Lok- Schäden am Fliesband: (Horror-) Erlebnis- Touristik Südostbayernbahn

Überraschung am Bahnsteig: Ein Zug der Südostbayernbahn fällt aus...
Überraschung am Bahnsteig: Ein Zug der Südostbayernbahn fällt aus…

Mancher Bahn- Pendler aus Mühldorf merkt schon auf der Treppe des  Bahnhofsstegs vom Parkhaus, am frühen Morgen, dass die heutige Bahnfahrt in die Hose gehen könnte.
Wenn da um 5.40 Uhr noch Rangierer oder andere Bahn- Menschen in Vielzahl mit Warnwesten an einem Wagon rumfummeln, bedeutet das nichts Gutes.
Die Mehrheit der Pendler hat trotzdem Platz genommen, in den vielen Doppelstockwägen, die insgesamt bis zu 1000 Leute transportieren können, von zwei alten 218er Loks von Mühldorf nach München gezogen werden, an diesem Donnerstag, den 25. September 2014.

Die Abfahrt verzögerte sich um ein, zwei Minuten und das bestätigte leider den ersten Eindruck bei Bahn- Kennern, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.
Denn wenn ein Anschlusszug Verspätung hat, dann sagen das die Zugbegleiter übereifrig durch. Eine Minute, zwei Minuten, nur keine Sekunden, werden da zur Information der Kundschaft aufs Ohr  gedrückt. Das vermittelt zumindest bei denen, die bereits im Zug sitzen, jedesmal ein Glücksgefühl: Hurra, Lok und Wägen sind in Ordnung, an dieser Zug- Garnitur der Südostbayernbahn liegt es also nicht, dass wir den nahen Osten Münchens wieder einmal verspätet verlassen!

Doch wie bereits beschrieben, an diesem Tag war das anders.
Schlaftrunken saßen die Pendler im immerhin warmen Zug und hofften, es möge wohl nur eine Kleinigkeit sein. Dieses Gefühl vermittelte irgendwie zusätzlich der Lokführer der Südostbayernbahn. Kurz vor dem nächsten Bahnhof, in Ampfing, nach nicht einmal fünf Minuten Fahrzeit, sagte er, dass es Probleme mit dem Triebfahrzeug gäbe und sich die Weiterfahrt um wenige Minuten verzögern würde. 15 Minuten später sah die Welt allerdings anders aus. Von wegen wenige Minuten.

Zuerst wurde am Bahnhof in Ampfing der nächste Zug nach München angekündigt, ein Gefährt, mit uralt- Garnitur, dafür aber neuer Lokomotive, die an jedem Bahnhof hält.
Da wetzten einige Pendler in dem eigentlich schnelleren Zug nach München, der Probleme mit der Lok hatte, auf ihrem Sitz schon nervös und hin her. Bitte nicht umsteigen und mit dem langsamen Blumen- Pflückerzug über Weidenbach, Walpertskirchen und wie die Käffer alle heißen, weiter nach München. So die Gesichtsausdrücke der Schlaftrunkenen.

Denn im Grunde kennen viele Pendler aus Mühldorf weder diese Orte, noch deren Bahnhöfe. Man nutzt hauptsächlich Züge, die an solchen Haltestellen mit 140 km/h vorbei rauschen, ganz gleich, ob da eine Ortschaft oder Biogas- Mais- Pampa das Gleis säumt, wie im Isental.

Aber diejenigen, denen langsam klar wurde, was da die Südostbayernbahn wieder für eine fast ankündigte Erlebnis- Tour nach München liefern wollte, wurden kurz darauf mit der Realität konfrontiert:
Umsteigen hieß es, in Ampfing, kein schneller Zug nach München, sondern doch mal wieder Weidenbach und Walpertskirchen als vorhandene Bahnhaltestellen erleben müssen.

So zwängte sich das Häuflein Lemminge am neu erbauten, aber schmalen Bahnsteig entlang, der für solche Massen eigentlich nicht ausgelegt ist. Hinein in den Tunnel, unter den einzigen zwei Gleisen auf dieser Strecke hindurch, am Bahnhof Ampfing. Auf der anderen Seite wieder rauf, ab in den Zug, der die beruflich in München tätigen Menschen doch noch aus dem infrastrukturell durchaus als „nahen Osten“ zu bezeichnenden Landstrich, kurz vor der Madonna in Altötting, in die Bayerische Landeshauptstadt bringen sollte.

30 Minuten verloren die Pendler an diesem Tage und das eventuell deshalb, weil die Bahn ihre Kundschaft schon mit einer defekten Lok gen München schickte oder ein übereifriger Lokführer meinte, er könnte selbst Hand anlegen und das alte Ding reparieren. Die ach so heiß geliebte 218er Diesel-Lok. Wie auch immer.

Es war mal wieder nichts Neues, auf Bayerns am meisten befahrener, eingleisiger und nicht elektrifizierter Bahnlinie. Die Südostbayernbahn ist immer für Ausfälle und Horror- Szenarien gut, eine Art „Erlebnis Touristik“, meist gerade dann, wenn die Stammkundschaft längere Zeit von solchen „Events“ verschont wurde. Wer pünktlich am Zielort ankommen, Anschlusszüge laut Plan erreichen möchte, kann sich auf die Eisenbahner aus Mühldorfer nie verlassen.
Laut Facebook- gab es übrigens auch später Probleme mit Lokomotiven, allerdings nicht mit den 218ern, sondern mit den neuen Gefährten. Als ob die Werkstatt- Mitarbeiter die Tage zuvor Gäste des Münchner Oktoberfests gewesen wären und die Loks nicht ganz so genau begutachtet hätten.

So blieben an diesem Tag mindestens zwei Züge zur Hauptverkehrszeit zwischen Mühldorf und München auf dem einen Gleis im Isental hängen oder traten ihre Fahrt gar nicht erst an.

Wer seine Stammkundschaft so bei Laune hält und hofft, diese würde das verzeihen und sich darauf freuen, dass die Deutsche Bahn Tochter „Südostbayernbahn“ aus Mühldorf am Inn noch lange Jahre solche mittelmäßigen bis unterirdischen Leistungen in unregelmäßigen Abständen ihrer Kundschaft zumuten darf, der hat wohl für viele Pendler Recht.

In Rosenheim sei ja alles schließlich noch schlimmer. Darauf hoffen sie alle, bei der Mühldorfer Erlebnis- Touristik- Bahn, vielleicht sollte diese um noch mehr göttlichen Beistand bitten? Dann fänden die erbrachte Leistung am Ende wohl wirklich alle „perfekt“…