Flughafenanbindung für Südostbayern: Trassenwahl für „Phantomprojekt“ entschieden

inn-sider.de: Der Erdinger Stadtrat hat am 22. Mai 2012 eine Entscheidung gefällt: Wenn eine Flughafenbahn für Südostbayern und das Chemiedreieck gebaut wird, dann im Norden der Stadt Erding.

Eigentlich war der Verlauf der neuen Schienenanbindung, genannt Walpertskirchener Spange, von der Mühldorfer Bahnlinie zum Flughafen München seit Urzeiten durch den Norden Erdings geplant. Wohl aus finanziellen Gründen, tauchte in den Plänen des Bayerischen Verkehrsministeriums in München vor mehr als einem Jahr plötzlich eine „Südlösung“ auf.

Damit wären die Mühldorfer Züge nicht auf dem kürzestem Weg zum Flughafen verkehrt, sondern südlich nach Erding auf die eingleisige S- Bahn- Strecke gebogen und weiter zum Airport gefahren.
Beobachter äußerten die Vermutung, das Verkehrsministerium wollte dadurch Kosten sparen. Denn die angedachte Walpertskirchener Spange, eine 9,5 km lange, eingleisige, elektrifizierte Bahnstrecke, die Erding mit der Bahnstrecke München–Mühldorf verbinden soll, tauchte nie explizit in den Finanzplanungen der Ministerien auf.

Die Grünen wähnten die Walpertskirchener Spange als Teil des Gesamtprojekts „Erdinger Ringschlusses“. Doch als die Gelder für den Nahverkehr zum Bau der diskutierten 2. S- Bahn- Stammstrecke in München benötigt wurden, schoben die Planer die Walpertskirchener Spange in den leeren Bundestopf. Der beinhaltet unter anderem den Mühldorfer Ausbau, der seit dem Jahre 1985 auf seine Realisierung wartet.

Erst vor wenigen Tagen hatte das Bayerische Kabinett beschlossen, die Anbindung des Flughafens zu forcieren, nachdem der Bau der 2. Stammstrecke für die Münchner S- Bahn derzeit nicht finanziert werden kann. Wo die über 800 Millionen für die Sofortmaßnahmen aus dem Beschluss der Staatsregierung für die S- Bahn München und die Flughafen- Anbindung herkommen sollen, diese Frage wurde nicht beantwortet.

Zudem haben die Meldungen aus München und Erding einen weiteren Haken:
Der Bau der Flughafenanbindung kann erst erfolgen, wenn die Bahnstrecke Mühldorf- München, zwischen Ampfing und Markt Schwaben komplett zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert ist.
Dafür gibt es allerdings weder einen „Realisierungshorizont“, wie das Bayerische Verkehrsministerium kürzlich mitteilte, noch Gelder, um überhaupt mit den Planungen zu beginnen.

Der Traunsteiner Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) hält sich dazu bedeckt. Gegenüber einer Dorfener Bürgerinitiative äußerte der Minister in einem Brief vielsagend: „Sie können davon ausgehen, dass die Vorplanung kurzfristig aufgenommen wird.“
Dabei stellte die EU für derlei Planungen bereits im Jahr 2009 acht Millionen Euro zur Verfügung.

Sämtliche Ankündigungen scheinen dementsprechend Makulatur. Der Ausbau der Bahn zwischen Mühldorf und München liegt brach, die Pläne für eine bessere Anbindung des Flughafens mit der Bahn bleiben dadurch ein Phantomprojekt. Breit diskutiert bis in die Kommunalpolitik im Raum Erding. Spötter behaupten, hier soll Tatendrang vorgetäuscht werden oder, was noch schlimmer wäre, den politischen Protagonisten wären die tatsächlichen Ausmaße nicht bewusst.

Zwischenlösungen, wie den Bau eines elf Kilometer langen zweigleisigen Abschnittes bei Dorfen und die Anschaffung von Hybridzügen, um auf der Mühldorfer Bahnlinie mit Diesel und der Walpertskirchener Spange zum Flughafen mit Strom verkehren zu können, lehnte das Bayerische Verkehrsministerium nach „eingehender“ Prüfung ab.

Der Weg zum Flughafen mit den 20.000 und bald 40.000 Arbeitsplätzen bleibt damit für weitere Jahrzehnte, wie er ist: Kreisliga- Niveau, statt Champions-League.

Grafikquelle: http://www.stmwivt.bayern.de/verkehr/infrastruktur/erdinger-ringschluss/