S-Bahn München: Die Herbstlaub-Krise – Glatteis für die Tunnelfreunde

Pressemitteilung:

„Offensichtlich muss es um die objektiven Vorteile der 2. S-Bahnstammstrecke in München wirklich
schlecht bestellt sein, wenn der interessierte Münchner Zeitungsleser die im Tagesrhythmus
veröffentlichten Forderungen von tunnelfreundlichen Institutionen wie dem MVV GmbH, der Industrie-
und Handelskammer (IHK) und – aktuell – der Handwerkskammer (HWK) liest, die sich ohne Wenn und
Aber und vor allem ohne neue Argumente hinter dieses umstrittene Projekt stellen.

Es blieb der HWK vorbehalten, ein neues Argument vorzubringen: die Herbstlaub-Krise, d.h. die
Ausdünnung des S-Bahnangebots vom 15.9. bis 15.10. wegen glitschiger Gleise, muss nun herhalten,
um die Forderung nach dem zweiten Tunnel zu untermauern. „Ach hättest Du nur geschwiegen!“ Denn
die Herbstlaubkrise ist eindeutig und ausschließlich jahrelang bekannten Mängeln im Bremssystem
der S-Bahnfahrzeuge vom Typ ET 423 geschuldet. Daher werden die Münchner S-Bahnen bekanntlich auch
mit Besandungseinrichtugen nachgerüstet, wie S-Bahnchef Berhard Weisser erst vor kurzem wieder
betont hat.  Nach Abschluss dieser 27-Mio-Euro-Aktion sollte das Problem der Vergangenheit
angehören.

Leider stellt die HWK nicht die berechtigte Fragen, warum man die Fahrzeuge nicht von Anfang mit
einem südbayern-tauglichen Bremssystem ausgestattet hat.

Standardmäßig bremst der ET 423 elektrisch, d.h. seine Antriebsmotoren wirken beim Bremsen als
Generatoren und speisen Energie zurück. Wie der renommierte Triebfahrzeugspezialist Dr.-Ing. Klaus
Huber – ehemaliger Cheflokführer der DB –  schon längst nachgewiesen hat, hat diese Bremstechnik
beim ET 423 aufgrund der hohen Getriebübersetzung bei Schmierfilm auf den Schienen einen ähnlichen
Effekt, wie er beim Anschieben eines Autos auf eisglatter Oberfläche auftritt: kuppelt man mit dem
ersten Gang ein, springt nicht der Motor an, sondern die Räder blockieren. Genau das passiert bei
ungünstigen Verhältnissen bei der Münchner S-Bahn.

Wer meint, diesen Effekt statt mit einer 27-Mio-Investition an der Wurzel zu lösen durch einen
1,8-Mrd-Euro teuren Tunnelbau kaschieren zu müssen, begibt sich buchstäblich auf’s Glatteis.“

von Dr.-Ing. Georg Kronawitter
Der Autor ist – Stadtrat der Landeshauptstadt München – Mitglied im BA 15 Trudering-Riem –

2 Kommentare

  1. Der Dr. Kronawitter hat schon Recht, diese Tunnelbefürworter sehen ihre Felle davonschwimmen und ziehen nun alle möglichen und unmöglichen Argumenten an den Haaren herbei. Die Diskussion sollte im Herbst hoffentlich vorbei sein, auf dass wir bald auf dem ausgebauten Südring (und vielleicht auch dem Nordtunnel) fahren!

  2. „warum man die Fahrzeuge nicht von Anfang mit
    einem südbayern-tauglichen Bremssystem ausgestattet hat“

    Dazu nur zwei Fragen:

    1. Wo werden diese Fahrzeuge produziert?
    2. Wo werden diese Fahrzeuge sonst eingesezt?

    Ist denn dem Hersteller nicht klar gewesen, dass es auch mal nasskalt, eisig und Winter wird?
    Oder hab ich einfach den Kontext falsch verstanden?

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