Zweigleisiger Bahnausbau: Die Bürgermeister von Fridolfing und Kirchanschöring bemängelt fehlende Information und Einbindung der Anliegerkommunen

Im Zeitungsbericht der Südostbayerischen Rundschau vom 21.07.2020 gab der Projektleiter für den Bahnausbau München-Mühldorf-Freilassing, Hr. Klaus-Peter Zellmer bekannt, dass die drei Bahnübergänge Mauerberg, Fridolfing und Kirchanschöring „zähneknirschend belassen“ werden, weil dies vor Ort gewünscht werde.

Dem widersprechen sowohl der Kirchanschöringer Bürgermeister Hans-Jörg Birner als auch das Fridolfinger Gemeindeoberhaupt Johann Schild. Ein schienengleicher Bahnübergang sei von beiden Kommunen immer abgelehnt worden und auf keinen Fall akzeptabel. Im Artikel wird eine offene und transparente Information aller Verantwortungsträger hervorgehoben. Dass das aus Sicht der Gemeinden Fridolfing und Kirchanschöring nicht so ist, betonen beide Bürgermeister auf Nachfrage und sagen: „Von einer offenen und transparenten Information sind wir weit entfernt!“. Seit Monaten warten die Gemeinden auf die versprochene Prognose der Auslastung der Schiene, die als Basis für eine Diskussion über die Bahnübergänge dienen sollte. Mehrfach wurden die Bürgermeister dahingehend vertröstet und die Informationen liegen immer noch nicht vor. Auch seien von Seiten der Bahn keine Gespräche mit den anliegenden Gemeinden bezüglich der Bahnübergangsvarianten geführt worden. Zumindest hätten die Kommunen erwartet, dass die Vorplanung vor einer finalen Abstimmung mit dem Ministerium mit den Anliegerkommunen besprochen wird. Sowohl in der Gemeinde Fridolfing als auch in Kirchanschöring wurde für das Bahnprojekt ABS38 eigens eine Bürgerarbeitsgruppe gebildet, die in enger Zusammenarbeit mit der jeweiligen Gemeinde ein Positionspapier ausgearbeitet hat, in dem ein Lösungsvorschlag zum zweigleisigen Ausbau und dem Bahnübergang favorisiert wurde. Diese Positionspapiere wurden der Bahn noch vor der Sitzung des regionalen Projektbeirats und dem Pressegespräch am 20.07.2020 übermittelt und deren Erhalt bestätigt. Dass nunmehr von der Bahn bekanntgegeben wurde, dass die Bahnübergänge zähneknirschend wie bisher belassen werden, weil dies vor Ort so gewünscht werde, wird in den beiden Gemeinden als Provokation empfunden. Der von Kirchanschöring und Fridolfing favorisierte Lösungsvorschlag sieht eine Tunnellösung bzw. eine sog. Troglösung vor, in der die Bahnlinie auf maximaler Länge und Tiefe abgesenkt wird. Die Kreisstraßen TS 25 und TS 26 sollen mittels Brücken über die Bahntrasse verlaufen. Außerdem ist lt. Positionspapier eine Querungsmöglichkeit für alle Verkehrsteilnehmer, also auch für Fußgänger und Radfahrer gefordert, ebenso ein aufgesetzter niedriger Lärmschutz, der die erforderlichen Sichtachsen freigibt. Der Bahnhof mit barrierefreiem Bahnsteigzugang sollte auf Wunsch der Kommunen ebenfalls abgesenkt werden. Durch den „S-Bahn-Charakter“ und eine „30-MinutenTaktung“ sollen der ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) verbessert und die Bahnhöfe nicht nur erhalten, sondern gestärkt werden. In Kirchanschöring sieht die aktuelle Vorplanung einen Fußweg von rund 350 Metern vom Fahrkartenautomaten bis zum Einstieg auf Gleis 2 vor. „Von einer versprochenen Aufwertung des Nahverkehrs und einer Berücksichtigung der Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs vor Ort kann hier keine Rede mehr sein“, erklärt Bürgermeister Birner. In Fridolfing wurde bislang eine Vorplanung überhaupt nicht vorgelegt, geschweige denn vorgestellt. „Als Kommunen vor Ort fühlen wir uns so nicht ernst genommen“, so die beiden Bürgermeister Johann Schild und Hans-Jörg Birner. Beide betonen: „Ein schienengleicher Bahnübergang ist aufgrund der hohen Frequentierung dieser Bahnübergänge für uns auf keinen Fall tragbar! Uns als betroffene Verantwortungsträger ist es wichtig, zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger in der Region mitzureden und mitzugestalten. Dazu gehört eine offene und transparente Kommunikation von allen Seiten – auch von Seiten der Bahn. Das Vertrauensverhältnis ist durch den Alleingang der Bahn extrem gestört und eine künftige Zusammenarbeit auf Augenhöhe ist auf dieser Basis nicht möglich!“