Droht der Südostbayernbahn in Mühldorf das Aus?

Inn-sider.de: Im Jahr 2016 endet der Vertrag der Südostbayernbahn in Mühldorf mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft des Freistaates Bayern (BEG). Zum 1. Januar 2017 droht eine Ausschreibung des Bahnbetriebs um Mühldorf. Das könnte das Ende der Südostbayernbahn (SOB) bedeuten.

Die Südostbayernbahn ist in mehrere Töchter- Unternehmen des großen Bahn- Konzerns gegliedert. Personenverkehr, Güterverkehr, Bahnhöfe und Infrastruktur werden in Mühldorf selbst verwaltet, ohne die großen Hierarchien im Berliner Bahntower.
Nur auf der Strecke Mühldorf- München hat die Bahnkonzern- Mutter die Oberhand. Hier versorgt die Südostbayern die Kunden lediglich mit ihren Zügen. Gleisbett und Bahnhöfe stehen unter Münchner Aufsicht, zuständig ist hier die Deutsche Bahn Netz AG in der Richelstraße an der Donnersberger Brücke. Deren Chef, Markus Kühn, kommt aus der Region und war Vorgänger des heutigen Südostbayernbahn- Chefs Kraller.

Die Südostbayernbahn befindet sich in einem Teufelskreislauf:
An vielen, kleinen Bahnhöfen und Gleisanlagen im eigenen Strecken- Netz, konnten die Verantwortlichen positives bewirken. Die Ertüchtigung der Strecken zwischen Mühldorf und Tüßling, nach Landshut, Passau oder die Umrüstung der Signal- und Stellwerkstechnik nach Burghausen waren Werke der Eisenbahner aus Mühldorf.
Zwischen Mühldorf und München, waren ihnen dagegen schon immer die Hände gebunden.
Der europäische Fokus, den diese Strecke als Teil der Magistrale für Europa angeblich hat, verhinderte zusätzlich, der Südostbayernbahn Raum für eigene Investitionen zu schaffen.

Während zwischen Wasserburg und Grafing ein neuer Kreuzungsbereich in Steinhöring selbst geplant wurde, zahlreiche unbeschrankte Bahnübergänge im gesamten Schienennetz östlich von München beseitigt werden konnten, weist die Hauptstrecke zwischen Mühldorf und der Landeshauptstadt nach wie vor hohe Defizite auf.

Deshalb forderten einige Bahn- Kenner, die Zuständigkeit der Bahnstrecke Mühldorf- München mitsamt den Bahnhöfen und Bahnübergängen der Südostbayernbahn zu übertragen. Aus München kämen zu wenige Impulse, seit Jahren werden Verbesserungen mit Hinweis auf den Ausbau abgelehnt. Die SOB hätte mit weniger Bürokratie tätig werden können, so die Hoffnung der Kunden.

Wie allerdings aus Bahnkreisen durchsickerte, wäre das weder möglich, noch sinnvoll, denn im Jahr 2016 endet der Vertrag zwischen der Südostbayernbahn und dem Freistaat Bayern.
Zum 1. Januar 2017 droht eine Ausschreibung des Bahnverkehrs. Ähnlich anderen Bahn- Netzen, ob dem sogenannten Rosenheimer Elektro- Netz (E-Netz), mit den Bahnstrecken München- Rosenheim- Salzburg oder München- Rosenheim- Kiefersfelden, die ab dem Jahr 2013 von der französischen Bahntochter Veolia befahren werden.

Dem Münchner Oberland, von Holzkirchen bis zum Tegernsee, steht in nächster Zeit die zweite Ausschreibung bevor: Hier erhielt vor Jahren der französische Konzern Veolia den Zuschlag. Das war die Geburtsstunde der Bayerischen Oberland Bahn (BOB). Nach den anfänglichen Problemen sind die Kunden heute mit der BOB- Leistung äußerst zufrieden. In der neuerlichen Ausschreibung des Freistaates Bayern wird deshalb vom künftigen Betreiber verlangt, die bisherigen Fahrzeuge der BOB und das Personal zu übernehmen. Ob Lokführer, Zugbegleiter, Rangierer an den Bahnhöfen oder Mitarbeiter im Wartungswerk, im Oberland wurde selbst der Betrieb des vorhandenen Wartungswerkes sicher gestellt.

Ähnlich könnte es in Mühldorf laufen. Doch die Struktur der Südostbayernbahn bereitet den Beamten in München Kopfzerbrechen. Niemand weiß, was mit den Bahnen um Mühldorf geschehen soll. Denn Gewinne werden hauptsächlich mit den Pendlern auf der Strecke zwischen Mühldorf und München erzielt. Ohne diese Einnahmen scheint der Betrieb der übrigen Bahnlinien des ehemaligen Linienstern Mühldorf wenig lukrativ. Alles belassen wie es ist, will man in München dennoch nicht.

Möglich wäre eine Aufteilung verschiedener Strecken. Das Filett-Stück, die Strecke Mühldorf- München, wird mehrere Bewerber auf den Plan rufen, dessen ist man sich bewusst. Ab dem Jahr 2017 könnten so neue und schnellere Dieselloks verkehren, um den Verkehr zwischen Mühldorf und München zu beschleunigen. Soweit es das eine Gleis zulässt. Die SOB erhält bereits 2013 acht neue TRAXX-Loks, die werden allerdings kaum für sämtliche Personen- Züge zwischen Mühldorf und München ausreichen.

Schwierig wird die Ausschreibung zusätzlich deshalb, weil niemand weiß, wie es in Sachen Ausbau weiter geht. Während bis zum Jahre 2017 keine weiteren Baumaßnahmen erfolgen und dadurch Verbesserungen erreicht werden können, könnte dies bis zum Jahr 2026 doch noch möglich sein. Kommt der Ausbau, stünde zusätzlich die Flughafen- Anbindung auf der Tagesordnung, mit zusätzlichen Zügen. Ob hier ein neuer Betreiber gesucht wird, weiß niemand.

Über all das, zerbricht man sich in München schon lange den Kopf. Die Entwicklungen in Mühldorf, als einem von wenigen deutschlandweiten Tochter- Projekten im großen Bahnkonzern, dürften selbst Bundespolitiker und Bahnführung mit Argusaugen verfolgen. Zeigt sich doch damit, wie konkurrenzfähig scheinbar eigenständige DB- Ableger im freien Wettbewerb sind.

Unterliegt die Südostbayernbahn gegen einen Mitbewerber auf der Münchner Strecke, können sich die Kunden der Bahn über Neuerungen freuen. Wohin man im Umkreis von München schaut: Alle Privatbahnen, ob die Alex-Züge ins Allgäu oder nach Landshut, werden mitsamt der BOB durchwegs gelobt. Während die Fahrgäste der Bahnstrecken nach Augsburg (FuggerExpress) und Passau (Donau-Isar-Express) über Unzulänglichkeiten und Störungen stöhnen. Deren Ausschreibungen wurden von der Deutschen Bahn Tochter Regio Bayern gewonnen.

Im Jahre 2013 kann diese Regio Bahn- Tochter Besserung zeigen, wenn sie das Werdenfells- Netz zwischen München und Garmisch Partenkirchen übernimmt. Gibt es hingegen erneut Beschwerden, könnte es eng werden. Unter Umständen selbst für die Südostbayernbahn in Mühldorf.