Busverkehr der Südostbayernbahn zur Volksfestzeit: „So geht’s net weiter!“

Umleitungszüge Mühldorf- Wasserburg- München beim Busersatzverkehr der Südostbayernbahninn-sider.de: Schienenersatzverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Mühldorf und München ist meist zur Volksfestzeit. Wenn in der Kreisstadt am Inn das große Traditionsvolksfest seine Pforten öffnet, treffen sich manche Pendler am Wochenende in den Festzelten.
Wenn Wahlkampf herrscht im Land und die Großkopferten durch die Zelte flanieren, von den Boxen im Weißbräu oder Spatenzelt, diskutiert das Volk im Schiff über die Bahn- Pendlerei nach München.

Die Organisation der Busfahrerei durch das Isental ist auch heuer wieder Thema und natürlich die Politiker mit ihren Versprechen vom weiteren Ausbau.
Einige haben sich frei genommen, während der 14 Tage Busverkehr, andere sitzen ausgelaugt und müde an den Bierzelttischen, früher aufstehen und später heimkommen, das kostet auf die Dauer Tribut.

Morgens, da sind sie sich einig, wäre die Bahnfahrt über Wasserburg eine gute Alternative. Allerdings nicht, weil diese kurz sei, sondern weil die Busfahrt langwierig und der Aufenthalt in Dorfen nervig wäre. „Hätte man enger planen können“, sagen sie.

Abends kritisieren einige, ist es nicht nachvollziehbar, warum jeder Bus, jeden Bahnhof anfährt. Im letzten Jahr, beim Schienenersatzverkehr Mühldorf- Schwindegg, fuhr immerhin der erste Bus ohne Halt bis zum Knotenbahnhof am Inn durch. Das sparte den Pendlern täglich 10 bis 20 Minuten Fahrzeit. Ein Töginger sagt: „Mein Anschlusszug geht sowieso erst später und das Parken in Mühldorf mit 1,50 Euro pro Tag ist mir zu teuer“. Er hätte nichts davon, folglich sei ihm das egal.
Doch die Mühldorfer bleiben dabei: Warum das heuer nicht so ist und alle Busse Schwindegg und Ampfing anfahren, bleibt das Geheimnis der Südostbayernbahn.

Quälend lang sind sie, diese Kurven, um Schwindegg herum zum Bahnhof und dieselbe Schleife noch einmal zur Weiterfahrt auf der alten Isentalstraße. In Ampfing sieht es kaum besser aus, nach der Abfahrt von der A94 tuckeln die Busse durch den Ort und fahren anschließend mal so oder mal anders weiter nach Mühldorf. Das alles in meist unklimatisierten Bussen, 50 Leute im Schweißbad Seite an Seite. Statt einer Stunde sind die Menschen so fast zwei Stunden unterwegs.

In einem sind sie sich im Bierzelt aber alle einig: Gäbe es bereits ein zweites Gleis, wären solche Sanierungsarbeiten mit weit weniger Zeitaufwand und Einschnitten verbunden. Aber das zweite Gleis, wer wird das noch erleben?
Da beginnt die Diskussion über die Politiker, erhitzen sich die Gemüter, während am Tisch der Mühldorfer Bürgermeister und SPD- Landtagskandidat Knoblauch vorbei läuft.

Es fehlt am Geld, ja das sagen sie seit Jahren. Doch bringt das nötige Geld die Autobahnmaut? Nein, entgegnet einer, „erstens bringens des bei der EU net durch und zweitens hams viel zu viele Projekte geplant“. „Da steh ma wieder hinten an“.

Ein anderer meint, er wüsste sofort, wie Geld frei würde: „Sofortiger Baustopp bei Stuttgart 21 und es wären zwei Milliarden da!“. „Des Stuttgart werd sowieso no teurer, wie der Flughafen in Berlin und des blockiert am Ende wieder alles andere über Jahre“ – wirft ein anderer ein und – ja, „in Minga wollens ja auch den zweiten Tunnel für die S- Bahn und nix geht voran!“

Doch welche Rolle spielen dabei die in unserer schwarzen Gegend so verehrten CSU- Politiker?
Bei dieser Frage entsteht eine Diskussion, die kein Ende findet. Die einen Glauben den Versprechen noch, die anderen schon lange nicht mehr.

Die meisten fahren länger als 15 Jahre nach München und wissen, ein zweites Gleis werden sie nicht mehr erleben. Mit allen Nachteilen. Familie haben die wenigsten, zumindest am besagten Tisch. Es bleibe keine Zeit, neben der Pendlerei. Außerdem wollen anscheinend selbst die Männer von heute Zeit mit ihren Kindern verbringen, nicht nur bloße Cash- Ablieferer zu Hause sein, so der Tenor.

Wen sie demnächst wählen würden? „Bloß nicht mehr die CSU“, sagt einer. Ein anderer meint, die anderen wären kaum besser. „Taktisch müsste man wählen“, heißt es und „der Knoblauch aus Mühldorf ist allemal gesetzt!“.

Denn der, da nicken sie alle mit dem Kopf, hätte nichts mehr zu verlieren. Während jüngere Abgeordnete noch Karriere machen wollen und sich deshalb weniger vehement für die Belange in der Heimat einsetzen, kann ein Knoblauch Vollgas geben. Ohne Rücksicht auf Verluste. Am Ende blieb noch einer bei seiner Stimme für die CSU, die anderen waren sich einig „so geht’s net weiter!“.

Der Name Ramsauer als Bundesverkehrsminister in Berlin, für all das seit vier Jahren verantwortlich, fiel nur einmal. „Den hams ja vollkommen aus dem Wahlkampf heraus gehalten“, heißt es. Ein anderer spottet: „Der blow up- Minister!“.

Kein Wunder, über die Ergebnisse von Ramsauers „nicht- Taten“ ärgern sie sich alle wieder am Montag, beim Busersatzverkehr der Südostbayernbahn durch das Isental. Es sei denn, sie haben Urlaub.