Lesermeinung: Wir stehen vor dem Nichts!

Am 04. Juni war im Alt- Neuöttinger Anzeiger ein weiterer Leserbrief, von einem Mitglied unserer Redaktion:

Zum Leserbrief von Herrn Fischer und dem offenen Brief des Betriebsrates aus Gendorf ist anzumerken, dass wir Richtung München nach wie vor, vor dem Nichts stehen. Kein Elektrifizierung, kein zweites Gleis und zwar für mindestens weitere zehn Jahre.

Man müsste spätestens im Jahr 2014 die Planungen in Auftrag geben, dass gebaut werden kann. Diese Planungen kosten aber Geld. Geld, das man nicht hat und bis dahin nicht haben wird! Wenn man richtig plant, muss zudem die Aussicht auf Realisierung, Baumaßnahmen bestehen.
Die kosten für diesen Bereich mindestens 500 Millionen Euro. Dagegen waren die 64 Millionen für Ampfing- Altmühldorf und die 125 Millionen für Altmühldorf- Mühldorf- Tüßling Peanuts! Alles andere, was derzeit läuft, als „Vorplanungen“ tituliert, hat nicht die geringsten Bauaktivitäten zur Folge.

Ob dann im Jahr 2020 überhaupt noch jemand eine zweigleisige Bahn zwischen München und Mühldorf benötigt, sei dahingestellt.
Ein demografischer Vergleich in einem Teil der Bevölkerung, zeigt erschreckende Ausmaße: Von Bayerns 200.000 Staatsbeamten sind im nächsten Jahr 50% über 50 Jahre alt. Die Hälfte der Beamten, sind Lehrer. Davon soll schon heute jeder Zweite über 50 sein! Überträgt man diesen Durchschnitt auf die übrige Arbeitnehmerschaft im Land, so werden die Pendlerzahlen, aufgrund der Demografie, ab dem Jahr 2020 bis 2025 drastisch sinken.

Die Jugend, die in den kommenden zehn Jahren diese Arbeitsplätze zum Teil einnehmen wird, zieht bereits heute nach München. Man glaubt den Versprechen auf Verbesserungen nicht mehr. Es gibt beileibe schöneres, als täglich an irgendwelchen Bahnhöfen im Isental Minuten seiner Freizeit vergeuden zu müssen, aufs Jahr gerechnet Stunden, nur weil auf der immer noch eingleisigen Bahnstrecke auf irgendeinen Gegenzug gewartet werden muss. Und das trotz Ausbauszenarien seit der Königszeit in Bayern!

Selbst wenn ab dem Jahr 2017 Gelder frei werden, nach Fertigstellung der Neubaustrecke Nürnberg- Erfurt, zwischen München und Berlin, heißt das noch lange nicht, dass sich die Situation im weiteren Umland von München, für die Menschen vor Ort, die Berufspendler, verbessert.

Unterm Strich ist es deshalb nur verständlich, wenn immer mehr Junge Richtung Ballungszentren tendieren. Die Region gibt gerade für die bayernweit durchschnittlich 40% Gymnasiasten und Abiturienten zu wenig Jobmöglichkeiten. Für Frauen in Teilzeit- Positionen, ist das tägliche Pendeln nach München, mit einer Fahrzeit von weit mehr als 45 Minuten, keine Perspektive. Waren deren Mütter noch mit dem Hausfrauen-Dasein im Garten vor Ort glücklich, so wollen die Frauen von heute mehr. Eigenes Geld und Unabhängigkeit, das ist nur allzu verständlich.

So wird sich Vieles im Lande in den kommenden zehn Jahren auf dramatische Weise ändern. Die Bürgermeister Knoblauch und Steindl sind dann über siebzig, der Bundestagsabgeordnete Mayer fast 50 Jahre alt. Der Landkreis Altötting hat bis dahin weitere 3.000 Einwohner verloren, derzeit Schnitt 300 pro Jahr. Die Größe eines Dorfes, mit hauptamtlichem Bürgermeister…

Nur bei der Bahn ändert sich gar nichts! Die bleibt eingleisig, als fulminante Freizeit-Vergeudungs-Schleuder. Da ist es egal, welche „Skizzen“ Bahn und Politik visionsartig verbreiten. Ob nun Vollausbau oder Teilausbau. Wir werden weder das eine noch das andere nur ansatzweise im nächsten Jahrzehnt oder überhaupt jemals „erleben“!