genauso brennt und überall Projekte mit Versprechen verbunden wurden, drehen sich Politiker und Planer wie in einem Hamsterrad: Nichts wird umgesetzt, überall mangelt es am Geld und keiner traut sich zu sagen, was eventuell nicht mehr kommt.

Dabei gäbe es manchmal günstige Lösungen- aber die wollen weder die Bahn, noch die Politiker und eben auch nicht die Bau- Wirtschaft, die damit Geld verdient.
So lange der Bahn das Schienennetz nicht entzogen wird und die tolle Regierung in Berlin damit auch noch Geld verdienen will, anstatt zu investieren, gibt es eben keine runden Lösungen, sondern nur Flickschusterei. Hinzu kommt, dass mit jeder Reform des Länderfinanzausgleiches zwischen Bund und Ländern die Finanzierungswege für Bahn- Projekte geändert wurden. Es gab eben bayerische Ministerpräsidenten denen Schienenprojekte nicht ganz so wichtig waren..

Was den Bau der Autobahn betrifft muss ohnehin gesagt werden, dass alleine die Brückenbauwerke bis zu vier Jahre „sitzen“ müssen, bevor eine Fahrbahn angebaut werden kann. Die oft zitierte Lappachtalbrücke müsste also im Jahr 2014 vollständig fertig sein, um die A94 im Jahr 2018 in Betrieb nehmen zu können… Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer durfte am Samstag auf der Fahrt zum BRK in Altötting mit seiner Wagenkolonne auf der B12 wieder einmal einem Lkw hinterher fahren. Augenzeugen im Gegenverkehr nahmen das lächelnd zur Kenntnis. Hoffentlich konnte der Landesvater lange nicht überholen..

Übrigens: Dass sich durch die neue Regierung in Berlin viel ändert, darf bezweifelt werden. Erinnern wir uns daran: Bevor der weiß- blaue Bauminister aus Traunstein den Posten ergriff, saß elf Jahre die SPD in den heiligen Hallen des Bundesverkehrsministeriums in Berlin. Beide Parteien haben über Jahre hinweg den miserablen Zustand der Infrastruktur samt Investitionsstau selbst geschaffen. Während alle Abgeordneten fleißig Pfötchen gehoben und ihr „ja“ dazu beigetragen haben..

Dabei weiß jeder Häuslebauer: Je länger man nichts tut und den Bestand nur notdürftig in Schuss hält, weil man das Geld anderweitig investiert oder auf den Putz haut, desto teurer wird es hinterher. Es wird sich dementsprechend nichts ändern, egal ob mit Maut, ohne Maut oder wie auch immer.