Ausbau Bahn Mühldorf- Tüßling: Spatenstich drei mit einer großen Unbekannten

Bautafel in Ampfing- Bahnausbau MühldorfInn-sider.de:

Im Jahre 2007 fand der erste große Spatenstich zum zweigleisigen Ausbau der Bahn zwischen München, Mühldorf und Freilassing statt. Damals wühlten Bayerische und Berliner Politiker mit europäischen Gesandten in Ampfing im Boden herum, erst ein Jahr später begannen die Baumaßnahmen, die schmucke Bautafel als Sinnbild für die politischen Untaten versank zwischenzeitlich im meterhohen Gras.

Zwischendurch gab es den zweiten Spatenstich, zum Bau der neuen Brücke über den Inn, der mit Sonderzug, provisorischen Bahnsteig und Catering gefeiert wurde.

Im Juli 2013 soll nun der dritte Spatenstich folgen, zum Beginn des zweigleisigen Ausbaues zwischen Altmühldorf, wo das bisherige 2. Gleis aus Ampfing endet, über den Bahnhof Mühldorf bis Tüßling.

Spötter behaupten, die Kosten für solche weiß- blauen Spatenstich- Events verursachen tausende, wenn nicht mehrere zehntausend Euro, je nach Aufwand, für den Bau künstlicher Bahnsteige, Festzelte und dergleichen.

Ein neuerliches großes Trara, mit einer noch größeren Unbekannten ist der diesjährige, zweigleisige Spatenstich- Event, pünktlich zum Auftakt der Wahlkampfzeit für die Landtags- und Bundestagswahl im September 2013.

Denn selbst wenn im Gegensatz zum mittlerweile legendären Spatenstich bei Ampfing diesmal tatsächlich schon Baurecht herrschen sollte, bleibt eine große Unbekannte: Die möglichen Klagen der Anlieger.
Denn der erste von zwei Bauabschnitten reicht eben nicht nur von Altmühldorf bis zum Bahnhof Mühldorf, sondern einige Meter in den Abschnitt Mühldorf- Tüßling hinein.

Hier wohnen die etwaigen Kläger die nicht verstehen wollen, warum die Bahn hier auf 160 km/h ausbaut, wenn längst klar ist, dass in den nächsten 15 bis 20 Jahren kein Zug mit dieser Geschwindigkeit an ihren Häusern vorbei ohne Halt durch den Bahnhof Mühldorf fahren wird.
Schlimmer noch, es ist nicht abzusehen, ob jemals ein Zug mit 160 km/h ohne Halt durch Mühldorf fahren wird, den Versprechen aus dem Jahre 1985 der Europamagistrale von Paris über Stuttgart 21, München, Mühldorf, Salzburg, Wien bis Budapest glaubt seit langem kein Mensch mehr.

Sollte der Ausbau in diesem Bereich beklagt werden, schiebt das die Baumaßnahmen nach hinten. Die Fertigstellung beziehungsweise Vollendung des ursprünglich im Jahre 1998 schon durchgeplanten zweigleisigen Ausbaues, damals mit weit weniger Einschnitten für die Betroffenen Anlieger in Mühldorf, würde sich verzögern.
Nicht wenige Anwohner hatten den damaligen Ausbauplänen bereits zugestimmt und verstehen deshalb umso weniger, warum die Bahn nun mehr Platz braucht und beim Lärmschutz insgeheim wohl nur Geld sparen will. Während in Berlin und Stuttgart geklotzt wird, soll die bayerische Landbevölkerung tunlichst mit dem Nötigsten zufrieden gestellt werden.

Schlecht für die Industrie im Chemiedreieck wäre es, wenn das angepeilte Fertigstellungsdatum des zweigleisigen Ausbaues von Mühldorf nach Tüßling damit gefährdet werden würde. Ursprünglich war die Fertigstellung einmal für das Jahr 2015 vorgesehen, neuerdings heißt es 2016 (Politik) bzw. 2017 (Bahn) wären realistischer. In Bahnforen im Internet werden sogar die Jahre 2018 oder 2020 diskutiert.

Zu Beginn der Amtszeit von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer aus Traunstein, im Jahr 2009, hieß es übrigens noch, die weiteren, zweigleisigen Abschnitte nach München, die Baumaßnahmen zwischen Dorfen und Thann Matzbach, sowie Hörlkofen und Markt Schwaben sollten ebenfalls bis zum Jahr 2015 ausgebaut werden.

Mittlerweile will Ramsauers Ministerium die 46 Kilometer von Markt Schwaben bis Ampfing in einem Stück zweigleisig ausbauen lassen, doch selbst die Vorplanungen für diesen Ausbau hinken zwischenzeitlich schon zwei Jahre zurück.
Eine Studie, teilweise finanziert mit Geldern der Europäischen Union, die im September 2012 fertig sein sollte, wird nun für 2014 erwartet.

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Insgesamt wären mit dem Abschnitt Ampfing- Mühldorf- Tüßling gerade einmal 16 Kilometer von 143 zweigleisig ausgebaut und befahrbar, in einem Zeitraum von fast 28 Jahren, dem Beginn der politischen Ausbauversprechen.

Ein Grund mehr, warum die Anlieger in Mühldorf nicht glauben wollen, dass jemals ein Zug mit 160 km/h ohne Halt am Bahnhof Mühldorf und ihren Häusern vorbeirauschen wird. So langsam glauben in Bayern nicht einmal mehr die gutgläubigsten Menschen den Versprechen bayerischer Politiker..