Am Rande notiert: Die langen Wege zum Flughafen- trotz 3. Startbahn!

Inn-sider.de: Am kommenden Sonntag findet in München der Bürgerentscheid zum Bau der 3. Startbahn am Münchner Flughafen statt. Befürworter und Gegner kämpfen heftig um jede Stimme, an Straßenständen und auf öffentlichen Veranstaltungen. Über 100.000 Münchner haben bereits Briefwahlunterlagen angefordert, alleine durch diese Zahl scheint die gesetzlich geforderte Mindestteilnahme fast erreicht.

Ein erfahrener und anerkannter Wirtschaftsjournalist der Passauer Neuen Presse kommentierte dieser Tage den Bau der 3. Startbahn am Flughafen als „Luftnummer für das Hinterland?“.

In seinem Kommentar verwies er darauf, dass aus Burghausen „der größte Teil der Kerosins für Flugzeuge“ komme, aus Gendorf „das Enteisungsmittel für Rumpf und Tragflächen“ und aus Buchbach und Burghausen „das Knowhow und die Bauleistung der E- Technik an den Terminals“. Das alles lobte der Journalist.

Nur die Anbindung des Flughafens… Aber selbst die sei zu verzeihen, wenn die Passagiere aus dem Hinterland des Flughafens auf „etwas umständlich über urtümplicher und umwegreicher“ Anbindung per Bahn und Straße kommen.

Dann warf er ein Augenmerk auf die vielen Beschäftigten am Flughafen. Deren Wohnraum sich im Hinterland finden könnte!

Er schrieb: „Exakt! Aus dieser Sicht bleibt das Jobwachstum am Flughafen eine Luftnummer solange nicht die ewig versprochene Bahnanbindung (..) gebaut wird“.

Den Politikern dürften solche Aussagen nicht gefallen. In der Welt mit großen Autos und dicken Geldbeuteln will niemand verstehen, dass es in Deutschland eine Menge an Pendlern gibt, die aus Kostengründen die Bahn wählen.

Im Großraum München immerhin 300.000. Jeden Tag pendeln sie mit Regionalzügen in die Landeshauptstadt.

Der Flughafen, der in letzter Zeit immer mehr als Arbeitgeber für Billiglöhner dargestellt wird, könnte damit Probleme bekommen, bei der Gewinnung der Arbeitskräfte.

Denn wo sollen sie herkommen?
Aus Niederbayern vielleicht. Ab Landshut können im Jahr 2016 durchgehend Züge zum Flughafen verkehren.
Anders sieht es im Raum Mühldorf aus. Hier ist die Bahnfahrt zum Flughafen mit der S- Bahn- Linie 8 ein großer Umweg und der tausend mal angekündigte S- Bahn- Ringschluss zwischen Erding und dem Flughafen wird wohl kaum vor dem Jahr 2020 fertig.

Die Kritiker der Flughafen- Anbindung behaupteten in der Vergangenheit immer wieder, dass die S- Bahn zum Airport derzeit weniger Fahrgäste zählt, als die Trambahn in München vom Hauptbahnhof über die Fachhochschule und das Olympiazentrum nach Moosach.
Doch die Kritik, dass derzeit nur Menschen mit der S- Bahn zum Flughafen pendeln, die den Zeitverlust billigend in Kauf nehmen, wurde nie wahrgenommen.

Wir haben hier oft darauf hingewiesen, nachgebohrt, nachgestochert und nachgefragt, bei Politikern, der Bahn und bei den vielen schlauen Beamten in den Ministerien.

Wir haben versucht die Zusammenhänge zu erörtern und darauf hingewiesen, wie eng eine bessere Anbindung des Flughafens mit dem Ausbau der Bahnlinie Mühldorf- München zusammenhängt.

Selbst bei der schwierigen Finanzierung für Schienenwege, die vom Land über den Bund oder nur vom Bund alleine zu tragen ist, haben wir uns eingearbeitet. Und festgestellt: Außer wenigen Fachleuten fehlt es an Wissen, an Willen sich einzuarbeiten und an logischem, mathematischen Denken.

All die tollen Pläne zur Anbindung des Flughafens würden insgesamt über sechs Milliarden Euro kosten.

Sie werden nie umgesetzt werden, nicht heute, nicht morgen, nicht in zehn Jahren. Die Menschen brauchen aber in Zeiten steigender Spritpreise die Bahn als Alternative, es sei denn, es gibt gehörige Lohnerhöhungen in den entsprechenden Bereichen.

Davon sind wir jedoch weit entfernt.

In Sachen Bahnausbau haben wir gelernt, dass Politiker viel versprechen, obwohl ihnen der Bezug zur Materie und dann gar das Interesse fehlen.
Oder aber, sie wissen was sie tun, was noch schlimmer wäre.

Der Kampf um die vielen tollen Jobs am Flughafen ist ähnlich. Wir dürfen darauf gespannt sein, wie weit die Manager des Flughafens und die Politik diesmal mit ihrer Image- Poliererei kommen und was sie damit erreichen.

Ohne Taten in Sachen Anbindung, zeigt jeder Fahrplan dem Volk, worauf es sich einlässt: Auf einen ungeebneten und weiten Weg, dank vieler fauler und nicht eingehaltener Versprechen..