Freitag, Wochenende. Da spotteten die Pendler der Mühldorfer Südostbayernbahn: Wann denn in dieser Woche die Züge einmal keine nennenswerte Verspätung gehabt hätten. Nennenswert, das bezeichnen Pendler bei 60 Minuten plus „X“ fahrplanmäßiger „Reise-Zeit“ längst nicht mehr in Minuten, sondern ab 10 Minuten. Aber von den weniger als 10 Minuten Pünktlichkeit, waren die Züge mindestens soweit entfernt, wie Bayerns Regierungschef Markus Söder mit seinen CSU-Abgeordneten im Landtag in Umfragen derzeit vor der Wahl im Oktober, von der Mehrheit.
Die Woche begann, für die potentielle Wähler- und Bahn-Stammkundschaft mit 30 Minuten Verspätung, am Montag. Wieder einmal zwickte eine Weiche in Feldkirchen, wie so oft in den vergangenen Wochen.
Dienstag war die Südostbayernbahn zwischen Mühldorf und München pünktlich, meint einer. Oder war es Mittwoch? Oder gar Dienstag und Mittwoch? Morgens zumindest? Abends fiel am Dienstag ein Zug aus, wegen Lokschaden oder „technischer Probleme“. Natürlich musste der Folge-Zug alle Haltestellen bedienen, die der ausgefallene Zug passiert hätte – die Verspätungsfolge lag bei ca. 15 Minuten.
Am Donnerstag kam es dicker: Während sich die einen Züge gen München verspäteten, wegen einer Bahnübergangsstörung in München-Riem wie es hieß (immerhin scheinen die Züge zuvor zumindest an den Stellwerken und Weichen an den Bahnhöfen Feldkirchen und Riem einigermaßen ohne Störungen vorbeigefahren zu sein), fiel ein anderer Zug mehrmals aus:
Gerade einmal in Mühldorf gestartet, gab es in Ampfing einen Lokschaden. Der Lokführer versuchte das Vehikel in 10, 15, ja fast 20 Minuten wieder in Gang zu setzen, doch am Ende mussten die Fahrgäste auf den darauffolgenden Zug aus Mühldorf umsteigen, der zwar nur 15 Minuten später startet, aber auch schon wieder 20 Minuten Verspätung mit sich brachte.
Als ob all das noch nicht genug gewesen wäre, bat die Bahn die Kundschaft in Schwindegg, auf den vorher liegen gebliebenen Zug zu warten, laut Augenzeugen, da dort mehr Platz wäre. Oh Wunder. Außerdem sollten die zusätzlichen Haltestellen nach München entfallen, in dem verspäteten Zug, der nach dem liegengebliebenen Zug fuhr. Hieß es. Bis Dorfen. Dort erklärten die Mitarbeiter der Bahn den Fahrgästen, der in Ampfing liegengebliebene und zwischenzeitlich wieder auferstandene Zug, wäre erneut liegen geblieben. Deshalb würden nun doch alle Haltestellen angefahren werden.
Als sich am Freitagmorgen die Stammkunden der Bahn nun über all das unterhielten, wann denn ein Zug pünktlich gewesen wäre, an welchen Tagen, hatten sie gerade einmal wieder nicht ganz 10 Minuten Verspätung, bei ihrer Ankunft am Münchner Ost und Hauptbahnhof.
Die Heimfahrt – vor dem Wochenende – wurde auch nicht besser:
Bei der Rückfahrt am Freitag sorgte ein „Güterzug mit Überlänge“ für fast 15 Minuten Verspätung – zumindest hier durften die Bahn-Kunden dem Unternehmen „Vorsatz“ unterstellen: Denn wer zu lange Züge auf eine Strecke schickt, deren Gleise an den Bahnhöfen für sogenannte Zug-Kreuzungen zu lange sind, der will offensichtlich Geld sparen, um den Zug nicht teilen zu müssen. Zwei Züge inklusive Loks kosten mehr Geld und … Fahrzeit. Gegenüber einem.
Zumindest die hochmodernen Zugdurchsagen funktionieren noch, bei der Südostbayernbahn, die kündigten Haltestellen und dergleichen an, während das Personal nur noch um „Verständnis“ bat. Der Güterzug mit Überlänge hatte übrigens Güter geladen, die sicherlich nicht für das Chemiedreieck bestimmt waren. Pkws zum Beispiel.
Das zeugt zwar davon, welche Fracht der Bahn wichtiger ist, denn Pendlern dürfte es letztlich egal sein, aus welchen Gründen sie seit Monaten vom „Staatskonzern Bahn“ für dumm verkauft werden.
Die 50 Euro Erstattung, vom Güterzug-Drama in Riem, so spotten einige, wäre seither eigentlich jeden Monat angebracht. Während andere den Politikern die Schuld geben: Die Bahnsteig-Sanierungen mit den daraus folgenden Weichenstörungen wären längst nicht mehr nötig, hätten ein Bundeskanzler Gerhard Schröder von der SPD und die Grünen den viergleisigen Ausbau zwischen Riem und Markt Schwaben nicht bei ihrer Regierungsübernahme 1999 auf Eis gelegt und die Pläne verschrottet. Diese Pläne gab es damals bereits – fertige Bau-Pläne, keine bloßen Striche auf Landkarten.
Dummerweise haben sich die CSU-Politiker im Bundesverkehrsministerium in den Jahren ab 2008 dahingehend auch nicht mit Ruhm bekleckert: Der Traunsteiner Peter Ramsauer beerdigte mit einer Untersuchung zum Bahnknoten München den viergleisigen Ausbau im S-Bahn-Bereich endgültig und alles was die CSU-Macher nach Ramsauer im Bundesverkehrsministerium erreichten, ist das, was die Pendler derzeit täglich auf dieser am meisten befahrenen, eingleisigen und immer noch nicht elektrifizierten Bahnlinie Bayerns erleben müssen: Alles andere als die, von den heimischen Politikern oft betitelte, „Vorstufe zum Paradies“.
Besonders unglücklich sind die Verspätungen vor allem für alle Bahn-Kunden, die in Mühldorf Anschlusszüge benötigen.
Doch auch hier hat die Bahn Überraschungen parat: Man kündigt früh an, zu informieren und macht das dann umso später – kurz vor Mühldorf. So dass niemand mehr die Möglichkeit hat, sich ein privates „Taxi“ zu organisieren. Zum Wochenende warteten ausnahmsweise alle Anschlusszüge – die Wut auf Bahn und Politik dürften dennoch einige Pendler mit ins Wochenende genommen haben. Fortsetzung folgt dann wohl ab Montag… Und die Quittung gibt es für die Politiker dann vielleicht bei der Landtagswahl im Oktober.
Ähnliche Beiträge/ mehr zum Thema: