S- Bahn Tunnel München: OB Ude und „die plumpe Betonierung ausgelatschter Pfade“

„Im Westen was neues“ – MVV-Innovation statt Betonierung ausgelatschter Pfade! Ude wundert sich. Ude droht. Ude ist sauer. Ude ätzt.r Klar, dass das Objekt seiner sorgsam dosierten Emotion die Münchner CSU ist, wer auch sonst. Wagt sie es doch, bei einem Projekt, dass sich seit Jahren durch eine Kostenexplosion bei sinkendem verkehrlichen Nutzen unrühmlich auszeichnet, über Alternativen nachzudenken. Über Alternativen, die schon seit geraumer Zeit von echten Fachleuten ernsthaft diskutiert werden – und nicht von abhängig beschäftigten Beamten in Landratsämtern und öffentlich gestützten Verbänden gesundgebetet werden müssen.

Dass das Projekt des 2. Stammstrecken-Tunnels derzeit umstritten ist wie noch nie, hat ausschließlich damit zu tun, dass sich wegen der internen jahrelangen Projektverzögerungen die Randbedingungen massiv geändert haben, wie Stadtrat Georg Kronawitter (CSU)  Ude ins Stammbuch schreibt:

„Im Osten: alles klar“

Seit Dez. 2005 ist die 1. Stammstrecke so leistungsfähig, dass sie jegliche Angebotsverbesserung in der Region München  „rechts der Isar“ locker aus dem Ärmel schütteln kann. Die heutigen 21 stündlichen S-Bahn-Fahrten in diese Region könnten  – ohne jeglichen Tunnelengpass – noch durch 9
zusätzliche Fahrten verstärkt werden, was einer Reserve von satten 42,8% entspricht. Stockt man zusätzlich alle heutigen Vollzüge zu Langzügen auf, kann man weitere 33% Reserven mobilisieren. Da kann man die prognostizierten 10 % Bevölkerungszuwachs wirklich gelassen sehen.

„Im Westen was Neues“
Seit Dez. 2005 hat das Münchner S-Bahn-System somit ausschließlich noch mit einem Leistungsdefizit im Westen zu kämpfen, wenn man nicht die ursprüngliche Zielsetzung eines flächendeckenden 10-Minuten-Taktes so einfach aufgeben will, wie es die Amtsplaner der 2. Stammstrecke getan haben.
Dann sollte man das Problem auch im Westen lösen. Der eleganteste Weg ist es, die U-Bahn im Westen dafür zu aktivieren. Man nehme die lang versprochene U-Bahn-Verlängerung nach Pasing, aber mache sie so intelligent, dass das U-Bahnnetz nahtlos mit dem S-Bahnnetz verbunden wird und lasse die U5 alle 20-Minuten bis nach Gauting und bis nach Fürstenfeldbruck fahren. Fertig ist der 10-Minuten-Takt auf allen Pasinger West-Ästen – für einen Bruchteil der Kosten des 2. S-Bahn-Tunnels. Und liefert zudem die Chance, eine betriebliche Vernetzung von U- und S-Bahn auch an anderen U-S-Knoten leichter in die Tat umzusetzen. Eine Vernetzung, die übrigens schon vor 40 Jahren von den Münchner U-Bahn-Vätern mit Klaus Zimniok an der Spitze konstruktiv vorbereitet wurde. CSU-Stadtrat Kronawitter hat dies auf seiner Homepage jetzt ausführlich mit Originalzitaten unter Beweis gestellt ( www.georg-kronawitter.de/1952/a-z/zimniok.html ). Kronawitter: „Hier könnte München endlich wieder mit einer echten MVV-Innovation glänzen – nach Jahrzehnten des technischen Stillstands.“

„Nord-Süd: Befreiung durch Nordtunnel“

Auch wenn es Ude partout nicht zugeben will: Das Zusammentreffen der Diskussion über die bessere Flughafenschienenanbindung und über die Lösung des S-Bahnleistungsproblems im Münchner Westen ist ein Segen für München. Weil dies nämlich die einzige Chance bietet, mit einem innovativen Ansatz mehrere Bahnstrukturprobleme zu lösen. Die Rede ist vom Nordtunnel-Konzept des Münchner Verkehrsbüros Vieregg-Rößler. Mit einem Tunnel wird der Bahn-Fernverkehr aus dem Westen ideal –
d.h. über den Hauptbahnhof – zum Flughafen durchgebunden und gleichzeitig des innerstädtische Defizit einer attraktiven ÖPNV-Verbindung vom Münchner Westen in den Norden gelöst und die Münchner Süd-S-Bahn S7 konsequent nach Norden weitergeführt. Dass es hier ein Verkehrsbedürfnis
gibt, hat ja die U9-Initiative von MVG-Chef König zweifelsfrei gezeigt. Wie wenig fachkundig Udes Kronzeugen sind, zeigt sich an ihrer Kritik am Mischverkehr im Nordtunnel. Wie es die Schweiz bei den Tunnelstrecken im Großraum Zürich vormacht, funktionieren Mischverkehrstunnels sehr wohl, wenn sie a) vergleichsweise kurz und b) von vornherein richtig geplant sind.

Warum geht Ude eigentlich nie auf die Frage ein, wie anders als über den Nordtunnel auf der S1 dringend benötigte zusätzliche Kapazitäten geschaffen werden sollen? Die Stadt hat doch nicht nur auf der Osttrasse (S8 zwischen Daglfing und Johanneskirchen) seit 20 Jahren den Kopf in den Sand
gesteckt, sondern auch im Nord-Westen auf der S1-Trasse nichts unternommen, um die höhengleichen Bahnübergänge zu beseitigen.

Jeder, auch der OB Ude hat ein Recht auf gute Vorsätze. Kronawitter kann ihm nur empfehlen, sich für 2010 vorzunehmen, die Münchner Bahnstrukturaufgaben endlich klar und kühl zu analysieren und
sich für die wirklich besten Lösungen einzusetzen.

Der Autor, Dr. Georg Kronawitter, ist Stadtrat der Landeshauptstadt München und sitzt im Bezirksausschuss München- Trudering