Kommentar zur Streichliste: Wie die Bahn die Politik u. Kunden mit warmen Worten abspeist
Das Papier der Bahn, die interne „Streichliste“.
Zufall war es wohl kaum, dass die Liste an die Öffentlichkeit gelangte.
Derjenige, der es zu allererst den Medien zuspielte, der Grüne Bundestagsabgeordnete Hofreiter, gilt als Eisenbahnverfechter. Und als Gegner von Großprojekten. Großprojekte wie Stuttgart 21 oder der 2. S-Bahn- Stammtunnel in München, die Neubaustrecke Nürnberg- Erfurt. Bauvorhaben die weniger prestigeträchtigen Ausbauten den finanziellen Spielraum rauben.
Mit Hofreiter als Mitkämpfer kann sich die Bahn sicher sein, dass Forderungen nach mehr Geld erhoben werden, um die vielen kleineren Projekte nicht streichen zu müssen.
Mehr Geld, vom Staat. Meist werden von der Politik geliebte Projekte zuerst klein gerechnet, hinterher müssen die Baukosten nach oben korrigiert werden.
Die Regional- Medien, wie die Passauer Neue Presse, der Mühldorfer Anzeiger oder der Münchner Merkur berichteten bereits über diese Liste der Bahn, die einen mehr, die anderen weniger.
Nicht jede Meldung, nicht jedem Papier, wird von Beginn an der Status entgegen gebracht, die Brisanz zuerkannt, die sie in sich bergen.
Als nun aber die Süddeutsche Zeitung Teile der sog. Streichliste im Internet veröffentlichte, konterte Verkehrsminister Zeil prompt.
Nun wurde es kritisch für ihn und das Bayer. Verkehrsministerium, das zu Beginn gar nicht reagierte.
Zeil musste kontern, einige längst versprochene Ausbauten in Bayern, wie der Abschnitt Altmühldorf- Mühldorf- Tüßling unserer Bahnstrecke, stehen plötzlich zur Diskussion. Unabhängig von dem seit Jahren schon angestrebten Neubau der Innbrücke.
Von den weiteren Begegnungsabschnitten bei Dorfen und Markt Schwaben spricht derzeit niemand mehr. Dabei wären die ein großer Fortschritt für Südostbayern, würden kürzere Fahr-, Stand- und Zugkreuzungszeiten mit sich bringen. Ein spürbarer Vorteil für alle Bahnreisenden.
Worüber ebenfalls niemand spricht: Der Bau dieser Abschnitte ist unabdingbare Voraussetzung für eine Flughafenanbindung. Die Verwirklichung der Airportbahn Südostbayern rückt in weite Ferne, so lange hier keine Fortschritte erreicht werden.
Hinterfragt werden sollte auch das Vorgehen der Bahn und deren Verantwortlicher.
Die Südostbayernbahn bleibt ohne weitere Baumaßnahmen konkurrenzlos und muss sich somit nicht gegenüber anderen Mitbewerbern durchsetzen.
Das spielt dem Konzernbevollmächtigten der Bahn, DB Regio Bayern-Chef Josel, einem Mühldorfer, und Bayerns neuem DB-Netz Chef Kühn, einem Töginger, in die Hände.
Das (Erfolgs-)Projekt einer der fünf regionalen DB- Tochtergesellschaften kann konzernintern bedenkenlos fortgeführt werden.
Abhilfe würde nur ein Kurswechsel in Sachen Bahnreform mit sich bringen.
Denn, so lange das Schienennetz kein unabhängiger, eigenständiger Betrieb ist, aus dem Großkonzern Deutsche Bahn ausgegliedert wird, haben Josel & Co. nur wenig Interesse daran, Zustände wie sie z.B. auf der Trasse München- Mühldorf herrschen, zu verbessern.
Die Bahn hält den Ball flach und die Politik lässt sich mit warmen Worten abspeisen. Die kommunikativen Störungen, Zwischentöne und ewigen Versprechen zwischen Bahn und Politik werden weitergehen.
Die Bahnmanager fordern viel und wissen genau, sie werden nur einen Teil erhalten.
Dieser kleine Teil wird dann wie gewohnt pompös verkauft, alle zufriedenstellen, es werden Lobeshymnen gesungen, Spatenstiche und Eröffnungen gefeiert.
So lange Politiker und Kunden den Machenschaften der bayerischen Bahnmanager erliegen, geht diese Rechnung auch auf.