Erlebe ich den Ausbau noch? Pendlergespräche am Bahnsteig in Mühldorf

Inn-sider.de: Wenn sich die Berufspendler am Bahnsteig in Mühldorf über die Bahn und den Ausbau unterhalten, kann das herrliche Züge annehmen. Die einen verfolgen das Geschehen, die anderen überlesen missmutig die Versprechen und Ankündigungen. Neulich tat einer Kund, habe er schier Tränen gelacht, als er diesen Filzstiftstrich in der Landschaft gesehen hat, auf der Landkarte.

Er meinte damit, die Skizzen des Ausbaues der Bahn zum Flughafen, die Walpertskirchener Spange. „Mitten in der Landschaft, durch Erding durch, das kommt doch nie!“ Da er selbst ab dem Bahnhof München Ost weiter mit der S8 verkehren muss, wohlgemerkt Richtung Flughafen, zeigt das, wie sehr Anspruch und Wirklichkeit in unserer Welt auseinander driften. Die ungünstige Taktung der S8 zum Flughafen, zu den Mühldorfer Zügen sorgt dafür, dass gerade Pendler ins Herz des Mediencampus München, zu Sky, Pro 7, Sat 1 und den BR- Studios in Unterföhring ein Lied darüber singen können, welch verschiedene sPhären hier auf diesem Planeten herrschen: Vom Dieselzug aus dem Chemiedreieck in die S- Bahn oder eine später, dank Verspätungen, und weiter an den High- Tech- Arbeitsplatz in der Weltstadt mit Herz.

15.000 Pendler verkehren täglich, zwischen Mühldorf und München, mit der Bahn.

Die meisten hier, haben den Glauben an Besserungen längst aufgegeben. Man duldet und erduldet die Verhältnisse, wie sie sind. Seit bekannt wurde, dass das neue, zweite Gleis, zwischen Ampfing und Mühldorf nicht einmal bis zum Bahnhof Mühldorf führt, sondern in Altmühldorf endet, schütteln sie nur mehr den Kopf. Das Wort Schildbürgerstreich macht die Runde und führt zu ungläubiger Nachdenklichkeit, gegenüber den politisch Handelnden. Einer, ist gar mit einem Minister persönlich bekannt.

Den Neubau der Innbrücke bei Ehring und die Jubelarien von Bahn und Politik, bringen die Runde noch einmal zum Lachen. Musste man die nicht bauen, weil sie in den nächsten Jahren Einsturz gefährdet gewesen wäre? Fahren die Züge nach Tüßling nicht heute schon nur mehr 80 km/h, aus Sicherheitsgründen? Man verfolgt ab und an die Zeitungen und deren Berichte, wundert sich über die Leserbriefe derer, die das Glück haben, nicht nach München zu müssen. Für die die Bahn Lärm bedeutet, nicht Lebensader.

Die Angst der Menschen vor dem ICE mit 160 km/h kann hier am frühen Morgen niemand nachvollziehen. Erstens, meint einer, wird nur auf 160 km/h ausgebaut und selbst für Laien sollte der Unterschied des Ausbaues zu den Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen München und Nürnberg, oder Frankfurt und Köln erkennbar sein.

Und zweitens, mit ein anderer, mit Blick auf die alten Holzbohlen, die das Gleis halten, unterhalb der eigenen Füße, am neuen, frisch renovierten Bahnsteig, erleben wir alle weder den kompletten Ausbau, noch einen ICE oder andere Fernverkehrszüge, hier in unserer Region. Wobei und das bekennt ein anderer, der Schnellzug der österreichischen Bahn, der RailJet leiser verkehrt, als unsere Diesel- Züge. So sein Eindruck vom Ostbahnhof, wenn er abends auf den Zug vom Hauptbahnhof nach Mühldorf wartet.

Das Gespräch endet abrupt. Der Zug aus Simbach fährt ein. Mit zwei lautstarken Diesellokomotiven an vorderster Front. Nun heißt es schweigen, denn man würde nicht einmal mehr das eigene Wort verstehen.

Im Zug bleibt noch der Abschied vor dem Dösen Richtung Landeshauptstadt. In der Hoffnung, im Wagon keine ratschenden Gelegenheitsfahrer oder Urlauber anzutreffen. Mit etwas Glück erreicht der eine Pendler-Kollege seine S- Bahn Richtung Flughafen noch. Man würde es ihm wünschen…