Busverkehr der Bahn nach München: Wen stört eine planmäßig langsame Südostbayernbahn?

Über manches, was wir hier schreiben, werden einige den Kopf schütteln. Für Profis und eingearbeitete Laien ist vieles nachvollziehbar, was der Otto- Normalverbraucher dennoch nicht versteht.

Zum diesjährigen Schienenersatzverkehr deshalb ein paar zusätzliche Worte:

Es gibt tatsächlich Pendler, die unterhalten sich im Zug darüber, ob bei diesen Baumaßnahmen nun vielleicht gleich ein zweites Gleis verlegt wird.

Nein, dem ist nicht so. Dem wird auch in diesem Jahrzehnt nicht mehr so sein!

Wer den Schienenersatzverkehr genau inspiziert stellt fest: Die Busfahrerei kostet die Pendler pro Fahrt (einfach) eine halbe Stunde, also täglich eine Stunde, in der Woche in der Summe fünf Stunden.

In drei Wochen sammeln sich so 15 Stunden, fast zwei Arbeitstage, die man länger auf dem Weg von und nach München benötigt. Die Bahn bietet keine Direktbusse von Mühldorf nach Schwindegg an, der „fahrplanmäßige Umweg“ über Ampfing, kostet eben Zeit.

All diese Baumaßnahmen sind sicherlich notwendig und fallen von Zeit zu Zeit eben an. Erschwerend bei Mühldorf- München, im Abschnitt Ampfing- Markt Schwaben ist aber, dass hier in der Vergangenheit eben nichts getan wurde, über all die Jahre seit 1998, als der teilweise zweigleisige Ausbau unmittelbar bevorstand.

Vielleicht kalkulierte die Bahn damit, dass sie das alte Bestandsgleis hätte sanieren können, wenn daneben ein neues, zweites Gleis läge. Liegt es aber nicht. Allerdings sah es ja lange Zeit danach aus, bis zum Jahr 2001 und den großen, politischen Ankündigungen glaubend, bis zum Jahr 2008.

Mit dem 2. Gleis hätte man sich den zeitraubenden Schienenersatzverkehr sparen können, die Verspätungen hätten sich in Grenzen gehalten. So aber, ist jede Baumaßnahme auf Bayerns am meisten befahrener, eingleisiger Bahnlinie (nicht irgendeiner Regionalbahn mit 3000 Fahrgästen pro Tag), zeitlich für die Pendler fast ein „Tagedieb“.

Würden die Bauarbeiten erst im Jahr 2018 stattfinden, wenn die A94 von Mühldorf nach München fertig ist, würden wohl alle während diesem Zeitraum das Auto als Ersatz wählen.

 

Zudem ist es so, wie bei den Bauarbeiten in den vergangenen Jahren, dass die Umleitungszüge über Wasserburg nicht wirklich für die Pendler gedacht sind. Vielmehr wechselt die Bahn so ihre Wägen durch, zu Wartungsintervallen in Mühldorf. Ein sogenannter Wagenumlauf.

 

Die Züge über Wasserburg verkehren dann von dort als planmäßiger „Filzen- Express“, mit Halt an jeder Milchkanne, zum Blumenpflücken, so spart sich die Bahn zudem noch den Einsatz zusätzlicher Züge.

 

Die Pendler hingegen, bekommen von all dem kaum etwas mit.

Ganz im Gegenteil: Es wird so kommen, wie all die Jahre zuvor: Seit zwei Wochen herrscht beinahe gähnende Leere in den Zügen der Südostbayernbahn, die Leute haben, wie immer, ihren zwei oder dreiwöchigen Sommerurlaub.

Das bedeutet aber, dass die Bahn zumindest in der zweiten Woche des Schienenersatzverkehrs zwischen Mühldorf und Schwindegg, wieder einmal wohl zu wenig Busse bereitstellen wird.

Denn in der ersten Woche sind viele noch in Urlaub, die Ex- Urlauber werden  dann in der zweiten Woche mit den verlängerten Fahrtzeiten völlig vor den Kopf gestoßen. Es ist, wie es immer war, was Bahnmeldungen um Mühldorf betrifft: Es herrscht Desinteresse und das Volk begehrt nur auf, wenn die Zustände chaotisch werden.

 

Als all das neulich an einem Biertisch in Mühldorf zur Sprache kam, meinte ein Nicht- Bahnfahrer: Dann hat mein Schwager seinen Urlaub ja vollkommen falsch geplant und eingeteilt! Ja, so ist es. Wieder einer derjenigen, deren dreiwöchiger Urlaub dann endet, wenn bei den Baumaßnahmen gerade mal eine Woche vorüber ist.

Immerhin, fünf Stunden Busfahrt hat sich dieser Schwager damit „plan- und urlaubsmäßig“ gespart. Bleiben nur noch 10 überflüssige Stunden an Freizeit, in zwei Wochen, in den Bussen und Bahnen der Südostbayern, auf dem Weg von Mühldorf nach München und zurück, bis zur ersten Septemberwoche. Denn wenn zwischen Hörlkofen und Markt Schwaben gebaut wird, ist nicht einmal das Auto eine Alternative. Wer die Verhältnisse auf der B12 kennt, der stört sich nicht, an einer wieder einmal planmäßig langsamen Südostbayernbahn.