Zum Streik: „Das saß“! Zur Klimafrage: Wer will so eine Bahn als Auto-Ersatz?

Staats-Konzern Bahn: Der Staat sind wir alle und in Zeiten des Klimawandels, Diesel-Skandals und Staus in den Städten sollten wir uns alle fragen, was uns eine intakte, zuverlässige und funktionierende Bahn „wert“ ist? Dazu gehören gut bezahlte Mitarbeiter, deren oberstes Ziel ein reibungsloser Ablauf, Pünktlichkeit und das Wohl der Kunden sein sollte. Davon sind wir hier in Deutschland alle miteinander derzeit weit entfernt.
Viele ach so geschätzten „Fahrgäste“ der Bahn haben schon mehrere Streiks erlebt. Aber selbst die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) erreichte nie dieses Ausmaß, das die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nun fabrizierte. Früher fuhren zumindest bei ausgedünntem Fahrplan wenige Züge, wer diesmal in die Nähe eines Bahnhofes kam, erlebte eine gespenstische Atmosphäre. Natürlich blieb eine frühe Warnung der Bahn, zumindest in Mühldorf, aus. So war das Parkhaus am Bahnhof leer. Einige wenige Pendler kamen ernüchtert von den Gleisen zurück. Auf den Bahnsteigen brannte kaum Licht, die Züge standen in der Dunkelheit wie an einem verlassenen Geisterbahnhof.
In der Bahnhofshalle schauten wenige Menschen entgeistert gen Abfahrtstafel, ein Auto um das andere fuhr vor, um die Pendler wieder abzuholen. Manche bildeten kurzfristig eine Fahrgemeinschaft und machten sich auf den Weg nach München.
Wer auf so eine Möglichkeit wartete, durfte zwischenzeitlich immer wieder Durchsagen hören, dass bis 9 Uhr kein Zug fahren würde. Wie heftig der Streik die Bahn traf, zeigte, wer da die Durchsagen machte: Nicht die gewohnten Stimmen, sondern die Stimme eines der führenden Managers der Mühldorfer Südostbayernbahn. Kein Wunder, dass die nicht einmal mehr dazu kamen, E-Mails zu versenden. Es klang, als wollte da jemand in letzter Not Kunden nach Hause schicken. Der Bahnhof wirkte wie in einer Geisterstadt.
In manchen Autos (natürlich Diesel!) nach München dürfte dann zumindest in Heldenstein Freude aufgekommen sein: Weitere Streiks bei der Bahn werden folgen, aber im nächsten Jahr hat dann zumindest die Fahrerei auf der B12 ein Ende, wenn die A94 durchgängig bis München befahrbar ist.
Über der Bahn steht das Bundesverkehrsministerium und darüber die Bundesregierung in Berlin. Es wäre an der Zeit, dass die endlich mit gutem Beispiel voran gehen, was den ÖPNV und die Bahn betrifft, Zeichen setzen, in Zeiten des Klimawandels. Dazu gehört auch, dem Bahn-Konzern die Aufsicht über die Infrastruktur, sprich das Schienennetz zu entziehen! Schalthebel wie Stellwerke und Signale müssen entprivatisiert werden! Alles andere wäre eine weiterhin geheuchelte, ja vorgeschobene Klimapolitik auf dem Rücken der Autofahrer.
Kommentare im Internet gab es zur Genüge. „Ich fahre seit dem Streik im Herbst 2007 keine Bahn mehr“ – schrieb da einer. „Fazit: Kein Stress, Puls wieder normal, keine Nachteile“ bis zu 500 Kilometer würde er mit dem Auto fahren, darüber hinaus gäbe es ja ein Flugzeug. Um zum Klimaschutz zurückzukommen hieß es weiter „ich verbrauche auch keinen Kohlestrom (Sekundärenergie!)“.
So bleibt festzuhalten: „Das saß“! Die Auswirkungen dieses Streiks für die Kundschaft waren heftig. Ob es wirklich sinnvoll ist, auf die Eisenbahn als dauerhaftes (klimaschonendes) Verkehrsmittel zu setzen, diese Frage dürfte sich mancher noch tage- und wochenlang stellen.
von M. Wengler