Weichenbruch, Verspätungen und Kältechaos: Alle Jahre wieder zwischen München und Mühldorf

Ein Pendlerkollege hat die Ereignisse während des sibirischen Kälteeinbruchs der vergangenen Tage für uns zusammengefasst:

Freitag: Weichenbruch in Weidenbach

Wir stehen in Dorfen. Plötzlich die Durchsage, dass es einen
Gleisbruch gäbe und wir erst in 30 Minuten weiterfahren könnten. Die
halbe Stunde verstrich und nach 45 Minuten durften wir dann tatsächlich
weiterfahren, aber mit der Ansage, dass wir in Schwindegg in den Bus
umsteigen müssten, um in Weidenbach wieder in den Zug Richtung Mühldorf
umzusteigen. Na servus!
Also in Schwindegg alle raus aus dem Zug. Die Leute
am Bahnsteig haben uns groß angeschaut und gefragt: Warum steigen denn alle
aus? Uns wurde gesagt, wir dürfen nun alle einsteigen! Also zurück in den
Zug, denn erstaunlicherweise war der Weichenbruch, ja nun war es auf einmal
ein Weichenbruch, in diesen 45 Minuten schon wieder repariert worden. Na
ja… mit 50 Minuten Verspätung erreichten wir Mühldorf.

In Mühldorf durften wir Burghausen-Reisende dann noch 17 Minuten auf die
verspäteten Münchner Züge warten und dann kam dieser dumme Kommentar.
Der Kommentar des Zugführers Richtung Burghausen. Der meinte sinngemäß, dass dieser strenge Frost der letzten Tage leider zu Gleisbrüchen führe würde. Drei Tage am
Stück minus 15 Grad ist schon kalt, aber wir haben Winter und solche
Temperaturen sind in unseren Breiten vollkommen üblich. Ich möchte derartige
dummen Ausreden einfach nicht hören, wenn ich schon mit 74 Minuten
Verspätung in Burghausen ankomme…

Drei kalte Tage und schon gibts Ärger. Hat die Bahn in den 70er Jahren nicht mal Werbung gemacht: Alle reden vom Wetter, wir nicht. Die Bahn.? Lang ists her.

Montag:

Nachdem wir am Freitagabend schon das Vergnügen eines Gleisbruchs
hatten, ging es am Montagmorgen gleich weiter!
Durchsage in Mühldorf: Wir fahren erst um 7:39 statt 7:30. Sonst nichts.
Eine Mitreisende wusste schon mehr. Der Gegenzug hätte eine
Triebfahrzeugstörung und würde somit ausfallen. Wir würden also nicht
durchfahren, sondern an jeder Milchkanne halten. Offiziell wurde diese
Version nicht bestätigt.

In Ampfing hielten wir tatsächlich außerplanmäßig: Weichenstörung, 30
Minuten Verspätung. Damit war der ICE Richtung Köln, den eine mitreisende Verwandte  nehmen wollte dahin und die Platzreservierung passe. Nach 15 Minuten ging es dann
plötzlich weiter, der Gegenzug war durchgefahren. Von wegen
Triebfahrzeugstörung! Ab dann hielten wir tatsächlich an fast jedem Bahnhof.
Eine offizielle Durchsage, dass dies so sein würde kam während der ganzen
Fahrt nicht!!!
In München waren wir dann mit 55 Minuten Verspätung und die Verwandte fuhr mit 2 Stunden Verspätung  im nächsten ICE Richtung
Köln (ohne Umsteigen). Wer kommt eigentlich für nicht in Anspruch
genommene Reservierungen auf, wenn die Bahn zu dumm ist die Zubringerzüge
pünktlich fahren zu lassen?

Dienstag:

Dienstagabend. Nein, keine gravierenden Verspätungen wie am Freitag und am
Montag, aber eine nette Geschichte.
Abfahrt am Ostbahnhof. Durchsage direkt nach der Abfahrt: …nächster Halt
wird planmäßig erreicht um … . Holla, da werd ich schon hellhörig, wenn
man bei der Abfahrt eine pünktliche Ankunft in Aussicht stellt!

Es hat dann auch nur wenige Meter gedauert, bis der Zug in Schritttempo
verfallen ist. Ich schau raus. Auf einmal ziehen da Formsignale an mir
vorbei!!! Da ist klar, wir können unmöglich auf der eigentlichen
Hauptstrecke sein. An der Stelle (links befindet sich das neu gebaute
SZ-Hochhaus und der alte Güterbahnhof) liegt rechts von unseren Gleisen ein
Bereich auf dem Güterzüge abgestellt werden. Dort fuhren wir durch. Rechts
zogen die Tankwagen aus dem Chemiedreieck vorbei und links die Waggons mit
den Sattelschleppern drauf 🙂

Irgendwann kamen wir wieder auf die richtige Strecke und da stand der Gegenzug aus Mühldorf, der sich anschließend vermutlich auch über
diesen Schleichweg zum Ostbahnhof vorangetastet hat.
Durchsagen muss man das ja nicht, dass die Weichen eingefroren sind (Vermutung) und man deshalb eine Notlösung aus dem Hut gezaubert hat.

Krass mit welchen Tricks die Bahn arbeiten muss, nach nur einer Woche Frost und 3 cm Schnee, um den Regelbetrieb einigermaßen aufrecht halten zu können.

Zur üblichen Bahn-Odyssee war man heute auch noch von München Richtung
Garmisch-Partenkirchen und zurück unterwegs.
Überall das Gleiche: Hin 7 Minuten zu spät wegen „starker Auslastung der
Strecke“, zurück 8 Minuten Verspätung wegen „starker Auslastung der
Strecke“!
Wenn bei völlig normalem Betrieb kein Zug wegen starker Auslastung
pünktlich ist, hat die Bahn zwei Optionen: Entweder man passt den
Fahrplan um diese 7 Minuten an, oder man baut die Strecke aus, um der
Auslastung gerecht zu werden.

Zwei ältere Damen haben über den Ausdruck mit der starken Auslastung sehr
geschmunzelt, was das nun heißen möge. Beide waren sich einig, dass die Bahn
mit ihren Ausreden immer erfinderischer wird.

Tja, den Reisenden kann die Bahn da nichts mehr vormachen.

Von C. F.