Lesermeinung zum Ruhen der Vorplanung: Viel versprochen− nichts gehalten

Alt- Neuöttinger Anzeiger:

Zum Artikel: „Bahnausbau − Brückenschlag über den Inn“ vom 5. August:

„Die Ehringer Innbrücke als ,Einstiegsbauwerk in den Ausbau‘ zu bezeichnen, klingt beinahe spöttisch. Den Einstieg vom Ausbau der Bahn vermuteten die Menschen auch beim Spatenstich im April 2007 in Ampfing. Als man aus München mit Bundesstaatssekretärin, Minister und einem europäischen Abgeordneten einen Sonderzug charterte, im Ampfinger Bahnhofsboden mit Spaten lustlos herum stocherte, während hinterher an eben dieser Stelle das Gras dann einen Meter hoch wuchs. Geschehen ist damals nämlich ein Jahr lang nichts, man hatte bei dem wohlweislich inszenierten Spaten-Brimborium noch nicht einmal Baurecht. Üblich scheinen derlei Akte zu sein, ein Ex-Minister soll zwischen Ingolstadt und Nürnberg gleich zwei Spatenstiche durchgeführt haben, weil die Baumaßnahmen nach dem ersten so lange auf sich warten ließen.

(…) Industrie und Pendler werden hier schlichtweg für dumm verkauft. Die Brücke über den Inn ist − wenn überhaupt − das Einstiegsbauwerk in den zweigleisigen Ausbau von Mühldorf nach Tüßling, mehr nicht. Was den weiteren Ausbau der Bahn München-Mühldorf-Freilassing betrifft, vor allem Richtung München, zwischen Ampfing und Markt Schwaben, so ist die Ehringer Innbrücke das Einstiegsbauwerk in den neuerlichen Stillstand, der letzte Bauabschnitt über Jahre!

Im September 2009 hieß es noch großspurig und wie gewohnt: ,Planauftrag für Bahnausbau München-Mühldorf-Freilassing in trockenen Tüchern‘. Laut derzeitigen Medienberichten ruht diese Vor-Planung für diese Teil-Bauabschnitte schon wieder. Ein neuerlicher Witz, gleichbedeutend mit dem Ende des Ausbaues?

Ob das ein Grund ist zu feiern? Hätten unsere Vorfahren beim Bau der Bahnlinie vor über 100 Jahren jeden Brückenschlag, Spatenstich und dergleichen ebenso hoch aufgehängt, wie ihre Nachfahren es heute, wäre die dreijährige Bauzeit ein Dauer-Delirium mit volksfestähnlichem Charakter in ganz Südostbayern gewesen. Heute muss trotz all der hoch dotierten Manager, Politiker und abschreibenden Doktoranden jedes Detail großspurig gefeiert werden, weil ansonsten eben ,nichts voran‘ geht. Würde man dagegen endlich eingestehen, dass der weitere Ausbau längst gescheitert ist, wäre Menschen und Industrie mehr gedient. Dann wüssten alle, woran sie sind. Viele fragen sich zwischenzeitlich ohnehin, ob auf anderen Fachgebieten ebenso viel versprochen und wenig gehalten wird, wie in Sachen Bahnausbau?“