Bahnausbau München – Mühldorf – Salzburg: Begründungen und Erläuterungen

Update 17.04.2011:
Bahnlinie Mühldorf- Traunstein: Diskussionen mit Visionen, leeren Kassen und Händen?

 

Artikel vom 30. Juni 2009, Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Passauer Neuen Presse/ Alt- Neuöttinger Anzeiger, Ernst Deubelli

Bahn−Planlos im Wirrwarr der Ideen und Tücken im Detail

 

 

Der Abschnitt Markt Schwaben–Ampfing ist eine der am stärksten befahrenen, im Mischverkehr genutzten, eingleisigen Strecken Deutschlands. Alleine im Personenverkehr werden hier täglich mehr als 15.000 Menschen befördert.
Auf dem Streckenabschnitt Mühldorf – Tüßling (und weiter nach Burghausen) laufen laut Pro Bahn rund 1 % des bundesweiten Güteraufkommens der Schiene.

Die chemische Industrie will die Transporte auf der Schiene bis 2015 gar verdoppeln. Mit dem Bau eines neuen Güterterminals soll in den kommenden Jahren begonnen werden.
Die Züge aus Burghausen müssen bisher in zwei Teilen verkehren, da die Kupplungen der Güterwägen dem extremen Druck aufgrund der Steigung zwischen Burghausen und Tüßling nicht stand halten. Mit den Ende 2008 verkündeten Ausbaumaßnahmen wurden die dringensten Forderungen der Industrie fürs Erste erfüllt. Weitere Forderungen der Industrie finden Sie hier…

Das Einzugsgebiet mit Mühldorf, Waldkraiburg, Töging, Neuötting, Altötting und Burghausen umfasst über 90.000 Einwohner, in den Städten.
Im Gegensatz zu ähnlichen Regionen um München (Rosenheim, Landsberg, Augsburg, Ingolstadt und Landshut) liegt die Region Südostbayern infrastrukturell im Nachteil.

– Magistrale für Europa –

Der Streckenabschnitt liegt auf der geplanten „Magistrale für Europa“. Einer Tangente, die mit 35 Millionen Menschen mehr als 10% der EU- Bürger von Paris über Stuttgart, Ulm, Augsburg, München, Mühldorf, Salzburg, Wien und Budapest verbinden soll.

Es ist vorgesehen, den Fernverkehr von München nach Salzburg über Mühldorf zu führen. Diese Strecke ist derzeit zwar 3 km länger als die Strecke über Rosenheim und Traunstein, jedoch weitaus kurvenärmer trassiert, so dass nach dem entsprechenden Ausbau auf bis zu 160 km/h die Fahrzeit erheblich geringer wäre als über Rosenheim.

Die geplante Erweiterung brächte eine erhebliche Entlastung der ab Grafing nur mehr zweigleisigen Bahnstrecke München– Rosenheim und ermöglicht es, dort die Kapazität für den Güterverkehr über den Brennerpass zu erhöhen.

– München – Salzburg in 67 Minuten –

Die Fahrzeit des rund 141 km langen Streckenabschnitts zwischen München, Mühldorf und Salzburg beträgt derzeit 82 Minuten. Laut Entwurfsgeschwindigkeit von 160 km/h soll diese nach Bauende nur mehr 67 Minuten betragen.

Neben einer Erhöhung der Kapazität für den Ausbau der Verkehrsbeziehungen mit Österreich und der Entlastung der Brennerzulaufstrecke München – Rosenheim – Kiefersfelden ist eine Fahrzeitverkürzung im Fern- und Nahverkehr sowie eine Taktverdichtung im Schienenpersonennahverkehr vorgesehen.

Ab dem Jahre 2008 wurde der 8 km lange Abschnitt zwischen Ampfing und Alt-Mühldorf zweigleisig ausgebaut. Der Abschnitt Altmühldorf – Tüßling soll bis 2015 folgen. Allerdings gibt es derzeit weder eine Finanzierungsvereinbarung, noch Gelder fuer den Ausbau. Weiters ist die elektronische Steuerung der Stellwerke zwischen Mühldorf und Burghausen bis 2012 geplant.

Die sogenannte ABS 38 enthaelt zudem den Bau der Truderinger Kurve in Muenchen. Damit soll eine Zwischenverbindung zwischen den Bahnstrecken München – Rosenheim und München – Mühldorf in der Landeshauptstadt geschaffen werden. Um den Umschlagbahnhof Riem (u.a. Hofbräu München) besser anzubinden.

Der zweigleisige Ausbau der Gesamtstrecke, Elektrifizierung der Gesamtstrecke einschließlich des Abschnittes Tüßling – Burghausen soll später folgen.

-Bahn derzeit keine Alternative zwischen München und Wien –

Die Bahn München – Wien bietet derzeit auf der Schiene keine Alternative zu Pkw und Flugzeug. Auf deutscher Seite ist Salzburg nur über die kurvige und „brückenreiche“ Trasse, der sog. Maximiliansbahn, über Grafing Rosenheim und Traunstein erreichbar. Die Fahrzeit mit dem ICE zwischen Salzburg und München auf der Rosenheimer Strecke beträgt derzeit 89 Minuten (ohne Zwischenhalt).
München – Rosenheim wird ab dem Jahre 2022, der Fertigstellung Brenner- Basis- Tunnels, gänzlich ausgelastet sein.

– S- Bahn Salzburg im Rupertiwinkl –

Die S- Bahn Salzburg benötigt eine Elektrifizierung, um auf deutscher Seite neben der bereits bestehenden S3- Linie von Saalfelden bis Berchtesgaden, künftig der S2 bis Traunstein, auch die Orte Laufen, Kirchanschöring, Fridolfing und Tittmoning in Richtung Mühldorf an die boomende Mozart- Metropole anbinden zu können.
Dies ist aufgrund mangelnder Kreuzungsmöglichkeiten, der fehlenden elektronischen Steuerung der Stellwerke und der Bahnübergänge nicht möglich.

– Airportbahn Südostbayern/ Erdinger Ringschluss –

Westlich von Südostbayern soll der Flughafen München mit den 20.000 Arbeitsplätzen mit der Bahn erreicht werden können:

Neben der Neubaustrecke des Erdinger Ringschlusses, dem bereits seit 1991 ein Raumordnungsverfahren für die 2-gleisige, 13 km lange Neubaustrecke Flughafen – Erding vorliegt, ist der Neubau der Walpertskirchener Spange, der Airportbahn Südostbayern, angedacht.
Für die Durchquerung von Erding ist auf der sogenannten Nordschleife eine Tunnellösung vorgesehen.

Die Walpertskirchener Spange soll die Anbindung Südostbayerns und in der Folge über die „Magistrale für Europa“ auch Salzburg erschließen. In diesem Zusammenhang ist mit dem Erdinger Ringschluss die eingleisige, 10 km lange Verbindungsstrecke von Erding zur Mühldorfer Strecke bereits 1991 raumgeordnet worden.
Zur Optimierung des Regionalverkehrs ist in Variante eine mögliche alternative Streckenführung auf Machbarkeit untersucht worden.

Voraussetzung fuer den Bau des Erdinger Ringschlusses mit der Walpertskirchener Spange ist der zweigleisige Ausbau des Streckenabschnittes Obergeislbach/ Thann Matzbach und Dorfen.

– Linienstern Mühldorf – Einbindung in den Bayerntakt –

Um die Eisenbahnstrecken in der Fläche effizienter betreiben zu können, verfolgt die Deutsche Bahn das Konzept der „Regio-Netze“. Eines von bundesweit fünf Regio-Netzen nennt sich „SüdostBayernBahn“ und umfasst die Infrastruktur folgender Strecken, bzw. des Personenverkehrs:

• München–Mühldorf (Personenverkehr)
• Mühldorf–Neumarkt-St. Veit–Landshut (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Neumarkt-St. Veit–Frontenhausen-Marklkofen (nur Infrastruktur, Personenverkehr eingestellt)
• Neumarkt-St. Veit–Passau („Rottalbahn“) (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Mühldorf–Simbach a.Inn (- Linz) (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Mühldorf–Burghausen (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Mühldorf–Garching–Freilassing (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Freilassing–Salzburg (Personenverkehr)
• (Mühldorf–)Garching–Trostberg–Hörpolding („Traun-Alz-Bahn“) (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Traunreut–Hörpolding–Traunstein (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Traunstein–Waging (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Traunstein–Ruhpolding (Infrastruktur)
• Mühldorf–Wasserburg–Rosenheim (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Wasserburg–Ebersberg („Filzenexpress“) (Personenverkehr und Infrastruktur)
• Ebersberg–München (Personenverkehr)

Die einwandfreie Einbindung des „Liniensterns Mühldorf“ in den „Bayerntakt“ scheiterte bisweilen. Grund ist die Taktung der Züge am Sternbahnhof Mühldorf. U. a. die fehlenden, zusätzlichen Kreuzungsmöglichkeiten auf der Hauptstrecke Markt Schwaben – Mühldorf. Nur durch eine weitere Verlängerung der Standzeiten in den Kreuzungsbahnhöfen bzw. der Anschlusszüge in Mühldorf wäre die Einbindung der im Linienstern Mühldorf verkehrenden Züge an den Bahnhöfen Landshut, Rosenheim, Freilassing bzw. Salzburg in den Bayerntakt zeitlich möglich.

– Nadelöhr München Ost – Markt Schwaben –

Weiteres Nadelöhr zwischen München und Mühldorf ist der zweigleisige Streckenabschnitt zwischen München Ost und Markt Schwaben. Nur durch den viergleisigen Ausbau bzw. den Einbau weiterer Signalanlagen zur Verkürzung der Zugfolgen kann hier eine weitere Verkehrssteigerung erreicht werden. Der zweigleisige Abschnitt München Ost – Markt Schwaben wird derzeit sowohl von der S- Bahn München im 20- Minuten- Takt(Linie nach Erding) als auch der Südostbayernbahn (in den Stoßzeiten im 20- Minuten- Takt) mit 140 km/h befahren.

Fazit: Der Ausbau München – Mühldorf – Freilassing hat die verkehrliche Zielsetzung
der Kapazitätssteigerung im Brennerzulauf sowie im Verkehr von und nach Österreich/ Südeuropa.
Eine Verbesserung der Anbindung der Region Südostbayern um Mühldorf, Waldkraiburg, Töging, Neu- und Altötting sowie des Bayerischen Chemiedreieckes Richtung München und den Flughafen.
Die S- Bahn Salzburg für den nördlichen Rupertiwinkel mit den Orten Surheim, Laufen, Kirchanschöring, Fridolfing und Tittmoning.

Quellen:

Magistrale für Europa

Bahnvortrag beim Regionaler Planungsverband München

Bahnstrecke München–Mühldorf

Bahnstrecke Mühldorf–Freilassing

Bahnstrecke Mühldorf–Burghausen

Bahnstrecke München–Salzburg

Brennerbasistunnel

Erdinger Ringschluss


S-Bahn Salzburg

Freilassing (oo). Der „Verkehrsknoten Freilassing“ stand im Mittelpunkt der jüngsten „Jetz red i“-Veranstaltung des CSU-Ortsverbandes Freilassing im Saal des Gasthofes „Rieschen“. Referent war Gunther Mackinger, Leiter der Salzburger Lokalbahn.