Bahnlinie Mühldorf- Traunstein: Diskussionen mit Visionen, leeren Kassen und Händen?

Inn-sider.de: Derzeit wird vielfach gefordert, die Bahnstrecke Mühldorf- Traunstein am Leben zu erhalten. Eine Bahnlinie, mit der Stichstrecke Traunstein- Traunreut, deren Unattraktivität hausgemacht ist
(…) Überregionale Auswirkungen des fehlenden Ausbaues zwischen Mühldorf und München:
(…) Direkt-Züge zum Flughafen?
(…) Problematik erreicht den Brenner-Basis-Tunnel und das Inntal um Rosenheim
(…) Flughafen- Anbindung: Züge aus der Oberpfalz und Niederbayern enden im Sack- / Kopfbahnhof des Airports:
(…) Ein inn-sider.de vorliegendes ,,Frage- Antwort- Spiel“ bei Bahn und Bundesverkehrsministerium untermauert die unschlüssigen und unkoordiniert erscheinenden Konzepte von Bahn und Politik.

Wie bereits mehrfach berichtet, wird von Seiten der Bahn und des
Bundes derzeit kein einziger Meter des weiteren Ausbaues zwischen München und Mühldorf, im Abschnitt Ampfing- Markt Schwaben im Detail geplant.

Diese Planungen wurden noch nicht einmal in Auftrag gegeben so
Minister Ramsauer in einem Schreiben vom August 2010. Ramsauer damals:
„Die laufende Vorplanung für die weiteren Ausbauabschnitte der oben genannten Strecke beinhaltet auch die Abschnitte Dorfen- Obergeislbach und Hörlkofen- Markt Schwaben. Sie berücksichtigt alle geplanten Infrastrukturmaßnahmen, als auch den zweigleisigen Ausbau der Abschnitte. Eine Vorplanung beinhaltet nicht die für eine Realisierung erforderlichen Details. Weitere Planungsschritte müssen gesondert beauftragt werden.“

An diesem Sachverhalt hat sich nichts geändert. ,,Es gibt keine neuen Erkenntnisse. Lediglich auf den Schlussbericht der Bedarfsplanuntersuchung kann ich verweisen.“ So eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums im Februar 2011.

Überregionale Auswirkungen des fehlenden Ausbaues zwischen Mühldorf und München:

Derzeit wird vielfach gefordert, die Bahnstrecke Mühldorf- Traunstein am Leben zu erhalten. Eine Bahnlinie, mit der Stichstrecke Traunstein- Traunreut, deren Unattraktivität hausgemacht ist: Langsam, viele unbeschrankte Bahnübergänge, keinesfalls ein ,,rasanter“ Zubringer für interessante Bahnen oder gar Linien in die Metropolen München und Salzburg.

Überregional und visionär, könnte diese Bahn irgendwann von Mühldorf über Traunstein als weitere Linie der Salzburger- S- Bahn- fungieren. Die S- Bahn- Salzburg bis Traunstein zu verlängern, schwebt als Vision schon lange vor. Dazu müsste endlich das ca. 900 Meter lange, dritte Gleis vom Bahnhof Freilassing bis zur Saalach gebaut werden. Ein Gleis, das die Österreicher längst bis zur Grenze fertig gestellt haben. Ab dem Jahr 2013 soll mit Bau nun auch in Deutschland begonnen werden.

Außerdem müsste die Bahnlinie München- Rosenheim- Traunstein- Salzburg wie angedacht entlastet werden, durch den Ausbau München- Mühldorf- Freilassing.

Direkt-Züge zum Flughafen?

In die Gegenrichtung träumt man davon, irgendwann direkt von Traunreut mit Zügen zum Münchner Flughafen verkehren zu können. Das setzt allerdings die Walpertskirchener Spange von der Mühldorfer Bahnlinie zur Erdinger S- Bahn voraus. Und die kann erst gebaut werden, wenn zwischen Mühldorf und München, Ampfing und Markt Schwaben überall ein zweites Gleis und Strom liegt.

Es wird also noch Jahrzehnte dauern und viele Diskussionen über Bahnlinien in unserer Region geben, die unter Fahrgastmangel und Attraktivitätsproblemen zu leiden zu haben. Am Ende wohl die Region selbst. Und das, weil weder in München noch in Berlin die Bahnprojekte, der Anschluss des Landes an die Städte München und Salzburg koordiniert und mit finanzieller Weitsicht vorangetrieben werden.

Problematik erreicht den Brenner-Basis-Tunnel und das Inntal um Rosenheim

Zur Verbesserung des Bahn-Verkehres Richtung Brenner- Basis- Tunnel, wie dieser Tage im Raum Rosenheim und Kiefersfelden gefordert, setzte übrigens Bundesverkehrsminister a. D. Tiefensee von der SPD den Ausbau München- Mühldorf- Freilassing als „Junktim“ voraus. So reichen die fehlenden Taten Richtung Chemiedreieck weithin spürbar, bis Kiefersfelden ins Inntal.

Flughafen- Anbindung: Züge aus der Oberpfalz und Niederbayern enden im Sack- / Kopfbahnhof des Airports:

Wenn im Jahr 2016 die sog. Neufahrener Gegenkurve in Betrieb geht, können Züge von Landshut, Regensburg und Passau zum Flughafen München fahren. Diese Züge enden dann am Flughafen- Kopfbahnhof, zusätzlich zu den heutigen S- Bahnen. Ohne Durchfahrtsmöglichkeit nach Mühldorf/ Salzburg oder München.

Der fehlende Ausbau der Bahnlinie München- Mühldorf- Freilassing ist mittlerweile ein überregionales Problem, die ganze Tragweite will bis heute kaum jemand wahrhaben. Alle bisher angegangenen Maßnahmen wirken bis zu diesem Ausbau als ,,Flickwerk“.

Ein inn-sider.de vorliegendes ,,Frage- Antwort- Spiel“ bei Bahn und Bundesverkehrsministerium untermauert die unschlüssigen und unkoordiniert erscheinenden Konzepte von Bahn und Politik.

Betreffend der Anbindung des Münchner Flughafens an die Stadt München, sowie die Regionen um Oberpfalz, Niederbayern und östliches Oberbayern.

Für die deutsche Bahn AG antwortete der Konzernbevollmächtige für das Land Bayern, Klaus- Dieter Josel. Das Bundesverkehrsministerium verweigerte zuerst detaillierte Angaben, nach Bekanntwerden der Stellungnahme der Bahn, folgten nun teils widersprüchliche Antworten.

Frage 1:
Ist der Bau des S- Bahn- Ringschlusses Erding zum Münchner Flughafen sinnvoll/ möglich, ohne den Bau der sog. Walpertskirchener Spange (Passagieraufkommen/ Kosten- Nutzenfaktor)?

Josel:
„Eine Nutzen- Kosten- Untersuchung des Erdinger Ringschlusses ohne die Walpertskirchener Spange wurde von der DB nicht vorgenommen“

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
,,JA“

Fragestellung nur an das Bundesverkehrsministerium 2:
Erfüllt der Erdinger- S- Bahn Ringschluss die Voraussetzungen des Kosten- Nutzen- Faktors sowie die benötigte Zahl im prognostizierten Passieraufkommen,, ohne den Bau der Walpertskirchener Spange?

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
,,JA“

Frage 3:
Kann die Walpertskirchener Spange gebaut werden, ohne weitere Baumaßnahmen (Investitionen) auf der Strecke München- Mühldorf, im Bereich Ampfing und Markt Schwaben?

Josel:
„Die durch die Walpertskirchener Spange realisierbaren Mehrverkehre aus Richtung Mühldorf zum Flughafen München können auf der bestehenden eingleisigen Strecke bis Ampfing nicht uneingeschränkt abgewickelt werden. Wenn die im Flughafengutachten geplante Angebotsqualität erreicht werden soll, ist ein weitgehend zweigleisiger Ausbau erforderlich. Im Abschnitt Ampfing- Mühldorf ist die Zweigleisigkeit bereits hergestellt. Der gesamte Streckenabschnitt muss aber elektrifiziert werden.“

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
,,NEIN“

Frage 4:
Können Züge zum Flughafen die Bahnstrecke München- Mühldorf bis Dorfen passieren, ohne den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke von Dorfen bis zur Einmündung der Bahn zum Flughafen?

Josel:
„Ein regelmäßiger Taktverkehr vom Flughafen München nach Dorfen ist auf der bestehenden eingleisigen Infrastruktur nicht durchführbar. Die Einlegung einzelner, nicht im Takt verkehrender Züge in der Relation Flughafen München- Dorfen wäre im Abschnitt Walpertskirchen- Dorfen möglich, würde aber aufgrund der erforderlichen Einbindung dieser Trassen in das starre Taktgefüge im Flughafen vsl. zu großen Problemen führen und aus verkehrlicher Sicht wenig sinnvoll.
Für die Durchführung von Zugfahrten mit elektrischer Traktion ist die
Elektrifizierung erforderlich. Die erforderliche Elektrifizierung kann
aber nur im Zusammenhang mit dem zweigleisigen Ausbau erfolgen.“

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
,,NEIN“

Frage 5:
Wenn ja, könnte der Bau der Walpertskirchener Spange, mit einer
Elektrifizierung des dazu nötigen Streckenteils bis Dorfen zeitnah erfolgen?

Josel:
„Die Elektrifizierung des Abschnittes bis Dorfen als Vorabmaßnahme würde zu erhöhten Kosten bei nur geringem verkehrlichen Nutzen führen. Sie wird daher nicht untersucht.“

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
Erübrigt sich mit Antwort auf Frage 4

Fragestellung nur an das Bundesverkehrsministerium 6:
Beinhaltet eine Elektrifizierung der Bahnstrecke München- Mühldorf, wenn auch nur teilweise, Trassenkorrekturen des bisherigen Streckenverlaufs, zum Beispiel zur Geschwindigkeitserhöhung auf 160 km/h?

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
Grundsätzlich ja, Erkenntnisse werden erst nach Abschluss der Entwurfsplanung vorliegen.

Fragestellung nur an das Bundesverkehrsministerium 7:
Bis zu welchem Zeitpunkt wird die Realisierung der Walpertskirchener Spange in Erwägung gezogen? Bis zum Jahr 2020? 2025?

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
Bisher ist kein Realisierungszeitpunkt festgelegt. Ein Ausbau erfolgt in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln sowie nach Vorlage der Ergebnisse der Entwurfsplanung der DB AG.

Fragestellung nur an das Bundesverkehrsministerium 8:
Wann geben Sie weitere Ausführungsplanungen für den weiteren Ausbau der Bahnstrecke München- Mühldorf für die Abschnitte zwischen Ampfing und Markt Schwaben in Auftrag?

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
Die Elektrifizierung der Gesamtstrecke und der Ausbau weiterer Begegnungsabschnitte finden sich in der Vorplanung. Für die Vorplanungen werden rd. 8 Mio. Euro aus TEN- Mitteln eingesetzt. Die DB AG sichert die Kofinanzierung aus der vom Bund bereit gestellten Planungskostenpauschale. Die Vorplanung ist nicht abgeschlossen, die Grundlagenermittlung wird derzeit durchgeführt. Die Terminierung weiterer Ausbauschritte kann erst im Anschluss erfolgen.

Fragestellung nur an das Bundesverkehrsministerium 9:
Wann sind dafür Gelder verfügbar?

BUNDESVERKEHRSMINISTERIUM:
Nach Vorlage der Ergebnisse der entsprechenden Planungstiefe wird in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln die Realisierung mit der DB AG abzustimmen sein.