Bundespolitik: Bildung statt Infrastruktur?

2,83 Milliarden Euro kostet der Bahnausbau von München über Mühldorf nach Freilassing. Selbst die EU veranschlagte bisher nur 850 Millionen für den Abschnitt der „Magistrale für Europa“.

Wie konnte es zu so einer gravierenden Fehlberechnung kommen?

Die Kosten für Rohstoffe sind enorm gestiegen: Mancher Rohstoff-Fond konnte in den vergangenen Jahren um bis zu 250% zulegen (Stahl, Kupfer…).
Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist, dass in der ursprünglichen Schätzung von 850 Millionen aus dem Jahre 1992 einige Punkte schlichtweg fehlten:

Ob die Maßnahmen nach neuen Lärmschutzrichtlinien, Umweltschutz/FFH- Vorschriften und, beinahe fahrlässig, die Kosten für Brückenbauten.

Auch das 4. Gleis zwischen München Ost und Markt Schwaben wurde nicht berücksichtigt!

Die geplanten Maßnahmen enthalten auch einen zusätzlichen „Schwenk“ der S-Bahn- Strecke von Riem zur Messe München, der bis dato ebenfalls in den Berechnungen fehlte.

Wie die Lücken von 1992 ohne Nachbesserungen auf 2004 projiziert werden konnten, bleibt ein Rätsel!

Die zuständigen Beamten hätten wissen müssen, dass diese Zahlen überholt und damit falsch sind!
Aber in Berlin scheint man, wie so oft, nicht (weiter)gedacht zu haben.

Solche „Schätzungen“ werden gerade beim Staat immer wieder gemacht, die Folgen sind gravierend:
Das Land ist stark verschuldet, teilweise handlungsunfähig!

Unabhängig von der Kostenexplosion müssen sich die Damen und Herren Abgeordneten fragen lassen, was die Bundesregierung mit ihrer Haushaltspolitik bezweckt?

Gerade einmal 3,5 Milliarden Euro bleiben jährlich für das Schienennetz.
2,5 Milliarden davon gehen in „Instandhaltungsmaßnahmen“, eine Milliarde in „Neuinvestitionen“.

Eine Milliarde – das heißt im Klartext:
Neben dem 64 Millionen teuren Ausbau zwischen Ampfing und Mühldorf bleiben gerade noch einmal 936 Millionen für andere Bahnstrecken über.
Ob für Nürnberg- Erfurt (Berlin- München) oder irgendein Gleis in NRW.

Kein Wunder, dass die Bundesrepublik alleine beim 3. Gleis von Salzburg nach Freilassing Jahre benötigte, um dem Bau zustimmen zu können. Für einen kleinen Streckenabschnitt, der zusätzlich mit fast 10 Millionen Euro von der EU gefördert wird!

Bitter notwendig war es, dass die Zahlen und Fakten an die Öffentlichkeit drangen. Zwar zum Leidwesen der Abgeordneten, aber zur Klarheit in der Bevölkerung.

Jetzt muss es ganz klar heißen, trotz aller Sparmaßnahmen, im Bundeshaushalt das notwendige Geld, die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen!

Jedes Jahr wird der Ausbau um fast 85 Millionen teurer, alleine durch 3% Inflation!

Sparen in Ehren – aber die Infrastruktur ist mindestens so wichtig wie Bildung!

Was nützt es gut ausgebildeten jungen Leuten, wenn sie in der Heimat keinen Job bekommen?
Wenn es an lukrativen Arbeitsplätzen mangelt?
Wenn sie nach der Schule auf einem Steinzeit- Gleisbett nach München tingeln oder gar abwandern müssen?

Nichts.

Wacker und die OMV bieten einer ganzen Region, von Simbach bis Freilassing Arbeitsplätze.

Darunter auch Hochtechnologie- Arbeitsplätze!

Die wird es in Zukunft nur mehr geben, wenn die Industrie wettbewerbsfähig bleiben kann. Das ist sie mit der derzeitigen Schienenanbindung nicht.

Die Folgen wird die nachfolgende Generation spüren!
Wenn die heimische Industrie im globalen Wettbewerb zurück fällt, dank der miserablen Bahnanbindung, wird sie keine neuen Arbeitsplätze schaffen.

Was nützt dann die beste Bildung?