Fragenkatalog an Berlin & München

Die Antworten aus Berlin & München

Die Meldung vom 30. Juni 2009:
Ausbau der Bahn Mühldorf – München
Fragen an die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium Karin Roth (SPD) und den bayerischen Verkehrsminister Martin Zeil (FDP):

Die SPD ließ, via Pressemitteilung der SPD- Bundestagsabgeordneten, wissen,
dass zwischen Bayern und Berlin Gespräche auf höchster Ebene stattfinden sollen,
in denen der Freistaat Bayern seine Versprechen aus dem Jahre 2005, bezüglich der weiteren Planfeststellung der Begegnungsabschnitte Markt Schwaben – Hörlkofen und Obergeislbach – Dorfen in die Wege leiten sollte.

Laut einer Pressemitteilung des CSU- Kreisverbandes Altötting ist für den Abschnitt Markt Schwaben – Hörlkofen vor längerer Zeit das Planfeststellungsverfahren eingeleitet worden.

Was bedeutet das für den Bahnausbau nach Mühldorf?
Wann ist hier konkret mit weiteren Maßnahmen zu rechnen?

Im Verkehrsinvestitionsbericht 2008 zur Unterrichtung durch die Bundesregierung
werden dem Projekt, dem Ausbau der Bahn zwischen München – Mühldorf und Freilassing, folgende Daten zugeteilt:

– Streckenlänge: 141 km
– Entwurfsgeschwindigkeit: 120 bis 160 km/h
– Fahrzeit:
. vor Baubeginn 82 Min.
. nach Bauende 62 Min
– Gesamtkosten 2. 836 Mio. Euro.

Die einzelnen Bauabschnitte gliedern sich wie folgt:

– 4 gleisiger Ausbau München Riem West – Markt Schwaben
– Hörlkofen – Thann- Matzbach; Blockteilung
– Truderinger Kurve
– Vorwegmaßnahme zur Elektrifizierung

– Elektrifizierung Markt Schwaben – Burghausen
– Tüßling – Freilassing; nur Kreuzungsbahnhöfe
– Tüßling – Freilassing; Elektrifizierung und Nachrüstung der ETCS
– Tüßling – Freilassing; zweigleisig ohne Elektrifizierung
– Tüßling – Freilassing; Elektrifizierung und Endausbau
– Hörlkofen – Obergleislbach; zweigleisig ohne Elektrifizierung
– Dorfen – Ampfing; zweigleisig ohne Elektrifizierung
– Elektronisches Stellwerk – UZ Dorfen
– Daglfing – Johanniskirchen; viergleisiger Ausbau

Nicht nachvollziehbar sind die prognostizierten Kosten für den Ausbau:

Für die 41 km lange Ausbaustrecke Olching – Augsburg wurden 570 Mio EUR veranschlagt, aufgrund der langen Bauzeit und der Inflation werden es wohl rund 100 Mio EUR mehr.

Dort werden vier Gleise völlig neu verlegt, zwei davon für 230 km/h, 53 Brücken inklusive neuer Lechbrücke neu gebaut, ein neues Überwerfungsbauwerk, und alles samt Elektrifizierung.

Wie können da zwei Gleise nach Mühldorf im Schnitt 7 – 10 Mio EUR kosten (Ampfing – Mühldorf: 8,9 Mio EUR)?

Die Bausumme müsste eigentlich weniger als die Hälfte gegenüber dem 4-gleisigen Ausbau nach Augsburg veranschlagen (nur 2 Gleise werden neu verlegt statt 4, und alles ohne Elektrifizierung)!

Werden bei Ihnen die Kosten für gewünschte Projekte mit niedrigen Phantasie-Preisen nach unten gerechnet, ungeliebte Projekte wie München – Mühldorf – Freilassing im Gegensatz dazu verteuert?

Auch die Bauabschnitte werfen Fragen auf:
Wenn die Zweigleisigkeit für den Regionalverkehr nicht so wichtig ist, dann zwischen Ampfing und Mühldorf. Meist ist es derselbe Zug, der von München kommt und dann wieder zurückfährt. Viel wichtiger wäre eine längere Zweigleis-Insel in der Mitte der heute eingleisigen Strecke, also im Bereich Dorfen.

Warum wurde das von bayerischer Seite nicht vehementer vertreten?

Inwieweit reduziert sich durch den Neubau Ampfing – Mühldorf die Fahrzeit zwischen Freilassing – Mühldorf und München, wie in Pressemitteilungen des Bundesverkehrsministeriums angekündigt?

Die Strecke wird auf 160 km/h ausgebaut, die derzeitigen Dieselloks der Südostbayernbahn können aber nicht schneller als 140 km/h fahren!

Gedenken Sie hier kurzfristig, mit dem Einsatz neuer Loks, die Situation der Pendler in Südostbayern zu verbessern?

Die Südostbayernbahn setzt derzeit in einigen Pendlerzügen Triebfahrzeuge ein, die nicht schneller als 120 km/h fahren können! Empfinden Sie dies, auf Bayerns am meisten befahrener, eingleisiger Zugstrecke, mit minutenlangen Zwischenaufenthalten, für angemessen?

Im verbleibenden Ausbau- Bereich der Strecke sind viele Kurven!
Für die Anhebung der Geschwindigkeit von 120 auf 160/ 200 km/h bzw. eventuell auch auf 230 km/h müssten die heutigen Radien, die fast alle 1 km Radius haben, auf 2 km Radius vergrößert werden.

Dies betrifft vor allem die Schlangenlinie zwischen Dorfen und Ampfing. Es ergeben sich dann Abrückungen von 20 bis 30 Metern, in der Regel zur Kurveninnenseite. In Schwindegg wäre auch eine Neutrassierung vorstellbar, um die Anwohner-Situation zu entschärfen.

Was lässt sich dazu von Ihrer Seite her sagen?
Informiert die Bayerische Staatsregierung die Gemeinden vor Ort dahingehend, wegen der Ausweisung etwaiger Bebauungsgebiete etc.?

Solche Umtrassierungen sind doch im Prinzip kostenneutral, es ist lediglich ein erhöhter Planungsaufwand für kleine Flurbereinigungen erforderlich.
Man müsste bei einer leichten Abrückung nicht mehr direkt „unter rollendem Rad“ bauen, dadurch wären sogar Kosteneinsparungen denkbar.

Welche Vorstellungen gibt es dahingehend in Ihrem Ministerium?

Zwischen Ampfing und Mühldorf ändert sich an der Trassierung kaum etwas. Wie sieht dies bezüglich der verbleibenden Ausbauabschnitte aus?

Auch bei einem Ausbau auf nur 160 km/h?

Für den weiteren Verlauf der Ausbaustrecke nach Freilassing wären langfristig auch längere Eingleisabschnitte vorstellbar, ohne aber wesentliche Abstriche an der Geschwindigkeit zu machen. Gerade wenn die Züge schnell fahren, wären längere Eingleisabschnitte sinnvoll.

Was können Sie dazu sagen?

Warum fehlt für die Ausbaustrecke München – Mühldorf – Freilassing immer noch ein Langfrist-Konzept?

Warum erzeugt die Bayerische Staatsregierung hier nicht mehr Druck?

Die Perspektive einer Höchstgeschwindigkeit von auch langfristig nur 160 km/h würde den Haupt-Nutzen im Fernverkehr, nämlich den Fahrzeitvorteil gegenüber der Strecke über Rosenheim, zu 60% zunichte machen!
Dieser beträgt, laut offiziellen Zahlen, 35 Minuten Fahrzeitvorteil bei 200 km/h und nur noch 15 Minuten bei 160 km/h!

Für Experten wäre bei 35 Minuten auch noch nicht Schluss!

Warum wurden zudem die Münchner Projekte

– Truderinger Kurve
– Daglfing – Johanniskirchen; viergleisiger Ausbau

dem Ausbau nach Mühldorf hinzugerechnet?

Ist dies bereits ein Zuspruch des Bundesverkehrsministeriums, ohne Veto der Bayerischen Staatsregierung, für die von Münchens- OB Ude gewünschte Express- S- Bahn auf der Trasse der S8?
Einer Flughafenanbindung, die weder dem Westen, noch dem Osten Münchens Nutzen bringt?

Welcher verkehrliche Nutzen ergibt sich für den Personenverkehr mit dem Bau der Truderinger- & der Daglfinger Kurve?

Das Bundesverkehrsministerium plant zudem eine Untersuchung des Schienenknotenpunktes München für das Jahr 2010.

Sind hier neben den künftigen Güterverkehrskorridoren auch Verbesserungen im Regional- und S- Bahn- Netz zu erwarten?

Gerade Richtung Münchner Osten?

Die Zahl der Pendler zwischen München und Mühldorf wächst von Jahr zu Jahr. Alleine im vergangenen Jahr hatte die Südostbayernbahn 20% an Zuwachs zu verzeichnen!
Der Einsatz zusätzlicher Züge bringt hier wenig, verbringen doch die bisher eingesetzten Züge schon genug Zeit auf der 80 km langen Strecke.
Wie will die Bayerische Staatsregierung dem entgegentreten?
Welche Konzepte haben Sie, vor weiteren Ausbaumaßnahmen?

Laut Insidern ist die Bayerische Staatsregierung sehr wohl an der Ertüchtigung des Streckennetzes interessiert:
Der Ausbau bei Malching sowie in Steinhöring soll u.a. über Pönalemittel vorangetrieben werden.
Warum sind zwischen München und Mühldorf vor 2016 hier keine Verbesserungen in Sicht?

Welche Besserungen, vor allem in der Fahrzeit, den Standzeiten usw., sind durch den angekündigten Ausbau Altmühldorf – Mühldorf – Tüßling, im Rahmen des Konjunkturpaketes eins und zwei zu erwarten?

5 Kommentare

  1. Tolle Fragen! Ich hoffe mal die Damen und Herren in den Ministerien kommen bei der Beantwortung ins Schwitzen. Wenn schon nicht wegen des schlechten Gewissens, so doch wenigstens durch die Arbeit…

  2. Übrigens: Die Daglfinger und die Truderringer Kurve sind wohl ausschliesslich für den Güteverkehr geplant und sollen den Umschlagbahnhof München Riem besser anbinden.

  3. Hallo Anonymus, ist Dir bekannt, weshalb man diese beiden Kurven der Ausbaustrecke München-Mühldorf-Freilassing zurechnet? Eigentlich gehören solche Projekte doch eher in den Bereich "Verkehrsknoten München", oder sehe ich das falsch? Ich hab da schon den Eindruck, daß man unsere Strecke unnötig teuer kalkuliert, indem man u.a. allerlei Zeug dazupackt, das eigentlich nicht hierher gehört. Die eine Kurve verbindet die Rosenheimer Strecke mit dem Güterbahnhof Riem und die andere Kurve verbindet eben diesen Güterbahnhof mit dem Güternordring.

  4. Hallo Schwellenreiter,
    Hängt wohl wirklich damit zusammen, dass der Ausbau München-Mühldorf-Freilassing regelmäßig im argumentativen Zusammenhang mit dem Brennerbasistunnel gebrachtr wird… Zumidest mein Eindruck wenn ich die Google-Treffer zum Thema so durchforste…

    Als ob es keinen Handlungsbedarf wegen des Chemiedreiecks geben würde… Und die Pendler zählen erst recht nichts…

    Offenbar hat man in der Politik kein wirkliches Interesse an dem Projekt. Zumindest nicht jetzt. Da muss der Brennerbasistunnel mit seinem Fertigstellungszeitpunkt in der Zukunft als Ausrede für Untätigkeit herhalten.

    Wenn ich mir dann noch die 300 Mio € von DB Netz an den Konzern DB ageführten Gewinn anschaue, dann kommt mir das K…

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