Salzburg per Bahn: Richtig an- und eingebunden werden die österreichischen Nachbarn nicht

Die Bahn- Anbindung Mühldorf- Freilassing- Salzburg ist nicht mehr zeitgemäß
Die Bahn- Anbindung Mühldorf- Freilassing- Salzburg ist nicht mehr zeitgemäß

Die Bahn- Manager und Macher in der Münchner Zentrale an der Donnersberger Brücke werben für vieles: Bergtouren mit der Bahn zum Beispiel oder Ausflüge am Wochenende. Doch außer von München direkt in den Süden sieht es mau aus, mit entsprechenden Bahn- Angeboten. Während die DB Regio großspurig Broschüren verteilt, wie toll die Fahrgäste mit der Werdenfelsbahn in die Berge kommen, lässt die Mühldorfer Südostbayernbahn die Berge rund um Salzburg, Bad Reichenhall und Berchtesgaden sprichwörtlich „links“ liegen. Dabei käme der Chef der Südostbayernbahn, Christoph Kraller, eigentlich aus der Region Traunstein.

Ein besonderes Ärgernis ist vor allem die Bahnlinie Mühldorf- Salzburg. Die im Jahr 2014 immer noch „nur“ im völlig überholten zwei- Stunden- Takt bedient wird und am frühen Abend den Verkehr einstellt. Fast so, als wolle die Bayerische Eisenbahn Gesellschaft mitsamt den Politikern in München und der Region nicht, dass der Raum Salzburg besser zu erreichen wäre. Oder Berchtesgaden.

Morgens geht immerhin ein Zug von Mühldorf nach Salzburg, der die Mozartstadt via S- Bahn um 7.29 Uhr erreicht. Doch selbst das ist zu spät, für Berufspendler in die boomende Stadt an der Salzach.

Die Gemeinden entlang der Bahnlinie wollen schon lange einen Stundentakt und selbst weit über die Grenzen Salzburgs hinaus zieht es die Menschen ins Salzkammergut:

Zum Wandern oder zur Fahrt mit der Westbahn nach Wien. Die Jugend aus der Region geht schon lange in Salzburg weg, selbst in die Ferien starten Menschen aus Südostbayern lieber von Salzburg oder Wien per Flugzeug, als vom Flughafen München. Kein Wunder, bei der miserablen Bahn- Anbindung des Münchner Flughafens Franz- Josef- Strauß im Erdinger Moos.

Der Salzburger Christkindlmarkt, eine Einkaufstour im Europapark oder einfach nur ein Biergartenbesuch am Fuße der Burg, für Einheimische ist eine Fahrt nach Salzburg lukrativer, als nach München.

Wäre da nur nicht diese schlechte Bahn- Anbindung mit der miserablen Taktung. Wenig verwunderlich, dass das von den Fahrgästen nicht angenommen wird. Wer will schon auf die Uhr sehen müssen, zu welcher Stunde der nächste Zug fährt? Das alles wäre bei einem Stundentakt weniger nervend, so fahren sie alle mit dem Auto. Außerdem sieht die Südostbayernbahn als Endhalt immer „Freilassing“ und nicht den Salzburger Hauptbahnhof vor. Als ob im Jahr 2014 noch irgendwer nach „Freilassing“ fahren will…

Groß umgebaut, vom Sack- zum Durchgangsbahnhof. Salzburg Hbf. Nur enden viele Züge der Südostbayernbahn nach wie vor in Freilassing, anstatt in der Mozartstadt
Groß umgebaut, vom Sack- zum Durchgangsbahnhof. Salzburg Hbf. Nur enden viele Züge der Südostbayernbahn nach wie vor in Freilassing, anstatt in der Mozartstadt

Salzburg erstickt so im Pkw- Verkehr, der von Bayern aus die Stadt überrollt. Derzeit wird auf der Münchner Straße gebaut, der Hauptader nach Freilassing. Das führt dazu, dass selbst die Autobahn A8 gen München dicht ist. Wer den Stadtverkehr in Salzburg aus dem Süden kommend meiden will, steuert den ehemaligen Grenzübergang Walserberg an, fährt in Piding von der Autobahn ab und weiter nach Freilassing. Schrittgeschwindigkeit auf einer Autobahn, zur Hauptverkehrszeit. Da lächelt mancher Autofahrer nur mühselig, wenn ihn Schilder wie „Bundesrepublik Deutschland“ oder „Freistaat Bayern“ begrüßen. Unweit davon deutet ein weiteres Schild auf die eigentlich Schuldigen: „Berlin – 708 km“. Denn dort sitzen die Hauptverantwortlichen für die Zustand der heimischen Bahnlinie.

Um den Verkehr zu entzerren, wäre längst eine S- Bahn- ähnliche Anbindung des Salzburger Einzugsgebietes auf bayerischer Seite notwendig. Ob nach Traunstein oder in Richtung Mühldorf. Die Gemeinden entlang der Bahnlinie in der Region hätten gerne eine Salzburger S- Bahn, doch das bisherige Verkehrskonzept des Landkreises Traunstein war nicht auf diese Bahn- Linie ausgerichtet. Die Busse des ÖPNV fuhren die Bahnhöfe gar nicht erst an oder verkehrten parallel zu den Zügen. Lokales Denken vor Ort heißt: Die Erreichbarkeit der Kreisstadt Traunstein ist wichtiger, als das nahe Zentrum in Salzburg. Eine rückständische, provinziale Politik, die die Zeichen der Zeit mit offenen Grenzen in Europa nicht erkannt hat. Oder davon überrollt wurde.

Was allerdings noch schlimmer wiegt, sind die abendlichen Bahn- Verbindungen. Der letzte Zug der Mühldorfer Südostbayernbahn verlässt Salzburg um 19.07 Uhr. Unvorstellbar, dass die Bahn hier nicht längst Züge bis Mitternacht anbietet. Selbst das für Mühldorf völlig unbedeutende Rosenheim ist besser angebunden, Landshut unisono. Aber Salzburg? Als ob Rosenheim und Landshut mehr zu bieten hätten… So lohnt sich weder ein Kinoabend- noch Kulturveranstaltungen.

 

Salzburg setzt auf die S- Bahn:  Die neue "Stammstrecke" verbindet den Hauptbahnhof, die Altstadt, das Fußball- Stadion und das Einkaufszentrum. Das 3. Gleis endet allerdings an der Grenze zu Bayern... Das erschwert einen s- bahn- ähnlichen Bahntakt.
Salzburg setzt auf die S- Bahn:
Die neue „Stammstrecke“ verbindet den Hauptbahnhof, die Altstadt, das Fußball- Stadion und das Einkaufszentrum. Das 3. Gleis endet allerdings an der Grenze zu Bayern… Das erschwert einen s- bahn- ähnlichen Bahntakt.

Bis auf die Vorstöße einiger Bürgermeister im Salzachtal kommt dementsprechend wenig von der Politik, die Bahnanbindung Salzburg- Mühldorf besser zu bedienen.

Die lokalen Größen in Mühldorf haben augenscheinlich Angst, weitere Kaufkraft könnte abwandern. Oder die Arbeitswelt im nahen Österreich besser bezahlte Alternativen für die Menschen bieten, als die hiesigen Firmen. Überfällig wäre ein Stundentakt längst, nicht nur für Studierende.

Kürzlich erreichten uns Klagen die besagten, dass weder die Taktung an die Westbahn nach Wien, noch an die Meridian- Züge in Salzburg bzw. Freilassing konform sind. Für die Südostbayernbahn und die bayerische Politik endet die eigene, kleine Welt im nahen Osten Münchens mit der alten Weltanschauung, „die Erde ist eine Scheibe“. So richtig an- und eingebunden werden die österreichischen Nachbarn jedenfalls nicht, dafür lässt man sie im Pkw- Verkehr ersticken.