Die Bahn in Mühldorf und ihre Macher von weit her

Inn-sider.de: Der Stolz der Stadt Mühldorf, die Eisenbahn, verliert zusehends an Bodenständigkeit. Fahrgäste beschweren sich über Überheblichkeit des Personals. Doch das folgt nur Anweisungen von ,,oben“.

Oben heißt bei der Südostbayernbahn Christoph Kraller. Ein Traunsteiner, aus der großen, übermächtigen Kreisstadt im Chiemgau. Der Stadt der Vorgesetzten für Polizei, Berufsschulen, manche Ämter und Gerichte. Der Stadt mit zwei Bahngleisen und Elektrifizierung, mit Fernzughalt und Obrigkeitsflair.

Kraller fungiert wie ein Manager, mit Stolz über seine Macht, im eingleisigen Liniennetz um Mühldorf. Eine Hochglanzbroschüre, zur Kundeninformation, als Selbstdarstellungsmagazin, während er E- Mail- Anfragen der Kundschaft in München beantworten lässt. Vom regionalen Ansprechpartner Nahverkehr. Der äußerst sich zu Sachfragen dünnhäutig, ebenso wie die Pressestelle der Bahn in München.

Der Mann hinter Kraller, Wolfgang Jakob, stammt aus Rosenheim. Der Marketingleiter kommt aus einer noch größeren Bahnwelt, als der Chef persönlich.

Der dritte Mann im Bunde, ein gewisser Kubasch, der Leiter der Infrastruktur, stammt nicht aus Oberbayern.
Allesamt bilden den Hoheitszirkel der Südostbayernbahn. Dem ehemaligen Linienstern Mühldorf. Ein Machtzentrum, das sich der Alternativlosigkeit der Kunden bewusst ist. Egal ob Mensch oder Industrie.

Als eine von fünf Regionaltöchtern der Bahn bundesweit verwalten sie das Netz (die Infrastruktur), den Personenverkehr (DB Regio), den Gütertransport (Cargo), Stationen und Bahnhöfe.
Alle miteinander sind stolz auf die oft gelobte Leistung im eingleisigen Dieselkompetenzzentrum in Südostbayern. Auf dem 1% des gesamtdeutschen Güterverkehrs, abgewickelt wird.

Und auf die 15.000 Kunden, alleine zwischen Mühldorf und München. Die noch weitere Jahre ohne Pkw- Alternative auf die Entscheidungen des Kompetenzzentrums im Mühldorfer Bahnhofsgebäude angewiesen sind.

Dagegen aufgelehnt hatte sich vor beinahe 15 Jahren der heutige stellvertretende Marketingleiter aus Simbach. Damals fiel immer wieder bei ein und demselben Zug, die Vorheizanlage aus. Die Fahrkartenkontrolle wurde für ihn zum Spießrutenlauf. Die Tage darauf verweigerte er den Dienst der Kontrolle, gegenüber dem damaligen Chef der Südostbayernbahn, Markus Kühn.

Kühn ist heute Chef des Bahn- Netzes in Bayern. Sein großer Erfolg mit dem Linienstern Mühldorf machte ihn bis 2009 zu einem Reformer des Nahverkehrs in Nordrhein- Westfalen. Bis er wieder nach Bayern wechselte.

Sie alle erfreuen sich der ungeschränkten Hoheit über Schienen, Fahrzeuge, Bahnhöfe und Personal.
Kleinstmaßnahmen wie Instandhaltungen verkaufen sie als ihren Erfolg. Ebenso die geringen Verspätungen. Ausgenommen auf der Hauptstrecke Mühldorf- München. Hier wurde der Fahrplan in die Länge gezogen, um genügend Puffer zu schaffen, um Verspätungen einzudämmen.

Ihr Augenmerk liegt auf Investitionen in der Fläche, von der Rottalbahn bis zum Vilsenexpress.

Sie alle sind stolz über das eine Gleis, von Landshut bis Salzburg, von Burghausen bis Rosenheim, von Simbach bis Passau. Stolz über den Dieselverkehr, die Eigenständigkeit. Eigene Planungen und das dafür erworbene Lob von oben. Von Politik und Bahnzentrale.

Bis zur Fertigstellung der A94, der sich damit ergebenden Alternative für Güter und Mensch, wird sich daran wenig ändern.