Interview mit Dr. Kronawitter: Zustand der Strecke Ostbahnhof – Markt Schwaben

Herr Dr. Kronawitter, Sie kennen den betroffen Streckenabschnitt von München Ost bis Markt Schwaben wie kein anderer. Sie sind der
Verkehrsexperte im Stadtrat aus dem Münchner Osten und haben unter anderem für Ihren Wahlkreis die sog. Express-S-Bahn von Markt Schwaben bis Ostbahnhof durchsetzen können.

Durch den Einbau zusätzlicher Signale in Poing.
Sie sind zudem beruflich des öfteren von München nach Burghausen unterwegs und kennen dadurch den Rest der Strecke von Markt Schwaben bis Mühldorf.

Wie baufällig bzw. anfällig ist das Gleisbett zwischen München Ost und Markt Schwaben?

A: Nach meinem Kenntnisstand ist das Gleis in dem Bereich in gutem Zustand.

Was hat es mit dem Stellwerk in Riem auf sich? Das war, das vergangene Jahrzehnt betrachtet, nicht der 1. Ausfall der zu eklatanten
Verspätungen
geführt hat…

A: In der Tat fällt Abonnenten des S-Bahn-Störmelde-Service auf, dass dieses Stellwerk mehrmals im Jahr für gravierende Störungen verantwortlich ist. Die Pendler leiden dann besonders, da es keine attraktive Alternative gibt, um von Feldkirchen, der üblichen Endstation in solchen Störfällen, in die Innenstadt zu kommen.

Wie viel Restrisiko birgt diese Strecke künftig für den Bahn Verkehr gen Südostbayern, trotz der angekündigten Ausbauten (den sog. Doppelspurinseln) zwischen Markt Schwaben und Dorfen?

A: Die bisherige Störanfälligkeit wegen Stellwerksschwächen wird eher zunehmen, wenn nichts investiert wird.

Wie lange hält die Strecke den künftigen Mehrbelastungen noch stand?

A: Im Grunde lange, da die Gleissubstanz gut ist und Stellwerksprobleme nicht mit der Streckenbelastung zusammenhängen.

Würde der 4-spurige Ausbau das ewige Stellwerksproblem in Riem lösen?

A: Ja, da dann ein neues Stellwerk gebaut werden müsste.

Von welchen Kriterien ist der 4-spurige Ausbau zwischen München Ost und Markt Schwaben abhängig (2. Stammstrecke/ Erdinger Ringschluss)?

A: Ein drei- bzw. idealerweise ein vier-spuriger Ausbau mit eigenen S-Bahn-Gleisen bis Markt-Schwaben ist schon seit 1986 geplant – wegen allseits unbestrittener, dringender Notwendigkeit. Weder 2. Stammstrecke noch Erdinger Ringschluss sind hierfür eine Voraussetzung, da bereits heute die 10-Minuten-Verstärker-S2 ab Dachau in München-Ost wegen mangelnder Steckenkapazität endet, antstatt nach Markt Schwaben weiterzufahren.

In welchem Zeitkorridor sehen Sie hier Abhilfe?

A: Die Ergebnisse der Vorplanung des Projektes Ringschluss Erding, zu dem auch dieser Abschnitt gehört, liegen seit kurzem beim Bayerischen Wirtschaftsministerium. Dennoch ist nicht zu erwarten, dass es vor 2015 zu einer durchgreifenden Verbessererung kommt, da Planung, Planfeststellung und Bau einfach viel Zeit kosten. Außerdem ist nach wie vor die Finanzierung gerade des vierspurigen
Ausbaus zwischen Riem und Markt Schwaben zwischen Bund, Freistaat und Bahn völlig ungeklärt. Im Moment gehen die Beteilgten davon aus, dass das dritte Gleis rechnerisch voll dem Nahverkehr und das vierte voll dem Fernverkehr anzurechnen ist.

Ich werde mich politisch dafür einsetzen, dass bald über den Zeithorizont Klarheit herrscht. Sollte dann der vierspurige Ausbau „ewig“ auf sich warten lassen, dann dürfen auch Zwischenlösungen nicht mehr tabu sein, z.B. Schaffung einer Ausweichstelle in Feldkirchen.

Herr Dr. Kronawitter – VIELEN DANK für die Auskünfte!

 

Anmerkung der Redaktion:

Dr. Georg Kronawitter hat leider mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, kann sich daher nur mehr bedingt einsetzen und tritt 2014 nicht mehr für den Stadtrat in München an.

 

09.12.07: Dr. Kronawitter:Immer wieder Notarzteinsätze: wann kommen endlich Bahnsteigtüren für die Münchner S-Bahnstammstrecke?