Mit 50 km/h nach Mühldorf: „Mit Pendlern kann man´s ja machen“

das will doch keiner-1
Die als so zuverlässig gelobte Baureihe der Dieselloks 218 von der Mühldorfer Südostbayernbahn, ließ am Montag, den 5. August 2013 die Bahn und ihre Fahrgäste im Stich.

Auf der eingleisigen Strecke stauten sich Güter- und Regionalzüge, es kam zu Verspätungen von 30 Minuten, für die ansonsten 60 minütige (+x)- Fahrt auf den 80 Kilometern zwischen Mühldorf und München.

Schon am Bahnhof in Hörlkofen meldete der Lokführer, es gäbe Probleme mit der Lok. Bei über 30 Grad fiel zuerst die Klimaanlage aus, die Bahn setzte ihre Fahrt nach wenigen Minuten fort.

Vor dem Bahnhof Dorfen stoppte die Maschine abermals, zwei Bahnübergänge waren für mindestens fünf Minuten blockiert, was zu langen Staus an den Bahnschranken vor und in Dorfen führte.

Die Pkw- Fahrer schüttelten nur mehr den Kopf, während die Fahrgäste im Zug sich schwitzend an die Ereignisse von letzter Woche erinnerten, als laut Medienberichten der Notarzt anrücken musste, dank ausgefallener Klimaanlagen.

Am Bahnhof Dorfen meldete sich der Lokführer abermals zu Wort und verkündete, dass die Fahrt nach Mühldorf nun mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h fortgesetzt werden müsse, immerhin sprang zumindest in Teilen die Klimaanlage wieder an.

 

Sämtliche Gegenzüge hatten nun schon Verspätung, ob in Dorfen oder Schwindegg, selbst der Simbach- Express als nächster Zug von München nach Mühldorf, gurkte hinter dem defekten Vehikel her. Aus diesem Zug wurde berichtet, dass ein Wagon ganz abgeschlossen war, die Fahrgäste verbrachten die Fahrt auf den Treppen sitzend oder im Gang stehend. Dafür war die Klimaanlage dermaßen nach unten gedreht, dass die Passagiere fröstelte. Kurios nebenbei: Der abgesperrte Wagen war am nächsten Morgen immer noch defekt und Teil des Zuges. Eine Reparatur über Nacht oder ein Austausch –zum Wohle der Kundschaft- scheint nicht möglich. Und das obwohl durch den Baustellenfahrplan weniger Züge verkehren, als normal.

Bezüglich der Klimaanlage fragen sich viele Passagiere seit langem, warum es nicht möglich ist, die Temperatur auf eine bestimmte Grad- Anzahl zu regulieren. Was in einem zeitgemäßen Kleinwagen durchaus funktioniert, kann ein über eine Million teurer Eisenbahnwagon noch lange nicht.

 

Der Zug mit der defekten Lok tuckerte dennoch weiter durchs Isental, auf der benachbarten Straße überholte er noch Traktoren, mit 25 km/h und weniger, alle anderen Verkehrsteilnehmer war schneller unterwegs.

Während in Ampfing ein Güterzug auf die Weiterfahrt nach München wartete, ließ die Bahn zumindest dem Simbach- Express als nächsten Zug aus München Vorfahrt, in Dorfen und Schwindegg. Der Verkehr aus Mühldorf wurde zugunsten der Stammkundschaft in den Zügen aus München hinten angereiht, lobenswert.

 

Trotzdem gab es noch weitere Hiobsbotschaften am Knotenbahnhof Mühldorf: Viele Regionalbahnen konnten nicht auf die Reisenden aus München warten, die Zugführer vertrösteten die Passagiere lediglich auf den nächsten Zug im Stundentakt in die betroffenen Richtungen.

Alles in allem einmal mehr eine Negativwerbung für die Bahn und die Image- Kampagne der Stadt „Münchner kommt nach Mühldorf!“.

In einer E- Mail einer Leidensgenossin kommen vom selben Tag noch weitere Unzulänglichkeiten zur Sprache:

„Nicht nur, dass derzeit morgens die Züge fast 20 Minuten später ankommen …

Gestern Abend Abfahrt 18.17 München Ost:
Das Gleis voller Menschen, die Anzahl der Züge ist ja während der Baustellenzeit reduziert. Es fährt ein alter stinkiger, unklimatisierter Zug ein. (..) schwitzende Menschen, eng auf eng, alle Fenster offen, laut, schmutzig und heiß. (..) Mit Pendlern kann man´s ja machen.“

„Ein Umsteigen auf den Pkw ist z.Z. auch nicht angebracht; die B 12 ist bei Hohenlinden bis 14.08.2013 gesperrt! Südostbayern abgehängt!“

Dem bleibt nichts hinzuzufügen, der Spruch paßt so gar nicht zu den Auftritten der Politiker derzeit.

Die Pendler haben nun die Möglichkeit denen gehörig den Kopf zu waschen, wenn sie ihre Flyer vom „bayerischen Paradies“ an den Bahnhöfen an Frau und Mann bringen wollen. Dank dem fehlenden Ausbau fahren die alten Loks, die Klimaanlagen bedingen meist sogar zwei Lokomotiven und die Verspätungen übertragen sich wie Viren auf andere Züge.
Während Politiker und Bahn in Hochglanzbroschüren so tun als wären das alles nicht erwähnenswerte Einzelfälle.