Der Bahnausbau nach Mühldorf und der Brenner- Basis- Tunnel (BBT)

Update – 22.10.2011:

In einer Fragestunde im Bayerischen Landtag antwortete Bayerns Bahnchef Klaus- Dieter Josel auf folgende Frage (sinngemäß):

Im Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bundestag wird der Planfall 5b beim Planfall 36 als „Bezugsfall“ tituliert. Ist der optimierte Ausbau München-Mühldorf-Freilassing für den Bau einer Brenner-Basis-Tunnel-Anbindung wirklich Voraussetzung?

War verknüpft, jetzt aber nicht mehr. Keine Voraussetzung.

Anmerkung der Redaktion: Eine schriftliche Bestätigung dieser Aussage vom Büro des Herrn Josel steht derzeit noch aus. Dennoch sind wir der Meinung, dass solche neuen Entscheidungspunkte nicht vor der Öffentlichkeit geheim gehalten werden sollten.

 

Inn-sider.de: Hat der Brenner- Basis- Tunnel als Junktim der Mühldorfer Bahnlinie ausgedient?

Diese Woche äußerte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer Ideen zum Ausbau der Schienenwege von München bis zum Brenner- Basis- Tunnel.

 

Der Ausbau zum Brenner im Inntal, wurde in den vergangenen Jahren in Abhängigkeit mit dem Ausbau der heimischen Bahn München- Mühldorf- Freilassing in Zusammenhang gebracht. Als sogenanntes Junktim.

Der Mühldorfer Anzeiger berichtete am 02.02.2008:

,,Brennertunnel als Voraussetzung
Mit einer Klarstellung hat das Bundesverkehrsministerium
auf den Streit um europäische Fördermittel reagiert: Der
komplette Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-
Freilassing hängt vom Bau des Brennerbasistunnels ab und
steht deshalb vor 2022 nicht zur Diskussion.
(..) ,,Für einen kompletten Ausbau der
Schienenverbindung München – Mühldorf –
Freilassing besteht in den kommenden Jahren kein
Bedarf“, teilte Ministeriumssprecherin Julie Heinl
gestern schriftlich auf eine Anfrage des Mühldorfer
Anzeigers mit. ,,Der Ausbau des Abschnitts Mühldorf
– Freilassing steht erst zur Diskussion, wenn nach
2022 der Brennerbasistunnel fertig gestellt ist und
Verkehre in Richtung Salzburg nicht mehr über
Rosenheim sondern über Mühldorf geführt werden sollen.““

Wenige Tage später, am 19.02.2008, hieß es im Mühldorfer Anzeiger:

,,Brennertunnel bleibt Bedingung
Ein klares Bekenntnis zum Ausbau der Begegnungsstrecken
hat Verkehrsstaatssekretärin Karin Roth gegenüber Ewald
Schurer (SPD) gegeben. Zugleich bleibt die Verknüpfung
des Gesamtausbaus mit dem Bau des Brennerbasistunnels
bestehen.
Am Rande einer SPD-Fraktionssitzung bekräftigte
Roth, dass die vier Begegnungsabschnitte bis 2015
oder 2016 fertig sein sollen. Die von der Europäischen
Union nicht genehmigten Zuschüsse werde der Bund
ersetzen, teilte Roth nach Angaben Schurers mit. Als
Kosten für den Ausbau nannte die Staatssekretärin
440 Millionen Euro, in denen auch der Ausbau
zwischen Freilassing und Salzburg enthalten ist.
Noch offen ist dagegen die Planung und Finanzierung der
Elektrifizierung der Strecke, die erst nach dem Bau der
Begegnungsabschnitte sinnvoll ist. Roth erinnerte an Zusagen des
damaligen bayerischen Wirtschaftsministers Otto Wiesheu – jetzt
Bahnvorstand – gemeinsam mit der Bahn und dem Bund die
Finanzierung zu übernehmen. Sie forderte deshalb vom Freistaat
Bayern, «die Verantwortung federführend wahrzunehmen». Auf
dem Tisch liegt auch ein Angebot des Städtbunds, die Planung
vorzufinanzieren.“

Von den vier Begegnungsabschnitten, die bis zum Jahr 2015 oder 2016 fertig gestellt sein sollten, blieben nur zwei übrig: Ampfing- Altmühldorf und Altmühldorf- Mühldorf- Tüßling. Richtung München, bei Dorfen und Hörlkofen, geschieht bis zum Jahr 2020 wohl nichts mehr.

Der Brenner- Basis- Tunnel wird nun gebaut, zumindest ein Erkundungsstollen. Das sorgt auf deutscher Seite für heftige Diskussionen.

Rosenheim24.de: Brennerzulauf: Kritik an Ramsauers Vorschlägen

Völlig aus dem Blickwinkel scheint nun der Ausbau der Mühldorfer Bahnlinie.

Dabei heißt es in der Bedarfsplanuntersuchung des Bundesverkehrsministeriums, im so genannten Planfall 36, der die Brenner- Anbindung darstellt:

„Die Bewertung des Planfalles 36 baut auf der des Planfalles 5b auf.“

Der Planfall 5b ist der ,,optimierte Ausbau“ der ABS 38, München- Mühldorf- Freilassing. Die reduzierten Ausbaukriterien dieses ,,optimierten Ausbaues“ sehen im Verkehrsinvestitionsbericht der Bundesregierung vom Jahr 2010 an den Bundestag die unten aufgeführten Maßnahmen vor.

Durch die Anbindung an den Brenner- Basis- Tunnel im Inntal, müssten laut Bedarfsplan des Bundes, aus dem Jahr 2010, folgende Ausbaumaßnahmen auf der Bahnlinie München- Mühldorf- Freilassing erfüllt sein:

„Im Fokus befinden sich die Teilstücke Kirchweidach- Wiesmühl (11 Kilometer) sowie Markt Schwaben- Ampfing (46 Kilometer). Darüber hinaus sollen die Bahnhöfe Garching und Laufen mit 750 Meter langen Begegnungsabschnitten versehen werden. Einen Zeitrahmen konnte der Bundesverkehrsminister allerdings nicht nennen.“

berichtete der Innsalzach- Kurier in der Ausgabe 120 auf Seite 9.

„(..) Derzeit laufe die Planfeststellung für den Abschnitt Mühldorf-Tüßling. Er (Ramsauer, die Red.) hoffe, dass das Baurecht sowohl für diesen Abschnitt als auch für das dritte Gleis von Freilassing nach Salzburg im Jahr 2013 erreicht sei. (..) Mit den zweigleisigen Abschnitten zwischen München und Markt Schwaben, Ampfing und Mühldorf und den nun vorrangig angestrebten zweigleisigen Streckenteilen zwischen Mühldorf und Tüßling sowie zwischen Kirchweidach und Wiesmühl bei Tittmoning könne man die Kapazität der Strecke schon merklich erhöhen.“

war auf
Chiemgau-Online.de zu lesen.

Sind Bahn, Bund und Freistaat zu dem Schluss gekommen, die ABS 38, den Ausbau München- Mühldorf- Freilassing, in keinem Fall bis zur Inbetriebnahme des Brenner- Tunnels im Jahr 2026 finanzieren zu können?

Oder handelt es sich in Sachen Brenner um ein ,,gut Will zeige Projekt“? Um symbolische Planungen, um guten Willen gegenüber Österreich und Italien zu zeigen?

Der Ausbau der heimischen Bahnlinie nach Mühldorf, der erwähnte Planfall 5b, wird derzeit auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Der Brenner- Zulauf soll weitere 2,6 Milliarden Euro kosten.

Zusätzlich kosten die Pläne in München, zur Anbindung des Flughafens, fast 4 Milliarden Euro.

Kaum vorstellbar, dass all diese Projekte zeitnah zu realisieren sind. Ein weiterer, bitterer Beigeschmack zum weiteren Ausbau der Bahn zwischen Mühldorf und München.

Projektkenndaten des Planfalles 5b, ,,optimierter Ausbau der ABS 38″, Bahnlinie München- Mühldorf- Freilassing:

– Streckenlänge: 145 km,
– Entwurfsgeschwindigkeit: 120-160 km/h,
– Fahrzeit (München Hbf-Freilassing)
– vor Baubeginn: 82 Min.,
– nach Bauende: 74 Min.,
– Gesamtkosten: 1386 Mio. Euro.
(Angaben aus den Jahren 2008/2009: Gesamtkosten 2 836 Mio. Euro)

1. Baustufe:

– Erhöhung der Geschwindigkeit durch Trassenkorrekturen und Linienverbesserungen auf den auszubauenden Abschnitten
(Zeitraum völlig OFFEN)

– Ausbau des Bereiches München-Berg am Laim,
(ABGESCHLOSSEN)

– Zweigleisiger Ausbau eines Begegnungsabschnittes zwischen Markt Schwaben und Tüßling: Ampfing- Altmühldorf
und Altmühldorf- Tüßling (ohne zweigleisige Innbrücke),
(teilweise ABGESCHLOSSEN)

– ESTW Burghausen (mit Kapazitätserweiterung) und Neubau der zweigleisigen Innbrücke bei Ehring im Rahmen des KP I,
(Fertigstellung 2011)

– Dreigleisiger Ausbau Freilassing- BGr DE/AT (-Salzburg),
(Baubeginn voraussichtlich 2013)

2. Baustufe:

– Komplettierung zweigleisiger Ausbau zwischen Markt Schwaben und Tüßling: Markt Schwaben-Hörlkofen,
Hörlkofen-Obergeislbach, Obergeislbach-Dorfen und Dorfen-Ampfing,
(Zeitraum völlig OFFEN)

– Elektrifizierung Markt Schwaben-Tüßling-Burghausen,
(Zeitraum völlig OFFEN)

– Teilausbau Tüßling-Freilassing durch zweigleisigen Ausbau Kirchweihdach-Tittmoning-Wiesmühl,
(Zeitraum völlig OFFEN)

– Elektrifizierung Tüßling?Freilassing,
(Zeitraum völlig OFFEN)

– Truderinger Kurve (eingleisig elektrifiziert).
(Zeitraum völlig OFFEN)

 

siehe auch:

Lesermeinung: Wir stehen vor dem Nichts!

Lesermeinung: Weiterer Etappensieg beim Bahnausbau

 

 

2 Kommentare

  1. Brennerbasistunnel (BBT) als *Voraussetzung* für den Ausbau München-Mühldorf-Freilassing? Ich denke, da verwechselt wer Voraussetzung und Folge. Der BBT kann vermutlich nicht mit dem Norden verbunden werden, wenn München-Rosenheim-Freilassing nicht entlastet wird.
    Entweder hält da jemand die Allgemeinheit für völlig deppert, oder es will uns jemand nach Strich und Faden einen Bären aufbinden.

  2. Die politischen Pläne geben die Sache so vor.

    Für die nötige Entlastung zum Brenner- Zulauf muss der Ausbau München- Mühldorf- Freilassing angegangen werden.

    Andererseits geht es hier auch um Gelder:
    Derzeit fahren die Züge von München nach Salzburg/ Wien über Rosenheim.

    Der Ausbau nach Mühldorf ist somit nicht für diese Züge nötig, da diese derzeit noch auf der Rosenheimer Strecke Platz haben.

    Für den Nahverkehr München- Mühldorf ist kohletechnisch der Freistaat Bayern verantwortlich.

    Den Bund interessiert es nur wenig, ob hier Regionalzüge einen Engpass haben.

    Der Güterverkehr fällt auch nicht ins Gewicht, da hier noch freie Kapazitäten in der Nacht herrschen.

    Aus Berliner Sicht ist das durchaus verständlich. Und so klammert sich die Staatsregierung an den BBT, um keine Gelder für Nahverkehrsausbauten zwischen München und Mühldorf investieren zu müssen.

    Das dritte Gleis, z.B., zwischen München- Riem West und Markt Schwaben hätte mit GVFG- Geldern gebaut werden müssen. Da man dessen Nutzung der S- Bahn bzw. dem Regionalverkehr zurechnet.

    Die Nahverkehrsgelder (GVFG) enden im Jahr 2018, werden bis dahin für den Bau des 2. S- Bahn- Stammtunnels oder aber den Erdinger Ringschluss etc. benötigt.

    So schließt sich der Kreis, warum hier so oft über die Münchner Themen berichtet wird.

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