Einwurf: Ernst nehmen die Kundschaft derzeit weder die Bahn noch die Politiker

Früher waren es wir, die alle möglichen Desaster- Meldungen der heimischen Bahn an die Medien meldeten. Heute übernimmt das Oberbayerische Volksblatt in Rosenheim selbständig entsprechende Berichte vom Dorfener Anzeiger.

Die Süddeutsche Zeitung berichtete diese Woche ebenfalls von der Südostbayernbahn. Hans Kratzer, der nach einem seiner letzten Artikel zum Rapport antreten musste, schrieb von der neuerlichen Situation mit weniger Wägen. Die Südostbayernbahn will Energie sparen, zum Unmut der Pendler aus dem Raum Dorfen. Die erhalten nun manchmal keinen Sitzplatz mehr.

Schon verrückte Zustände in einem Land, dessen Politiker behaupten, man lebe quasi täglich und überall auf fünf- Sterne- Niveau. Doch irgendwie spüren gerade in dieser Situation immer mehr Menschen, dass Profit nicht alles sein kann.

 

Der Profit der Bahn in diesem Fall, der gesteigert wird, durch Energiesparen, verbunden mit weniger Sitzplätzen für die Fahrgäste.

 

Denn die Fahrgäste fahren in den Stoßzeiten eigentlich nicht aus purem Vergnügen mit der Südostbayernbahn. Das tägliche Zugfahren ist weder eine reine Freude, noch ein gewünschtes Treffen mit Mitmenschen jeglicher Art, die dasselbe Schicksal teilen.

 

Das Bahnpersonal ist ebenso wenig Ausschlag gebend, sich täglich in die Züge der Südostbayernbahn zu sitzen. Eigentlich wollen alle nur in Ruhe und ohne Komplikationen, mit einigermaßen vergleichbarem Luxus gegenüber dem Pkw von A nach B transportiert werden.

 

 

Die Bahn und ihre Angestellten, sind da wohl anderer Meinung.

Für sie fahren die Züge nicht wegen der Kundschaft, sondern weil der Staat sie bestellt. Ginge es nach der Anzahl von Sitzplätzen, müsste die Südostbayernbahn auf manchen ihrer Linien zehn- Sitzer anbieten.

 

Doch der Profit verlangt es, genau da zu sparen, wo man die meisten Kunden langfristig vergraulen kann.

 

 

Geht es nach den Fahrgastzählungen wird der Linzer Zug derzeit kaum mehr genutzt. Bei diesen  Temperaturen setzt sich niemand wirklich freiwillig in die alten Saunen der Südostbayernbahn, auch wenn diese kostenlos zum Zugticket angeboten werden.

 

Überhaupt muss man sagen, dass die Wagenthematik den Horizont der Eisenbahner wunderbar widerspiegelt:

Die Südostbayernbahn geht wohl davon aus, dass alle Pendler jeden Tag denselben Zug nehmen würden. Dass die Fahrgäste wechseln, mal früher und mal später fahren, in manchen Zügen so in abwechselnden Rhythmus mal mehr und mal weniger Leute unterwegs sein könnten, gerade passend zur Urlaubszeit zwischen Pfingsten und den Sommerferien, soweit rechnet die Bahn mit ihren analogen Zählsystemen im Jahr 2012 nun wirklich nicht.

 

Pech für die Pendler aus Dorfen: Sie werden dadurch mit der Aktualität des Eisenbahngesetzes aus der Nachkriegszeit konfrontiert: Nach dem haben wir alle nur Anspruch auf „Beförderung“. Nicht auf einen Sitzplatz.

 

Für alle die sich darüber bei den Verantwortlichen beschweren wollen, denen sei eine E- Mail an die Bayerische Eisenbahngesellschaft nahegelegt: info@bahnland-bayern.de

 

Zudem kann man sich zusätzlich bei Verkehrsminister Zeil beschweren:  poststelle@stmwivt.bayern.de

 

 

Das tolle der Profit- Wachstumspolitik ist nämlich, dass sich die Verantwortlichen dafür nächstes Jahr wieder zur Wahl stellen müssen. Gerade die Pendler auf der Bahnstrecke Mühldorf- München könnten den Politikern zeigen, wie sehr sie mit der Bahn und der dafür verantwortlichen Politik „zufrieden“ sind.

 

Denn so richtig ernst nehmen die Kundschaft derzeit weder die Bahn noch die Politiker.

 

 

Zu guter Letzt noch eine positive Nachricht vom Interesse an diesem Blog:

Im Januar ging mit der Seite www.railblog.info ein zusätzlicher Bahn- Blog zum Thema Bahnknoten München ans Netz.

 

Viele Meldungen, die früher hier im Mühldorf- Blog veröffentlicht wurden, sind seither auf der Münchner Seite zu lesen. Wir gingen daher von einem Einbruch der Leserzahlen aus. Doch weit gefehlt: Im Schnitt besuchen diese Seite weiterhin über 5000 Leser pro Monat!

 

Der München- Blog hat bei einigen Artikeln innerhalb weniger Tage 500 Leser und mehr.

Das zeigt: Das Interesse der Bürger an der Entwicklung der Bahn ist weitaus größer, als es sich das Bundes- Unternehmen und die Politiker wünschen.